Konzept zurückgestellt
Dr. Stefan Leuninger stellte den "Abschlußbericht" im Neumarkter Stadtrat vor.
NEUMARKT. Die Stadträte waren sich eigentlich alle einig beim Konzept für ein Stadtmarketing. Nur bei den Kosten herrschten bei der Stadtratssitzung am Donnerstagabend noch reichlich unterschiedliche Auffassungen. Hauptforderung: die Werbegemeinschaft soll sich stärker finanziell engagieren.
Unter beachtlicher Verwendung passender und unpassender Fremdwörter stellte Dr. Stefan Leuninger von der Gesellschaft für Markt und Absatzforschung in der Sitzung das umfangreiche Konzept in einem "vorläufigen Abschlußbericht" vor. In der anschließenden Diskussion wurde sehr schnell deutlich, daß es den Stadträten vor allem um die Frage geht: Wer soll das bezahlen.
Derzeit ist es so geplant, daß die Stadt in der Wirtschaftsförderung zwei auf zwei Jahre befristete Stellen einrichtet, sagte Kämmerer Josef Graf. Ab dem dritten Jahr müßte die Werbegemeinschaft aber die Hälfte aller Kosten übernehmen und das Sach-Budget der Stadt dann auf 30.000 Euro begrenzt werden. Und wenn man dann nach zwei Jahren "merkt, das ist in die Hose gegangen", dann muß man es halt stoppen, sagte Graf. Die Gefahr sei durchaus vorhanden.
Stadtrat Arnold Graf (CSU) wollte das Konzept "nicht schlecht reden", schlug aber vor, am Donnerstag nur über das grundsätzliche Weitermachen, noch nicht aber über den Stellenplatz zu entscheiden.
Die Stellenzahlen bereiteten auch anderen Sprechern Kopfschmerzen. FLitz-Stadtrat Johann Georg Gloßner und UPW-Fraktionssprecher Dr. Werner Mümmler waren sich dagegen ausnahmsweise einmal in der Zustimmung zu dem Projekt einig - jedenfalls anfangs. Beide lobten den ganzheitlichen Ansatz des Konzepts, der bei der derzeitigen Werbegemeinschaft fehle.
Ein kleiner Ausschnitt aus den vorgeschlagenen "Impulsprogrammen", damit aus Neumarkt was wird:
- Das Thema "Bauen" bilde gerade auch unter der Beachtung des Aspekt der Nachhaltigkeit ein zentrales Profilierungsfeld mit entsprechenden Entwicklungspotenzialen in Stadt und Region.
- Überhaupt profiliere sich die Stadt aktiv als Standort und Zentrum für angewandte Nachhaltigkeit.
- Neumarkt verfüge über ein umfassendes Bündel an exzellenten Standortpotenzialen.
- Das klassische kommunale Stadt- und Standortmaketing werde erst in wenigen Kommunen inhaltlich durch ein systematisches Wohnortmarketing ergänzt.
- Die Durchführung von qualitativen und regelmäßigen Veranstaltungen sei ein wichtiges Instrument, um Kunden an die Stadt zu binden und neue Kundengruppen zu akquirieren.
- Die Kommunikationsmaßnahmen in Neumarkt würden derzeit inhaltlich und organisatorisch noch wenig abgestimmt.
- Die aktive Sicherung und Entwicklung des vorhandenen Einzelhandels und Dienstleistungsabgebotes in der Innnenstadt zähle zu den wichtigsten Stellgrößen der Standortentwicklung.
- Neben dem stationären Einzelhandel und den Dienstleistungsbetrieben gehöre das sogenannte Marktwesen in immer höherem Maße zu wichtigen Profilierungsfeldern der Stadt.
- Neben den Angeboten gehöre die Service- und Dienstleistungskompetenz zu den wichtigsten Profilierungsfeldern einer Innenstadt.
- Insbesondere durch die vorgesehene Projektentwicklung am "Unteren Tor" werde sich die Erreichbarkeit in Neumarkt während der Bauphase ändern. Hier müßten entsprechende flankierene Maßnahmen getroffen werden.
- In einem jährlichen Standort- und Stadtmarketingreport soll die sozioökonomische Entwicklung systematisch aufgearbeitet werden. Außerdem soll eine transparente Darstellung der durchgeführten und geplanten Projekte stattfinden.
- In einem ausgewählten Kreis von wirtschaftsrelevanten Entscheidungsträgern, Verwaltung und Politik soll in ein bis zwei intensiven Sitzungen pro Jahr wesentliche Strategien und Impulsmaßnahmen der Standortentwicklung entwickelt und abgestimmt werden.
Die derzeitige Werbegemeinschaft werde das Projekt jedenfalls nicht schultern können. Bei der Stadtratssitzung wurde immer wieder erwähnt, daß die Organisation später einmal "rund 100 Mitglieder" haben wird. Da hatten aber viele Stadträte ihre Zweifel, wie bei mehreren Redebeiträgen deutlich wurde.
Der vorliegende Beschlußvorschlag beinhaltete vorerst nur die Schaffung einer Stelle im Neumarkter Rathaus. Bürgermeister Ruth Dorner sprach sich für einen entsprechenden Beschluß aus. Das "zarte Pflänzchen" könne zwar verdorren, es könne aber auch zu einem "stattlichen Baum" heranwachsen.
Von zahlreichen Stadträten quer durch alle Fraktionen wurden Bedenken geäußert. Neben der Werbegemeinschaft müsse sich auch die "übrige Wirtschaft" beteiligen, sagte Helmut Jawurek (CSU).
Schließlich einigte man sich, mit 22:14 Stimmen den Beschluß zurückzustellen, wie es Oberbürgermeister Thomas Thumann nach zweistündiger Diskussion vorschlug.
05.03.09
Neumarkt: Konzept zurückgestellt