Forum geplant
NEUMARKT. Bei der Sitzung des CSU-Stadtausschusses wurde ein "Interkulturelles Forum" im Rahmen des Stadtleitbildes angeregt.
Das Thema Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sei längst von der theoretischen Bundesebene auf der sehr pragmatischen kommunalen Ebene angekommen. Arnold Graf, damals noch Bürgermeister, meinte bei einer Diskussion im Stadtrat, die betroffenen Menschen seien wohl erst dann endgültig in Deutschland angekommen, wenn sie ihre Toten nicht mehr per Flugzeug in die "Heimatländer" zurückbringen, sondern eben auch in der neuen Heimat bestatten ließen.
Darum gehe es auch einem kleinen Arbeitskreis der CSU unter der Leitung von Ernst Herbert, der sich zu den Gesprächen in und außerhalb Neumarkts freilich nicht auf die CSU beschränkte, sondern eben solche Leute suchte und fand, für die "dieses ernste Thema tatsächlich ein ernsthaftes Thema war und ist", zum Beispiel Ansprechpartner aus den beiden christlichen Kirchengemeinden der Stadt oder auch Fachleute aus den Friedhofsverwaltungen in Nürnberg oder Schwabach, wo man schon seit Jahren konkrete Erfahrungen sammeln konnte.
Auch die Friedhofsverwaltung und die Bauverwaltung der Stadt seien in diese Bemühungen eingebunden und hätten im Auftrag des Oberbürgermeisters auch bereits Lösungsvorschläge angeboten. Immer noch nicht eingebunden aber sei dabei, und das bemängeln die CSU-Fraktion und der CSU-Stadtverband, die unmittelbar betroffene Bevölkerung, zum Beispiel die Bewohner in Wolfstein, auf deren Friedhof ein muslimisches Gräberfeld errichtet werden sollte.
Ernst Herbert berichtete dazu in einer Sitzung des CSU-Stadtausschusses, man wolle die Integration der Mitbürger mit Migrationshintergrund - aber "nicht, weil Integration derzeit ein Modethema ist, sondern weil die Integration für den gesellschaftlichen und den sozialen Frieden von entscheidender Bedeutung ist". Er meinte aber auch, Migranten und Einheimische müssten sich füreinander öffnen, denn Integration dürfe keine Einbahnstraße sein.
Um diesen gemeinsamen Weg zu beschreiten, hatte die CSU bereits im November zu einer ersten großen Podiumsdiskussion in das Johanneszentrum eingeladen. Das Thema war damals "Die Ziele des Islamismus". Dieser ersten Veranstaltung folgte eine zweite, hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion im März unter dem Motto "Hand in Hand zur Integration", bei der freilich durchaus gegensätzliche Auffassungen unter den Diskutanten vor nahezu 140 Teilnehmern zu Tage traten.
Arnold Graf machte daraufhin den Vorschlag, eine dritte Diskussionsrunde unter das Thema "Grundgesetz und Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland" zu stellen. Als Referenten wünscht sich Ernst Herbert MdL Martin Neumeyer und eventuell Jens Herwig, den Religionsbeauftragten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Damit die Referenten ihre Positionen auch ausführlich darlegen und begründen können und das Publikum mehr mitdiskutieren kann, will man eher auf eine breite Besetzung des Podiums verzichten.
Neben diesen grundsätzlichen Meinungsunterschieden konnte Ernst Herbert aber viel Erfreuliches von einer "sehr pragmatischen Integration" berichten: Sprachkurse auf verschiedenen Ebenen, vom Bürgerhaus über die Mosche bis zu den etablierten Kursen der Volkshochschule, unkomplizierte Begegnung von Menschen, insbesondere auch von Frauen, gemeinsame Veranstaltungen im Sport, Akzeptanz in den Kindergärten und den Schulen der Stadt, nicht zu vergessen die erfreulich offenen Kontakte zwischen den Muslimen und den christlichen Kirchengemeinden und deren Vorständen oder Pfarrern.
Als unmittelbare Aufgabe steht die Umsetzung des nationalen Integrationsplanes auf kommunaler Ebene an durch die Gründung eines sogenannten "Interkulturellen Forums" im Rahmen des Stadtleitbildes, wie es bei der zweiten Podiumsdiskussion gefordert worden war.
Der CSU-Arbeitskreis erwarte sich von einem Forum nicht nur gute Ratschläge, sondern aktive und konkrete Mitarbeit im Kleinen wie im Großen, das heißt zum Beispiel vom Kindergarten bis zur Schule, vom Sportverein bis zu den Kirchen und schließlich ganz konkret und wohl auch fundamental eine allgemein akzeptierte Lösung des Friedhofproblems.
Dafür sei zwar "nicht morgen bereits" eine Lösung zu erwarten, "aber übermorgen darf nicht Jahre bedeuten". Aus der "Einbahnstraße" müsse ein gemeinsamer Weg werden, der freilich keinem Beteiligten oder Betroffenen sein eigenes Menschen- und Lebensbild zerstöre.
23.05.08
Neumarkt: Forum geplant