"Strenge Kontrollen"
NEUMARKT. Eltern müßten sich um den Spiele-Konsum ihrer Kinder kümmern, meint der Chef der SPD-Kreistagsfraktion, Helmut Himmler.
Bei seiner letzten Sitzung in Gardelegen/Sachsen-Anhalt hat sich der "Ausschuss für Schule, Sport und Kultur" des Deutschen Städte-
und Gemeindebundes, dem Himmler als Bürgermeister von Berg angehört, entschieden für die vom Bundestag beschlossene Verschärfung des
Jugendschutzes, mit dem Jugendlichen der Zugang zu Gewalt verherrlichenden Filmen und Computerspielen erschwert werden soll, ausgesprochen.
Killerspiele, Gewalt beherrschte Spiele, welche Mord- und Gemetzelszenen beinhalten, so Himmler, dürften nicht in Kinderhände kommen und müssten
verboten werden.
Daher sei Eltern auch im Landkreis Neumarkt anzuraten, sich um den Spielekonsum der Kinder zu kümmern. Aus entsprechenden Untersuchungen
wisse man inzwischen, dass Eltern kaum wüssten, mit welchen Spielen sich ihre Kinder in der Freizeit befassen.
Die Vertreter der deutschen Städte und Gemeinden lehnen die in den letzten Jahren wiederholt vom deutschen Kulturrat angestoßene Diskussion nach
Anerkennung von Computerspielen als eigenständigen Kulturbereich völlig ab. Visualisierte Gewaltanwendung ohne dramaturgischen Hintergrund könne
nicht unter die Kunstfreiheit fallen und sei demzufolge kein Bereich der Kulturwirtschaft, sondern allenfalls Geschäft.
Ausdrücklich bedauert wurde in Gardelegen die im Jugendschutzgesetz vorgesehene und später gestrichene Regelung zum Einsatz jugendlicher
"Testkäufer". Himmler erinnert an ein Gespräch mit Polizeirat Helmut Lukas und dem stellvertretenden Leiter der PI Neumarkt, Jakob Bierschneider, in dem
die gleiche Thematik zum Alkoholkonsum Jugendlicher in Stadt und Landkreis Neumarkt diskutiert wurde (
wir berichteten).
Es müsse viel strenger kontrolliert werden, in welchen Verbrauchermärkten und Tankstellen an Jugendliche Alkohol verkauft werde und in welchen Läden
Gewaltspiele an Kinder und Jugendliche abgegeben werden. Festgestellte Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz wegen verantwortungsloser
Geschäftemacherei zu Lasten von Kindern müsse streng bestraft und mit hohen Geldbußen belegt werden. Hier seien auch alle Bürger
in der Verantwortung und zur bedingungslosen Anzeige verpflichtet, sofern sie solche Beobachtungen machen. Wegsehen und Ignorieren sei weder trag-
noch verantwortbar.
Die Forderung von Mechthild Appelhoff von der Landesanstalt für Medien des Landes Nordrhein-Westfalen nach Bildung von "Medienkompetenz in den
Schulen durch engagierte Arbeit von Lehrern" kommentierte Himmler mit dem Begriff "Inkompetenzkompensationskompetenz". Wieder einmal solle Schule
dekadente gesellschaftliche Fehlentwicklungen ausgleichen. Diesbezüglich sei Schule allein überfordert, vielmehr müsse auch in den Elternhäusern und
in der Jugendarbeit dem Konsum von Gewaltspielen entgegengewirkt werden. Der Gewaltspielemarkt setze inzwischen Jahr für Jahr Milliarden Euro um
und der deutsche sei der Umsatzstärkste in Europa.
Es bedeute eine gewaltige Anforderung für alle Akteure im Erziehungs- und Unterrichtsbereich, in der Jugendarbeit und in den Familien, Kinder wieder
mehr an das reale Leben heranzuführen und sie nicht im Bereich des Virtuellen und Fiktiven verkümmern zu lassen.
30.05.08
Neumarkt: "Strenge Kontrollen"