"Eine prophetische Gestalt"

Am Mittwoch ist das Fest der Hl. Birgitta von Schweden, der
Patronin Europas. Unser Bild stammt vom Hochaltar in Gnaden-
berg.
Von Dekan Richard Distler
Wer das kleine Dorf Gnadenberg besucht, ist nicht nur beeindruckt von
der dortigen Klosterruine aus spätgotischer Zeit, sondern auch von der relativ großen Pfarrkirche, die kürzlich erst gründlich renoviert wurde und die
der Heiligen Birgitta von Schweden geweiht ist.
Auf dem prächtigen Hochaltarbild
ist Birgitta zu sehen, wie ihr der auferstandene Christus im Beisein der Muttergottes den "Brautring" reicht. Tatsächlich hatte die Heilige schon von Kindheit an ein tiefe mystische Beziehung zu Christus, in dem sie so etwas sah wie ihren himmlischen Bräutigam. Geboren in Finstad bei Uppsala hatte sie schon als
Kind Visionen. Doch ihre geistlichen Kräfte versandeten nicht in einer privaten Frömmigkeit, sondern ihre Mystik wurde zum politischen Handeln.
Drei Frauenideale vereinigten sich in ihrer Person: Die nordische Heldin, die
mystisch-begabte Heilige und die hochgebildete Dame der italienischen Renaissance. Ihrem adeligen Gatten Ulf Gundarsson gebar sie acht Kinder und
kam am schwedischen Hof in eine hohe Stellung.
Doch eine Jakobuswallfahrt im Gewand einer einfachen Pilgerin nach Santiago in Nordspanien wurde zur großen Wende in ihrem Leben. Auf dem Rückweg
starb ihr Mann. Birgitta legte den Trauring ab und hörte in einer ekstatischen
Vision in Alvastra die Stimme Gottes:"Komm, du meine Braut".
In einer weiteren Vision erhielt sie im Jahr 1346 den Auftrag, einen voneinander streng getrennten Orden für Männer und Frauen nach dem Vorbild der
Apostelgeschichte zu gründen. Das erste Kloster entstand in Wadstena, wo
heute noch Birgittinnen das Lob Gottes singen. Ein weiteres Kloster entstand im dänischen Maribo.
Von dort aus gründeten im Jahr 1426 Schwestern das Birgittinnen- und Birgitterkloster Gandenberg, gestiftet vom Neumarkter Pfalzgraphen Johann und seiner Gattin Katharina von Pommern. Katharina
genoß in ihren jungen Jahren in Wadstena eine hohe geistige und religiöse
Bildung.
In einer weiteren Vision erlangte Birgitta die Gewißheit, dass sie in Rom ein
Kloster gründen sollte. Sie tat dies und kämpfte von Rom aus prophetisch-leidenschaftlich für den Frieden und die Einheit in der Kirche. An Könige und
Bischöfe schrieb sie flammende Briefe und betrieb vehement die Rückkehr
der Päpste aus dem Exil von Avignon nach Rom. Birgitta, das lebendige Gewissen ihrer Zeit, wollte die Einheit von Ost- und Westkirche und die
Einmütigkeit von Papst und Kasier zum Wohl der ganzen Christenheit.
Noch mit 70 Jahren unternahm sie eine Pilgerfahrt ins Heilige Land und schrieb
nochmals einen Brief an den Papst in Avignon: "Beginne endlich, meine
Kirche zu erneuern!" Gestorben ist sie im Jahr 1373 in Rom. Die Überführung ihres Leichnams nach Schweden wurde zu einem Triumpfzug. Auch für
das protestantische Schweden gilt heute Birgitta als Nationalheilige.
21.07.08
Neumarkt: "Eine prophetische Gestalt"