"Relativ betrachten"

NEUMARKT. Als "sehr positiv und erfreulich" bezeichnete SPD-Kreisvorsitzende Carolin Braun bei der letzten Sitzung der Kreistagsfraktion die jüngste Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes im Landkreis Neumarkt.

Bürgermeister Helmut Himmler informierte über die Mai–Arbeitsmarktzahlen mit einer Arbeitslosenquote von nur noch 2,7 Prozent (wir berichteten) und von 37 400 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Landkreis. Gemeinhin spreche man bei dieser geringen Arbeitslosigkeit (1840 Personen) von Vollbeschäftigung, hieß es.

Dem durch nach wie vor gute Konjunktur begründeten Rückgang der Arbeitslosigkeit und der auch gegenüber anderen Regionen in der Nachbarschaft erfreulichen Entwicklung der Beschäftigung müsse aber entgegengehalten werden: Ein–Euro–Jobber, Arbeitslose in Qualifizierungsmaßnahmen und die meisten über 58-Jährigen würden inzwischen nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik erfasst, so dass diese mit früheren Arbeitsmarktdaten "nur bedingt verglichen" werden könne.

Daneben habe die sogenannte Flexibilisierung des Arbeitsmarktes für viele Beschäftigte zu sehr negativen Entwicklungen geführt, die in aller Regel verschwiegen würden.

So sei nach Angaben Himmlers die Anzahl der befristeten Arbeitsverhältnisse mit ungewissen Perspektiven für die Beschäftigten in den letzten fünf Jahren in Bayern auf 318 000 gestiegen und die Anzahl der Leiharbeitnehmer habe sich in den letzten zehn Jahren gar verfünffacht. Auch Beschäftigungslose über 50 Jahre finden nach wie vor nur schwer neue Jobs – ihr Anteil an der Arbeitslosigkeit liege in Neumarkt bei 30 Prozent.

Besonders bedrückend "angesichts allzu blumiger Kommentierungen der Arbeitsmarktzahlen" sei die Tatsache, dass immer mehr in Vollzeit arbeitende Menschen zusätzlich zu ihrem regulären Arbeitslohn auf weitere Einkommen angewiesen seien, um einigermaßen über die Runden zu kommen – in Bayern waren dies im Jahr 2007 immerhin 377 000 Beschäftigte. Jeder sechste sei – und über diese Menschen werde oftmals bürokratisch kalt hinwegverwaltet – trotz Erwerbstätigkeit auf staatliche Transferzahlungen angewiesen, um über der Armutsgrenze gehalten zu werden.

Alfons Wagner als Verantwortlicher der ARGE in Neumarkt informierte die Kreisräte der SPD über die Entwicklung und die aktuelle Situation der Einrichtung. Die Schwierigkeiten und Anfangsprobleme der neu installierten Gemeinschaft bei der räumlichen Situation, der personellen Unterbesetzung und EDV-Probleme hätten sich inzwischen deutlich gebessert.

Von den 38 Mitarbeitern der ARGE würden derzeit 1 319 sogenannte Fälle hinsichtlich Vermittlung in Arbeit und Gewährung von Unterkunft und Heizung bearbeitet. Die Arbeit seiner Mitarbeiter – so Wagner – könne sich durchaus sehen lassen, denn der Anteil der SGB II–Kundschaft an der Gesamtarbeitslosenquote von 2,7 Prozent in Neumarkt liege derzeit bei lediglich 1,2 Prozent und damit belege man unter 430 Kommunen einen sehr beachtlichen 13. Rang, sei also relativ erfolgreich bei der Vermittlung in Arbeit.

Von Januar bis einschließlich Mai 2008 habe die ARGE 1,43 Millionen Eure an ihre Kunden für Unterkunft und Heizung ausbezahlt.

Stellvertretende Landrätin Carolin Braun sieht angesichts der "explodierenden Energiepreise" dringenden Anpassungsbedarf und der Pyrbaumer SPD–Vorsitzende Dirk Lippmann dankte den Mitarbeitern der ARGE für deren nicht einfache Arbeit. Gegebenenfalls sei eine personelle Verbesserung angezeigt, um noch erfolgreicher bei der Vermittlung in Arbeit zu werden. Dies komme nicht nur den Betroffenen, sondern allen Steuerzahlern und letztlich den öffentlichen Haushalten zugute.
08.06.08
Neumarkt: "Relativ betrachten"
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