"Mehr Geldprobleme"
NEUMARKT. Immer mehr Menschen mit Geldproblemen kommen in die Allgemeine Sozial- und Lebensberatung der Caritas-Kreisstellen im Bistum Eichstätt.
Das hat eine breit angelegte Caritas-Untersuchung über diesen Kerndienst des Wohlfahrtsverbandes für alle Diözesen in Deutschland am 18. September dieses Jahres ergeben. Von rund hundert ratsuchenden Menschen in mehreren Caritasstellen der Diözese Eichstätt gaben an diesem Stichtag über 53 Prozent an, sie kämen wegen "finanzieller Schwierigkeiten" – knapp zehn Prozent mehr als bei derselben Erhebung im vergangenen Jahr.
Ebenfalls um zehn Prozent ist der Anteil der Arbeitslosengeld II-Bezieher gestiegen, die über die Hälfte der Beratenen ausmachten, sowie der Anteil der Hilfesuchenden mit "Migrationshintergrund": Deren Anteil stieg von knapp 30 auf über 40 Prozent.
Sozialberater Bernhard Gruber, Sprecher für die Allgemeine Sozial- und Lebensberatung der Caritas im Bistum, sieht in der Studie besorgniserregende Tendenzen bestätigt, welche die Caritasberater täglich zunehmend erfahren. Vor allem steigende Energiekosten machten den Ratsuchenden in letzter Zeit zu schaffen, insbesondere Arbeitslosengeld-II-Beziehern: "Die Sätze für sie sind zwar geringfügig gestiegen, aber die Lebenshaltungskosten sind das noch stärker. Und diese Leute müssen ja Strom und Warmwasseranteile aus ihrem Regelsatz bezahlen", so Gruber.
"Die Regelsätze betragen für einen Erwachsenen 351 Euro, für Kinder bis 14 Jahre 211 und für Jugendliche 281 Euro. Daraus die steigenden Energiekosten zu begleichen, ist für viele einfach sehr schwierig", informiert der Caritas-Sozialberater. Doch auch mehrere Menschen in Arbeit kämen zunehmend schlecht über die Runden: vor allem solche, die in Leiharbeitsverhältnissen tätig sind und ihre Familien kaum ernähren könnten. Darauf deute der Anstieg von Personen mit Erwerbseinkommen unter den Ratsuchenden von knapp 23 auf über 30 Prozent innerhalb eines Jahres hin.
Nachdenklich stimmt Gruber die vermehrte Nennung "Umgang mit Behörden" als Problemlage in der Untersuchung: Diese hat sich von knapp 30 auf über 40 Prozent erhöht: "Viele können Bescheide nicht verstehen und kommen zu uns, damit sie berechtigte Ansprüche geltend machen können und sich überhaupt im bürokratischen Dickicht zurechtfinden."
Dass knapp 70 Prozent der am Stichtag Beratenen weiblichen Geschlechts waren, interpretiert der Sozialberater hingegen durchaus positiv: "Frauen sind zum einen in der Regel offener für eine Beratung. Zum anderen kümmern sie sich oft um die Finanzen der Familie, haben die Gesamtsituation besser im Blick, und kommen auch von daher schneller zu uns, wenn es kritisch wird."
Wie im Vorjahr wurden rund zwei Drittel der Betroffenen am Stichtag persönlich in den Caritasstellen beraten. Jedoch ist der Anteil der telefonisch Ratsuchenden um knapp zehn Prozent gestiegen. Gruber sieht darin einerseits ein Zeichen, dass für viele die Hemmschwelle geringer ist, zum Hörer zu greifen, als selbst in eine Beratungsstelle zu gehen. Andererseits zeigt dies nach seiner Erfahrung aber auch die Tendenz, dass zunehmend Probleme schnell angegangen werden müssen: "Viele vereinbaren am Telefon schnell einen Termin, weil sie zum Beispiel von einer Kontopfändung betroffen sind oder aus anderen Gründen kein Geld mehr haben."
pde
18.12.08
Neumarkt: "Mehr Geldprobleme"