Gedanken zum Weihnachtsfest

von Dekan Richard Distler

"Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam ist die Welt - es möge auch uns erleuchten", so schrieb mir dieser Tage unser Bischof Dr. Gregor Maria Hanke in einem Weihnachtsgruß.

Aber braucht denn der heutige Mensch noch Licht und Erleuchtung von oben in einer Zeit, wo das Übermaß an Lichtreklamen unsere Augen schier blendet ? Brauchen wir wir noch den Glanz aus der Höhe in einer Zeit, wo jeder und alles selber glänzen will und glänzen soll, um auf sich aufmerksam zu machen ? Dringt denn der Glanz aus der Höhe überhaupt noch durch im gleißenden Licht der Scheinwerfer und der taghell erleuchtenden Städte und Märkte ? Bei all dem Neonlicht scheint das himmlische Licht zu verblassen.

Dennoch: An Weihnachten jedenfalls bekommt es die Chance, immer wieder aufzuflackern. An Weihnachten versucht jeder, gut gestimmt zu sein, zu lächeln und anderen Freude und Geschenke zu machen. An Weihnachten wenigstens, so sagen viele, da gehen wir auf jeden Fall in die Kirche. In der Tat: Unsere Kirchen und unsere Festgottesdienste in Stadt und Land sind sicher wieder überfüllt. Irgendwie treibt doch viele von uns die Sehnsucht nach dem Heiligen und dem Göttlichen um. Irgendwie läßt sich anscheinend der Glaube doch nicht ersticken. Irgendwie hat auch noch der moderne Mensch Sehnsucht nach dem Glanz der Ewigkeit, Sehnsucht nach dem Licht aus der Höhe und Sehnsucht nach dem Himmel. Gerade das Weihnachtsfest und die Heilige Nacht erweckt in uns die Gewißheit: Unsere Welt ist oft so unerlöst, ohne Frieden, voller Haß und Streit: Also brauchen wir einen Erlöser. Einen, der uns weiterführt und weiterbringt. Einen, der uns herausholt aus dem ewigen Teufelskreis von Haß und Rache, von Bomben und Attentaten, von Selbstmordanschlägen und Unterdrückung. Einen also, der als das "wahre Licht jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt", wie mir der Bischof schrieb und wie es im ersten Kapitel des Johannesevangeliums zu lesen ist.

Doch jetzt kommt das Überraschende: Weihnachten sagt: Dieser Erlöser ist schon gekommen. Er ist schon da. Er hat schon angeklopft an den Türen dieser Welt und an unseren Türen.

Aber nehmen wir diese unbändige Frohbotschaft überhaupt wahr ? Oder stört es uns wie einst die Machthaber und Frommen vor 2ooo Jahren, dass er nicht mit Paucken und Trompeten kam, mit Pomp und Show, sondern ganz still und leise, unbemerkt inmitten der Nacht und geboren in einem armseligen Stall ? Wer kann es schon begreifen, dass Gott ein Kleiner, ein Niedriger und Armer ist ? Wer kann schon begreifen, dass man sich tief bücken muß, um wenigstens ein bißchen zu erahnen, wer denn dieses Kind in der Krippe überhaupt ist ? Manche meinen: Er sei nur ein besonders Begabter und Intellektueller gewesen, ein guter Mensch und vielleicht ein Prophet wie viele andere auch. Aber warum hatte ausgerech- net dieser Jesus eine solch durchschlagende Wirkung in der Weltgeschichte? Warum folgten und folgen ihm Abermillionen ? Was steckt hinter ihm ?

Die Weihnachtserzählung aus dem Lukasevangelium sagt es schlicht und einfach: Hinter diesem neugeborenen Jesus steckt "der Glanz aus der Höhe und die Herrlichkeit des Herrn". Ohne diesen Glanz ist dieser Jesus nur ein besonderes Kleinkind. Ohne die Herrlichkeit Gottes, die in ihm aufgeleuchtet ist, ist er wirklich nur ein guter Mensch, wie viele andere auch. Aber weil dieser Jesus das Licht vom Lichte, der wahre Gott vom wahren Gott ist, weil er am Herzen des Vaters ruhte und uns Kunde von ihm gebracht hat, deshalb wagt der Evangelist Johannes kühn und mutig zu sagen: "Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. In ihm war das Leben (Gottes) und das Leben war das Licht der Menschen".

Genau um diesen einzigen und zentralsten Punkt, auf den mich unser Bischof in seinem Weihnachtsgruß aufmerksam machte, geht es an Weihnachten. Es geht um das wahre Licht und das wahre Leben, das jeder finden kann, der sich diesem Weihnachtsgeheimnis öffnet. Wer es fassen kann, der fasse es!

