Auf ein Wort: Pfingsten 2008!
Von Pfarrer Martin Hermann
Jetzt sind viele Wiesen wieder voll von gelb blühendem Löwenzahn. Auch wenn dieser
Anblick viele Hobbygärtner wenig erfreut, schön schauen die Blüten doch aus. Ganz anders ist es dagegen, wenn die Blütezeit vorüber ist. Dann schließt sich der Kopf der Blume nach
oben, wird blass-grau und unansehnlich. Aber wenig später öffnet er sich wieder und eine
Pusteblume wird sichtbar.
Ein duftiger Ball aus winzig kleinen, zarten Fallschirmchen. Die sitzen da wie auf einer Palette und warten darauf, dass jemand vorbeikommt, die Backen aufbläst und sie in alle Welt pustet. Normalerweise besorgt das der Wind. Hunderte von Fallschirmchen lösen sich dann von ihrer Palette und schweben davon. Jedes von ihnen trägt am unteren Ende ein kleines, braunes Samenkorn.
Wo immer der kleine Fallschirm nach längerem oder kürzerem Schwebeflug landet, er wird das Samenkorn in die Erde senken; Eine neue Löwenzahnpflanze wird entstehen, wachsen und alles beginnt wieder von vorn. Wer gesehen hat, wie gelb manche Wiesen im Mai vor lauter Löwenzahn sind, der weiß, wie erfolgreich die Fallschirmchen gewesen sind.
Etwas Ähnliches ist an Pfingsten passiert. Damals saßen die Jünger von Jesus zusammen und warteten auf etwas, das passieren sollte. Wochen zuvor, mit dem Tod Jesu, waren auch ihre Hoffnungen gestorben. Sie waren ängstlich auseinander gelaufen. Sie hatten sich eingeschlossen, die Türen fest verriegelt und sich versteckt. Und dann passiert Unglaubliches: Ein frischer Wind bläst durch das Gemäuer, Feuerflammen entzünden die Herzen der Nachfolger Jesu Christi, Gottes Geist wird ausgegossen und erfüllt sie alle. Schüchterne werden plötzlich mutig. Schweigsame machen den Mund auf. Einfache Menschen, galiläische Fischer, die nie Theologie studiert haben, beginnen mit Vollmacht zu predigen. So erzählt es die Apostelgeschichte.
Sicher wussten die Jünger nicht gleich, wie ihnen geschah, aber sie spürten etwas von der Kraft Gottes, die ihnen Mut machte und sie hinaustrieb in die Welt. Sie erzählten von Jesus, von seinem Leben, von seinem Sterben und Auferstehen. Bei vielen Menschen fiel ihre Botschaft auf fruchtbaren Boden. Glaube entstand und breitete sich aus und tut es bis heute. Dazu braucht Gott begeisterte Menschen, die sich vom Geist Gottes ermutigt auf den Weg zu anderen machen, die den Samen des Glaubens zu ihnen tragen, damit Neues bei ihnen wachsen kann. Auch bei solchen, die die Hoffnung verloren haben, die dem Glauben oder der Kirche den Rücken gekehrt haben.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Neumarkt wird im Herbst dieses Jahres die Aktion "Treten Sie ein 2008!" durchführen. Menschen, die aus der evangelischen Kirche ausgetreten sind, werden angeschrieben und angesprochen: "Ihr seid von Gott und auch von unserer Kirche nicht vergessen." Der Geist Gottes gibt keinen Menschen auf. Nichts ist so festgefahren, dass es sich nicht ändern kann. Auch ein neuer Anfang im Glauben ist möglich.
Dafür steht Pfingsten: Frischer Wind, der auch heute durchs Gemäuer fährt und Kirche erneuern und begeistern will; Feuer des Glaubens, dass auch heute Herzen ergreift, zum Guten verändert und in Bewegung setzt.
09.05.08
Neumarkt: Auf ein Wort: Pfingsten 2008!