Seltene Allianz

So soll die Anlage am alten Kanal bei Holzheim entstehen.
NEUMARKT. Die Pläne für ein städtisches Heizkraftwerk scheinen voran zu gehen. Die Verträge mit den Abnehmern nähern sich der Unterschrifts-Reife. Querschüsse kamen am Donnerstagabend im Neumarkter Stadtrat von einer ungewöhnlichen Allianz aus CSU und FLitZ.
Oberbürgermeister Thomas Thumann gab in der Sitzung einen "Sachstandbericht" und zeigte sich optimistisch. Wie von
neumarktonline bereits vor etlichen Wochen gemeldet (
Bericht hier)ist nämlich einer der ursprünglich geplanten Groß-Abnehmer wieder mit im Boot: Der Knödelteig-Fabrikant
Burgis hat an den letzten Besprechungen wieder teilgenommen.
Dabei wurde klar, daß nach neuesten Erkenntnissen
Burgis den schwer über die lange Strecke zu transportierenden Dampf gar nicht direkt braucht und somit auch gleich eine zweite Leitung unnötig wird.
Burgis reicht auch Heißwasser, das über einen Tauscher vor Ort in den benötigten Dampf umgewandelt werden kann.
Steuer gesenkt
NEUMARKT. Ohne große Debatte wurde in der Stadtratssitzung am Donnerstag auf Antrag der CSU die Gewerbesteuersätze in Neumarkt von den sowieso schon sehr günstigen 320 auf 315 Prozent gesenkt.
Damit hat man nun in Neumarkt die niedrigste Gewerbesteuer aller Großen Kreisstädte Bayerns, hieß es. Die Gewerbesteuer war schon zuvor 28 Jahre auf nahezu Niveau geblieben.
Die Senkung fand quer durch alle Fraktion befürwortet - nur die SPD stimmt dagegen.
Durch den Verzicht auf eine zweite Leitung wird das geplante Projekt auch deutlich wirtschaftlicher, hieß es am Donnerstagabend. Rund 28 Millionen Euro wird die Anlage wohl kosten. Ab 2011 könnte dann der Betrieb des Biomasse-Heizkraftwerkes starten, das komplett über günstige Kommunalkredite finanziert werden soll. Nur rund 4,5 Prozent Zinsen soll die Finanzierung kosten - "eher weniger", hieß es.
Johann Endele vom Bayerischen kommunalen Prüfungsverband bestätigte, daß die geplante Anlage wohl wirtschaftlich arbeiten wird.
Einer der geplanten Großabnehmer - Dr. Franz Ehrnsperger von der
Neumarkter Lammsbräu - machte sich am Donnerstag sogar im Stadtrat (ihm wurde mit einstimmigem Beschluß Rederecht eingeräumt) für die Anlage stark. Das Konzept sei hervorragend kombinierbar mit kleineren Anlagen aber auch mit künftigen Entwicklungen. Er sei überzeugt, "daß wir in zehn Jahren sagen: Das war eine gute Entscheiung!"
Zuvor gab es allerdings auch Kritik: FLitZ-Stadtrat Hans-Jürgen Madeisky sprach sich für kleinere Anlagen aus und verschiedene Sprecher der CSU bemängelten das bisherige Prozedere.
CSU-Stadtrat Werner Thumann warnte davor, ein "so großes Projekt zu schultern", immerhin gehe es um ein Drittel der städtischen Rücklagen. Er wies darauf hin, daß wohl nicht - wie es ursprünglich hieß - das Holz für die Befeuerung der Anlage allein aus dem Landkreis Neumarkt kommen könne. In einer Neumarkter Zeitung habe er gelesen, nur zehn bis 15 Prozent der Hackschnitzel könnten aus Wäldern rund um Neumarkt stammen. Das Holz würde vielmehr aus ganze Bayern kommen - und später einmal, wer weiß, "aus Tschechien und Polen", oder sogar "aus Tschernobyl"...
Florian Ilmberger von der Herstellerfirma "Eta" räumte ein, daß die Hackschnitzel wohl kaum allesamt aus dem Landkreis Neumarkt stammen werden - er nannte einen "Einzugs-Radius" von 80 Kilometern. Aus weiter entfernt liegenden Gebieten komme aber wohl kaum Holz, da die Transportkosten deutlich zu hoch wären.
CSU-Stadtrat Ferdinand Ernst setzte noch eins drauf, als er auf ein bisher unbekannte "Protest-Schreiben" der Firma
Pfleiderer hinwies, das dem Oberbürgermeister vorliegen müsse und in dem sich der Spanplattenproduzent bitter über die städtischen Pläne beklage, weil dadurch die Einkaufpreis für Holz in die Höhe getrieben werde. Thumann räumt ein, daß ein Schreiben vorliege, das er aber nicht als "Protest" werten würde. Fachleute der Firma
Pfleiderer hätten in der Vergangenheit schon erklärt, daß das von dem Unternehmen benötigte Holz völlig anderer Natur sei als die Hackschnitzel. Damals sei sogar über die Möglichkeit von einem gemeinsamen Einkauf gesprochen worden, erinnerte sich Thumann.
Karl-Heinz Brandenburger (SPD) und Dr. Werner Mümmler (UPW) sprangen dem Oberbürgermeister bei und ritten heftige Attacken gegen die CSU: Man solle doch nicht "alles mies- und schlechtreden", sagte Brandenburger. Mümmler zeigte sich gar "erschüttert von der CSU" und deren "Angstszenarien von Tschernobyl". Hier werde Opposition betrieben, weil es dem Oberbürgermeister gelungen sei, das Projekt gut voranzubringen, sage er.
11.12.08
Neumarkt: Seltene Allianz