"Korrosion der Werte"
NEUMARKT. "Wer religiöse Symbole wie das Kreuz aus dem öffentlichen Leben unseres Landes verbannen will, muss wissen, dass er gegen die Wurzeln des Baumes vorgeht, an dessen Früchten er partizipiert". Dies betonte der Bischof von Eichstätt Gregor Maria Hanke beim Pontifikalgottesdienst am Willibaldssonntag im Eichstätter Dom.
Die Welt bleibe auf gelebten christlichen Glauben angewiesen, wenn Menschenwürde und Menschenrechte Bestand haben sollen. "Es kommt nicht von ungefähr, dass sich gerade in Ländern mit einer christlichen Glaubensgeschichte die Idee der Menschenwürde und Menschenrechte entwickelt hat und von dort in der Gemeinschaft der Völker Aufnahme finden konnte".
Die Verbannung der Religion aus dem öffentlichen Leben würde nicht die Neutralität des Staates oder die Gleichstellung der Religionen fördern, sondern einen wachsenden Indifferentismus begünstigen, der zur Korrosion der Werte führt. "Eine Gesellschaft, die ihr Zusammenleben an Werten orientiert, kann auf religio, auf Rückbindung an Gott nicht verzichten, es sei denn man begnügt sich mit sogenannten Werten, die nicht mehr sind als augenblickliche Mehrheitsmeinungen." Religiöse Symbole, besonders das Kreuz, haben nach den Worten des Bischofs in der Öffentlichkeit eine hohe Bedeutung als Ausdruck dafür, "dass unsere Kultur weithin von den Früchten des Glaubens an Kreuz und Auferstehung Jesu geformt wurde. Jedes Kreuz hat Wegweiserfunktion".
Mit dem Gottesdienst zum Fest des Eichstätter Diözesanpatrons St. Willibald wurde auch des Eichstätter Stadtjubiläums "1100 Jahre Markt-, Münz- Zoll- und Befestigungsrecht" gedacht.
In seiner Predigt bat Bischof Hanke die Gläubigen, sich nicht paralysieren zu lassen vom Rückgang des Glaubens in der Gesellschaft. "Wir Christen dürfen darin den Ruf der Zeit erkennen, unseren Glauben in der Öffentlichkeit stärker ins Wort zu bringen und missionarisch zu sein". Er verwies auf das vor wenigen Tagen von Papst Benedikt XVI. eröffnete Paulus-Jahr, das an die missionarische Dimension der Kirche erinnere. Was der Apostel Paulus im Großen wirkte, das habe der heilige Willibald in der Region des Bistums Eichstätt fortgeführt. Er habe das Feuer der Begegnung mit Christus in vielen Menschen entzündet. "Dieses Feuer soll weiter brennen, daher muss die Kirche von Eichstätt missionarisch bleiben".
Die Kirche eröffne auch heute den "Raum für Hoffnung und Zukunft, die der Mensch in dieser Form sonst nirgendwo findet". Die Kirche sei keine "Anstalt zur Verbesserung der Tugenden im gesellschaftlichen Miteinander", kein "Anbieter einer Lebensphilosophie im Dienste einer guten Psychohygiene" und verstehe sich erst recht nicht als "Erziehungsanstalt der Menschheit". Die Kirche sei vielmehr der Ort, "an dem das Feuer der Beziehung und der Begegnung mit Jesus Christus, dem Auferstandenen, zu brennen hat".
Die Gemeinden seines Bistums lud Bischof Hanke ein, neu darüber nachdenken, wie dem Auftrag Jesu und dem Erbe des Apostels Paulus und des Diözesanpatrons Willibald noch besser entsprochen werden könne. Dazu sollten die Gemeinden sich noch stärker als geistliche Gemeinschaften formieren, in denen man sich ausrichtet auf das gemeinsame Ziel des Glaubens durch Hören auf Gottes Wort und durch die Feier der Liturgie.
Zugleich müssten sich die Gemeinden vor jeder Gettomentalität hüten: "Wie Gott in Christi Menschwerdung die Welt zunächst einmal ohne Wenn und Aber annahm, so hat der Christ auf die Welt und ihre Nöte zuzugehen". Die Weitergabe des Glaubens bedürfe des Mediums der Begegnung, die Herz und Geist anrührt. "Gebt dem Glauben an Jesus Christus Euer Gesicht und Euer Herz!", schloss der Bischof von Eichstätt seine Predigt.
pde
06.07.08
Neumarkt: "Korrosion der Werte"