In diesem Sinne ihnen allen ein gesegntes Weihnachtsfest.
  von Dekan Dr. Wolfgang Bub

Liebe Leserinnen und Leser,

nun ist es wieder da, das große Fest des Verpackens und Auspackens. Schon die Verpackung eines Geschenkes kann in der Tiefe der Seele gut tun. In ihr spiegelt sich oft etwas von der Liebe eines anderen zu mir und von seinem Engagement und seiner Phantasie für mich.

Ich weiß: Zig Millionen Euro werden in unserem Land alleine für die Verpackung der Weihnachtsgeschenke ausgegeben. Manches kann man schon auch als Geldverschwendung und ökologisch fragwürdigen Brauch kritisieren.

Aber auch ich werde in den nächsten Tagen gerne das eine oder andere Geschenk auspacken. Ich werde mich über manch kreative und phantasievolle Verpackung freuen. Entscheidend ist ja nicht der Preis der Verpackung, sondern das Signal, das von ihr ausgeht. All das Drumherum wird meine Spannung steigern, was denn als eigentliches Geschenk zum Vorschein kommen könnte.

Manchmal habe ich freilich den Eindruck, dass hier und da die Verpackung mit dem Geschenk selbst verwechselt wird. Vor ein paar Jahren gab die damalige Bundesregierung ein Handbuch für Deutschland heraus. Einwanderer sollten sich mit Hilfe dieses Werkes grundlegend über unser Land und seine Kultur informieren können. Auch zum Weihnachtsfest war einiges in diesem Buch zu lesen. Dabei wurde viel erzählt über den Christbaum oder den Weihnachtsmann. Es war jedoch kaum die Rede von der religiösen Bedeutung und damit vom eigentlichen Inhalt des Christfestes. Wurde da nicht die Verpackung mit dem Geschenk selbst verwechselt?

Die meisten Menschen in unserem Land feiern auf irgendeine Weise Weihnachten. Auch die größten Feiertagsmuffel können sich dem kaum entziehen. Zugleich kennen nach einer aktuellen Umfrage nur noch 53Prozent der Bevölkerung genauer die Weihnachtsgeschichte. Ist nicht auch dies Zeichen dafür, dass viele zwar Christbaum und Kerzen, Lieder und Plätzchen, Geschenke und festliches Essen und damit die Verpackung schätzen, aber doch nicht zum eigentlichen Inhalt des Festes vorgedrungen sind?

Die vielen Bräuche in diesen Tagen tun uns gut. Sie helfen, das Fest zu gestalten und zu durchleben. Sie erzählen viel darüber, wer und was uns wichtig ist. Aber sie gehören zur Verpackung und sind noch nicht das eigentliche Geschenk. Entscheidend ist, zu entdecken, was sich hinter all dem letztlich verbirgt.

Das eigentliche Geschenk liegt in der Krippe von Bethlehem. Verpackt in einem unscheinbaren Kind schenkt Gott sich uns Menschen. Auch da kommt es darauf an, hinter das Äußere zu schauen. Wer nur das niedliche Kind sieht, das die Herzen erwärmt, wer die Geschichte von Bethlehem nur für eine Art romantisches Weihnachtsmärchen hält, der schaut bloß auf die Verpackung.

Wer in diesem Kind nur den entdeckt, der später einmal ein vorbildliches Leben führen und Gutes tun wird, wer in ihm gewissermaßen nur eine Art Mutter Theresa oder Albert Schweitzer des ersten Jahrhunderts sieht, der ist auch noch nicht zum Kern vorgedrungen.

Wie bei allen Geschenken, so kommt es auch an Weihnachten darauf an, hinter die Verpackung zu schauen: In dem Kind von Bethlehem den Sohn Gottes zu entdecken; neu zu hören, dass Gott selbst arm wird, um gerade den Menschen nahe zu sein, die auf irgendeine Weise arm sind – arm an Gütern, arm an Liebe, arm an Frieden, arm an Gesundheit, arm an Freude; neu zu glauben, dass dieser Säugling für uns den Weg des Leidens gehen und den Tod besiegen wird; neu zu hören, dass dieses Kind uns einlädt, ihm zu vertrauen und als Christen zu leben.

Verpackungen können wunderschön sein. Oft erwärmen sie unser Herz und tun in der Tiefe der Seele gut. Manchmal verraten sie viel über den, der uns beschenkt. Entscheidend aber ist, dahinter das Geschenk selbst zu entdecken. Das gilt auch für Weihnachten.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Christfest, darin eingeschlossen manch schöne Erfahrung beim Auspacken. Ich wünsche auch viele heilsame Auspackerfahrungen mit Gottes Geschenk, das – verborgen in einem kleinen Kind und in vielen wunderschönen Bräuchen – für uns alle bereit liegt.
24.12.07
Neumarkt: Gedanken zum Weihnachtsfest
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