Heizkraftwerk gestorben ?

NEUMARKT. OB Thomas Thumann will dem Stadtrat empfehlen, die Pläne für ein städtisches Blockheizkraftwerk nicht mehr weiter zu verfolgen.

Den überraschenden Umschwung gegen das bisher eigentlich von allen Seiten begrüßte Großprojekt begründete Thumann mit den nicht mehr vertretbaren Kosten - vor allem seit einige der potentiellen Abnehmer von Strom und Wärme oder Kälte abgesprungen seien.

In einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch verwies der OB auf die ihm vorliegenden Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Kommunalen Prüfungsverbandes, denen zufolge die Stadt ja nach "Fall-Lage" bis zu "500.000 plus X" Euro an jährlichem Defizit zu tragen habe. Angesichts von Investitionen für das Kraftwerk in Höhe von rund 30 Millionen Euro sei dies nicht mehr vertretbar.

Der Neumarkter Stadtrat hatte im Februar für den Bau eines solchen Heizkraftwerks Grünes Licht gegeben (wir berichteten).

Der Kommunale Prüfungsverband hatte jetzt die Pläne der Stadt nach mehreren "Fall-Varianten" durchgerechnet und dabei auch Aspekte wie Heizölpreise, Leitungskosten und die Anzahl der Energie-Abnehmer berücksichtigt.

Und gerade bei der Variante mit der "kleinen Lösung" - also einer verminderten Zahl von Energie-Abnehmern - komme man auf für die Stadt untragbare Kosten. Wären alle ursprünglichen potentiellen Abnehmer dabei geblieben, hätte man das Projekt "in gewissem Maße" als "gerade noch wirtschaftlich vertretbar" gesehen, hieß es. Wer von den potentiellen Abnehmern abgesprungen ist, sagte Thumann in dem Pressegespräch nicht.

Mit der von der Firma Pfleider vor einigen Tagen geäußerten grundsätzlichen Kritik an Heizkraftwerken mit Holz-Verfeuerung (wir berichteten) habe seine Entscheidung nichts zu tun, sagte Thumann.

Bei dem in Holzheim geplanten Blockheizkraftwerk wäre vor allem neben der Abnahme von Strom und Wärme auch die Abnahme von gewonnener Kälte in den warmen Monaten wichtig gewesen, erklärte Thumann - und vor allem hier scheint es an Abnehmern gemangelt zu haben.

Thumann wollte nicht verhehlen, daß ihm die Entscheidung gegen eine solche Anlage schwer gefallen ist - er habe sich "mit zwei tränenden Augen" dazu entschlossen, sagte er. Allerdings müsse er als Oberbürgermeister der "Realität ins Auge blicken".

Entscheiden wird über die Zukunft eines städtischen Heizkraftwerks im Januar der Neumarkter Stadtrat. Thumann wies aber darauf hin, daß mit seiner Ablehnung der Anlage ganz sicher nicht Schluß sei mit "Projekten der Stadt zum Thema Klimaschutz und Energiegewinnung".

Ganz im Gegenteil: mit den frei gewordenen Summen erhalte man wieder unvorhergesehenen Handlungspielraum. Es habe deswegen auch schon Gespräche gegeben, erklärte Thumann. Es könnte sich dabei um kleine dezentrale Biomassekraftwerke handeln. Näheres wollte er aber dazu nicht sagen.

Den Freitag-Nachmittag verbrachte Oberbürgermeister Thumann damit, den potentiellen Abnehmern in Neumarkt die Hiobs-Botschaft telefonisch mitzuteilen.
14.12.07
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Telefon Redaktion


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