"Neuland betreten"
Von Dekan Richard Distler

Willibald-Statue im Dom zu Eichstätt.
Foto: Franz Niedermaier/wikipedia
"Geh, Willibald geh, mach dich auf den Weg, geh Willibald geh, ich zeig dir
neues Land!" So heißt ein modernes Willibaldslied aus einer Jugendmesse.
An diesem Sonntag wird das Fest dieses Eichstätter Bistumspatrons in allen
Pfarreien festlich begangen. "Ich zeig dir neues Land". Genau dieser biblischen Leitidee ist Willibald gefolgt. Neuland zu betreten, davor haben viele
Angst, auch heute. Neuland in der Politik z.B.: "Bitte nein",so hört man zu
oft,"wir setzen auf Altbewährtes, auf Besitzstandswahrung oder auf festgeschriebene Abmachungen, das ist unser Leitmotiv". Neuland im Bereich der Kirche ?
Auch da gibt es zu große Ängste: Wie auf Jugendliche zugehen ? Wie Kinder
in den Gottesdienst einbeziehen ? Wie junge Familien für den Glauben gewinnen.
In sozialen Fragen mit anderen Konfessionen gemeinsam handeln. Da wäre
viel Neuland zu beackern. Der Papst hat z.B. mit der Eröffnung des Paulusjahres am vergangenen Samstag Neuland betreten. Die Eröffnung geschah mit
anderen Konfessionen u.a. mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I
in der Basilika St. Paul vor den Mauern in Rom. Man bewegt sich aufeinander zu.
Willibald scheute sich nicht, Neuland zu betreten. Ausgestattet mit einer
hervorragenden humanistischen und allgemeinen Bildung in einem südenglischen Benediktinerkloster, brach er auf im Jahr 720. Er verließ seine angelsächsische Heimat, segelte mit Vater und Bruder über den Kanal und ging
zu Fuß quer durch Europa über die Alpen nach Rom. Es zog ihn zu den
wichtigsten Stätten der Christenheit: Die Gräber der Apostel Petrus und
Paulus, das Grab des Apostels Andreas in Konstantinopel und die Stätten
des Lebens Christi. Volle vier Jahre war er im Hl. Land und hinterließ genaue
Aufzeichnungen, wie damals die heiligen Orte in Nazareth, Bethlehem und
Jerusalem aussahen. Die "Peregrinatio Christi", die Pilgerschaft um Christi
willen, die Suche nach den Spuren Jesu, das war sein Leitmotiv, sein Neuland. Aber wohin führten ihn die Spuren Jesu ? Sie führten den "wagemutigen Willibald",wie er auch genannt wird, zunächst ins berühmte Kloster Monte Cassino, wo er 10 Jahre als Pförtner tätig war.
Dann kam endgültig das Neuland, das ihm Papst Gregor II. und der heilige Bonifatius zeigten; die
"regio eihstat", das Gebiet um Eichstätt. Dort gründete er mit ein paar Gefährten ein erstes Benediktinerkloster. Die Gundmauern hat man bei den
Ausgrabungen 1975 im rückwärtigen Teil des Doms gefunden. Dann gewann
Willibald durch eine eifrige und intensive Missionstätigkeit Teile von Franken
und vor allem auch ostwärts Teile "im Land der Bayern", also in unserem heutigen Neumarkter Landkreis und darüber hinaus Glaubens-Neuland hinzu.
Der greise Bischof starb im hohen Alter von 87 Jahren am 7.7.787 in Eichstätt.
Seine reichen Glaubens- und Lebenserfahrungen diktierte er der Heidenheimer
Nonne Hugeburc in die Feder. In der "Vita Willibaldinis" ist uns all das noch
erhalten geblieben. "Geh, Willibald geh, ich zeig dir neues Land!" Wie
reich doch ein Mensch werden kann, wenn er wie einst Abraham oder Willibald dem Ruf Gottes folgt, alle falsche Ängstlichkeit aufgibt und den Mut
hat, Neuland zu betreten.
04.07.08
Neumarkt: "Neuland betreten"