"Modellregion" geplant

Der Landkreis Neumarkt wird Modellregion bei der Umsetzung der Clusterpolitik des Freistaates Bayern - vor gut einem Jahr wurden die Verträge unterschrieben.
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NEUMARKT. Als erste Modellregion des Umweltclusters Bayern soll der Landkreis Neumarkt eine Vorreiterstellung im Freistaat ereichen. Am
Dienstag stand das Thema im Kreistag auf der Tagesordnung.
"Chancen-Kompass" ist der Titel des Projekts, bei dem eine Region in Hinblick
auf ihr Umweltprofil durchleuchtet wird. Damit wird erstmals ein Verfahren
angewandt, das eigens an der Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg
entwickelt worden ist. Ihre betriebswirtschaftliche Fakultät hat unter Leitung von
Prof. Dr. Werner Wild eine Evaluierungsmethode entwickelt, mit der die
Umweltkompetenz einer Region – von ökologischen Projekten über
unternehmerische und sonstige Aktivitäten bis zu Bildungsmaßnahmen - anhand
festgelegter Kriterien wissenschaftlich bewertet wird.
Die vom Umweltcluster Bayern angestoßene Bestandsaufnahme setzt an
folgenden Zweigen an: Abwasserentsorgung und Klärschlammverwertung,
Trinkwasserversorgung, Abfallwirtschaft, regenerative Energieversorgung, Projekte
zur Regionalentwicklung und Umweltbildung, Umweltschutz durch regionale
Netzwerke und Kreisläufe sowie Umweltmanagement in Unternehmen.
Zu diesem
Zweck werden sämtliche bereits vorhandene Umweltdaten einer Region
gesammelt und fehlende Daten erhoben. Damit werden sowohl positive Aspekte
wie auch Defizite aufgezeigt. Bewertet wird der Landkreis Neumarkt in Hinblick auf
Umwelttechnologie, Umweltschutz, Umweltprojekte und Umweltbildung. Auch
die Auswirkungen auf die Region, auf die Unternehmen und auf die Bürger
werden ermittelt.
Hohe wirtschaftliche Potenziale
Aus den Ergebnissen der Untersuchung werden konkrete Projekte abgeleitet,
die in Aufträge an bayerische Unternehmen münden. "Daraus ergeben sich
wertvolle wirtschaftliche Potenziale", bekräftigt Dr. Manuela Wimmer, die
Geschäftsführerin des Umweltclusters Bayern.
Nach ihren Worten hat sich der
Landkreis Neumarkt in den letzten Jahren durch nachhaltiges Wirtschaften und
besonderes Engagement hervorgetan. Ein vom Landkreis erstellter Energiebericht
trägt dazu ebenso bei wie seine Beteiligung an EU-Projekten oder sein intensives
Regionalmarketing. Für Aufmerksamkeit sorgt - zum Teil international - auch eine
Reihe namhafter Umweltunternehmen, die im Landkreis ansässig sind und diese
Entwicklung stützen.
Zwei Unternehmen aus der Region Neumarkt sind in den vergangenen fünf
Jahren mit dem Deutschen Umweltbundespreis ausgezeichnet worden: die Hans
Huber AG in Berching und der Neumarkter Lammsbräu. Dr.-Ing E.h. Hans G.
Huber, der Vorstand der Hans Huber AG, ist auch Sprecher des Umweltclusters,
dessen Beirat darüber hinaus zwei weitere Vertreter aus dem Landkreis
angehören: Tina Spangler vom Töginger Unternehmen elektro Franz Spangler
GmbH und Michael Gottschalk vom Neumarkter Landratsamt.
Den Kooperationsvertrag zur Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlage
hatten Landrat Albert Löhner, Prof. Dr. Michael Braun, der Präsident der
Nürnberger Hochschule, und Clustersprecher Hans G. Huber im Oktober 2007
unterzeichnet (
wir berichteten). Dabei wurden konkrete Erwartungen formuliert.
Dazu gehören die
Positionierung und Vermarktung des Landkreises als Region mit hoher
Lebensqualität sowie ein systematisches, bereichsübergreifendes
Zusammenwirken mehrer Umweltsektoren mit dem Ziel von Synergieeffekten und
Innovationen. Weiter wird die Neuentwicklung und Realisierung von Projekten in
einigen Bereichen, etwa auf dem Sektor regenerativer Energien und
Klärschlammverwertung, angestrebt.
Beim Umweltcluster hofft man, dass das Vorbild des Landkreises Neumarkt bald
viele Nachahmer findet. Cluster-Geschäftsführerin Dr. Manuela Wimmer erklärt es
zum klaren Ziel, dass alle anderen Regionen der Vorreiterrolle von Neumarkt
folgen und sich ebenfalls evaluieren lassen: "Darin liegen beträchtliche
wirtschaftliche Chancen für viele Landkreise und Kommunen in Bayern."
Bayern habe sich weltweit einen guten Ruf als Umwelttechnologie-Region erarbeitet, hieß es. Tausende
Unternehmen im Freistaat seien mit hohem Know-how in diesem Zweigen tätig. Im
Umweltcluster Bayern mit Sitz in Augsburg würden Unternehmen Forschungseinrichtungen,
Kapitalgeber, Behörden und Verbände zusammengeführt, Partnerschaften begründet und
visionäre Technologien gefördert.
Als oberstes Ziel gilt die Unterstützung von
Umwelttechnologie-Unternehmen bei der Entwicklung, bei der Produktion und beim Vertrieb
marktfähiger Produkte im In- und Ausland. Den organisatorischen Rahmen bildet ein von den
Industrie- und Handelskammern gegründeter Trägerverein. Als Mitglieder kommen mehr und
mehr Handwerkskammern, Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen hinzu.
Die
Vernetzung der Wirtschaft mit Wissenschaft und öffentlicher Hand soll zunehmend zur
Triebfeder innovativer Entwicklungen mit internationaler Ausstrahlung in einem
chancenreichen Geschäftsfeld werden, dessen Weltmarktvolumen sich nach Prognosen bis zum Jahr
2020 auf 2200 Milliarden Euro mehr als verdoppeln soll. Schwerpunkte der Arbeit sind Wasser- und
Abwasseraufbereitung, Abfall- und Kreislaufwirtschaft, Energie aus Abfällen, Abwasser
und Biomasse unter dem Leitbild eines regionalen Ressourcenmanagements.
18.11.08
Neumarkt: "Modellregion" geplant