Transrapid für einen Euro

Bögl-Aufsichtsrat Dieter Klinger (rechts) mit einem Modell des Zuges, den das Unternehmen nun von München in ihr Werk nach Sengenthal bringt. Mit auf dem Foto auch Innenminister Joachim Herrmann (2.v.l.), der erst am Montag die Bögl-Gruppe besuchte.
Fotos: Archiv/Erich Zwick/Wikipedia

Noch steht der Zug am Münchner Flughafen.
NEUMARKT. Die Firma Bögl hat den am Münchner Flughafen zu Werbezwecken ausgestellten Transrapid-Zug für einen Euro gekauft. Der 25 Meter lange und 50 Tonnen schwere knallrote Zug soll ab Ende nächster Woche auf dem Bögl-Werksgelände in Sengenthal stehen.
Nach dem Scheitern des zwischen dem Münchner Flughafen und dem Hauptbahnhof geplanten Transrapid-Großprojekts (
wir berichteten) hat sich die Firmengruppe Bögl darum bemüht, wenigstens den am Flughafen ausgestellten Werbe-Zug in den Landkreis Neumarktt zu holen (
wir berichteten). Bögl gehört zu dem Industrie-Konsortium und sieht die Transrapid-Technologie auch nach dem "Aus" in München noch längst nicht gescheitert.
Deshalb wolle man den Zug in Sengenthal auch nicht als "Museum" verstanden wissen, sagte Bögl-Pressesprecher Jürgen Kotzbauer am Dienstag in einem Gespräch mit
neumarktonline. Man werde den Zug vielmehr als Zeichen für "Innovationskraft in Sachen Fahrwegtechnik" präsentieren. Schließlich gäbe es weltweit noch mehrere Projekte im Planungsstatus - allein zwei oder drei in den USA. Für Bögl sei das ein Signal, "dass andere Länder aktiv an dieser Technologie festhalten", hieß es.
Allerdings tauchten plötzlich auch andere Interessenten für den am Flughafen in München ausgestellten Zug auf, der dort für Werbezwecke eingesetzt wurde. Auch der Verein "Lokwelt Freilassing" und der "Oldtimerclub Mittleres Vilstal" hatten ihre Ambitionen angekündigt, den Zug ehrenvoll für die Nachwelt zu erhalten (
wir berichteten).
Schließlich erhielt aber am Dienstag doch der große Baukonzern aus dem Landkreis Neumarkt für einen symbolischen Euro den Zuschlag - und das nicht etwa, weil tags zuvor der bayerische Innenminister zu einem Arbeitstreffen in Sengenthal war (
wir berichteten), wie Bögl-Sprecher Kotzbauer auf unsere Frage schmunzelnd abwehrte: "Da ging es um andere Sachen - das Transrapid-Modell wurde höchstens einmal in einem Nebensatz erwähnt".
40 bis 50 Tonnen wiegt der 25 Meter lange Zug, den das Sengenthaler Unternehmen am Münchner Flughafen abbauen und in den Landkreis Neumarkt transportieren will.
100.000 Euro Transportkosten, wie von Fachleuten errechnet, wird der Umzug allerdings nicht kosten. Kotzbauer spricht von "einigen tausend Euro", die zu dem symbolischen Kaufpreis von einem Euro hinzukommen werden. Schließlich habe die Bögl-Gruppe mit ihren 4500 Mitarbeitern die Logistik und das schwere Gerät, um den Abbau und den Transport in Eigenregie zu übernehmen. Kotzbauer: "Und da werden die Kosten natürlich ganz anders kalkuliert, als wenn man ein Transportunternehmen damit beuftragen würde".
Laut Kotzbauer wird schon in den nächsten Tagen mit dem Abbau des Zuges in Münchnen begonnen. Wenn alles planmäßig klappt, soll der feuerrote Zug schon Ende nächster Woche in Sengenthal stehen, wo man auf dem Bögl-Betriebsgelände an exponierter Stelle einen Platz für ihn reserviert hat.
20.05.08
Neumarkt: Transrapid für einen Euro