Umstrittenes Leichenhaus

Viele Deininger waren zu der Bürgerversammlung gekommen.
"Offene Baustelle"
DEINING Bei einer Führung durch das neu renovierte Schulgebäude am "Tag der offenen Baustelle" bot sich die Gelegenheit, die gesamte Neugestaltung des Schulhauses selbst in Augenschein zu nehmen und sich darüber zu informieren.
Wie Bürgermeister Scherer erklärte, wolle die Gemeinde durch die Schulsanierung auch ein Stück Eigenständigkeit bewahren. Die andere Lösung wäre die Auflösung der Schule gewesen, und dies hätte die Beförderung aller Schüler in die umliegenden Schulen zur Folge. Die Geburtenzahlen der Gemeinde lassen die Chancen für den Erhalt der Hauptschule auf lange Sicht sehr gut stehen, sagte Scherer.
Besonders beeindruckt zeigten sich die Besucher vom neuen, veränderten Erscheinungsbild der Schule. Vor allem die im Mittelpunkt liegende, über zwei Stockwerke nach oben offene Aula mit rundum verlaufender Galerie wurde bestaunt. Sie dient gleichzeitig auch als Pausenhof und ist durch die zentrale Treppe von allen Räumen aus gut erreichbar.
Die Raumhöhe der neuen Aula trägt außerdem zu einem entsprechend guten Raumklima bei. Noch in diesem Jahr werde die Sanierung im Innenbereich komplett abgeschlossen sein, berichtete Bürgermeister Scherer. Sodann stehen den Schülern neben 13 Klassenzimmern auch alle Fachräume, Ausweichklassenzimmer und ein Mehrzweckraum mit 110 Quadratmetern zur Verfügung.
Wie Bürgermeister Scherer weiter erklärte, wurden die bisherigen Elektronachtspeicheröfen durch eine Beheizung mit regenerativen Energien in Form einer Hackschnitzelheizanlage ersetzt. Die Kosten hierfür werden etwa 300.000 Euro betragen. Durch gemeindeeigenen Wald und die Landwirte der Gemeinde sei eine kostengünstige Versorgung mit dem Hackschnitzelaufkommen gewährleistet.
NEUMARKT. Den "Tag der offenen Baustelle" nutzten die zahlreichen Besucher auch für die anschließende Bürgerversammlung, die in der neuen Aula der Volksschule stattfand.
Kontroverse Ansichten einzelner Bürger in Bezug auf die Lage der neuen Aussegnungshalle und die Umgestaltung des Kirchenvorplatzes führten zu einigen Diskussionen.
Mit einem informativen Überblick eröffnete Bürgermeister Alois Scherer die "selten so gut besuchte Bürgerversammlung", wie er sagte. Das Einwohnerwachstum zu halten, sei nicht leicht. Deining selbst hat 1500 Einwohner, die Hälfte davon wohnt im neuen Siedungsgebiet. Deshalb sei es wichtig, im Kernort kostengünstiges Bauland zur Verfügung zu stellen, um jungen Familien ein eigenes Haus zu ermöglichen, so Scherer.
33 Geburten gab es im letzten Jahr, bei einem Drittel davon sind die Eltern von auswärts nach Deining zugezogen. Erklärtes Ziel solle es sein, dass alle getätigten Maßnahmen zu einer familienfreundlichen Politik beitragen, erklärte Scherer. Kernstück hierbei sei natürlich die Kinderbetreuung, bis hin zur Seniorenbetreuung – die älteste Bürgerin ist 102 Jahre alt.
Bei der Vorstellung der Pläne für die neue Aussegnungshalle gab es unterschiedliche Meinungen zum Standort. Laut Beschluss des Gemeinderates soll sie im neuen Friedhof nördlich des Hauptweges, gegenüber dem bestehenden Wirtschaftshof in den Hang gebaut werden. Offensichtlich sind einige Bürger davon ausgegangen, dass die freie Fläche rechts neben den Wirtschaftsgebäuden für den Bau des Leichenhauses geplant war. Dadurch würde genügend Platz für die Priestergräber bleiben und die bestehenden Gräber würden nicht abgeteilt wirken.
Pfarrer Wolfgang Jäger erklärte dazu, dass der Bau des Leichenhauses schon seit 20 Jahren ein Thema sei. Wenn die Planung für die Zukunft ausgerichtet sein soll, dann müsse das Leichenhaus nicht neben der Kirche sondern auf dem neuen Friedhof gebaut werden. Hier sei der Platz, wo auch ein Fremder es suchen würde.
Auch Deining sei einem "Verstädterungsprozess" unterworfen, ein Beispiel sei die sinkende Zahl der Kommunionkinder – heuer gehen nur noch 26 Kinder zur Erstkommunion. Auch die Zahlen der Gläubigen bei Beerdigungen seien nicht steigend. Deshalb könne der Rosenkranz auch in der Aussegnungshalle gebetet werden.
Bürgermeister Scherer sagte eine nochmalige Planung des Leichenhauses durch das Architekturbüro Kühnlein zu, verbunden mit der Einladung zu einer Ortsbesichtigung an einem der folgenden Samstage.
Ein weiteres Thema war die Umgestaltung des Kirchenvorplatzes. Er solle zu einer neuen Ortsmitte werden, ein "Platz für alle" in der Gemeinde. Um nicht in das Gräberfeld einzugreifen, sei auch hier nicht der rechte Platz für das neue Leichenhaus, sagte Architekt Kühnlein.
09.02.09
Neumarkt: Umstrittenes Leichenhaus