"Landkreis wird reich"
Die immer wiederkehrenden Äußerungen in Sachen Biomasseheizkraftwerk können nicht unkommentiert bleiben.
Nachdem ich einer der vier angesprochenen Wärmeabnehmer bin, möchte ich aufs Schärfste den Vorwurf der Profitmaximierung zurückweisen. Als Verwalter von 530 Wohnungseigentümern, im Fabergelände, mit etwa 28.000 Quadratmetern Wohnfläche, stehen wir vor dem Problem, elf Öl-Heizungsanlagen wegen Überalterung austauschen zu müssen. Erstens würden dadurch weiterhin 350.000 Liter Heizöl jährlich im Stadtgebiet verbrannt, was eine stetige, ungeheure Umweltschädigung bedeutet. Zweitens ist der finanzielle Aufwand von etwa 500.000 Euro für die Wohnungseigentümer eine enorme Belastung.
Die Wohnungseigentümer beabsichtigen ihre künftige Wärmeversorgung über Fernwärme zu organisieren, um vom Heizöl unabhängig zu werden. Nachwachsende Brennstoffe gibt es in unserem Umfeld genügend. Wo ist übrigens die Profitmaximierung dieser Eigentümer, wenn die Stadtwerke sich am Wärmepreis anderer Städte orientieren?
Nürnberg baut im Stadtteil Sandreuth ein BHKW mit doppelter Leistung des Neumarkter Werkes. Die Nürnberger Bevölkerung regt sich nicht wegen Profitmaximierung auf.
Klimaschutz und CO2-Bilanz werden je nach politischer Einstellung, Wissen oder Unwissen beurteilt und durcheinander gebracht. Selbstverständlich benötigen die Holztransporter für die kurzen Transportwege Dieseltreibstoff. Die Tankzüge, die von Ingolstadt, Regensburg, Kelsterbach, o.a.O., das Heizöl nach Neumarkt fahren, benötigen ebenfalls Dieseltreibstoff. Wartungs- und Reinigungspersonal fährt nur ein Ziel an und nicht elf Heizungsanlagen. In der Gesamtklimabilanz wird also die Hackschnitzelverfeuerung in unserem Raum die preisgünstigste Alternative sein.
Meine Prognose: in zehn Jahren ist Neumarkt einer der reichsten Landkreise Deutschlands! Die Devise von Landrat Löhner "Aus der Region, für die Region" zahlt sich dahingehend aus, daß allein von uns vier Erstabnehmern der Fernwärme jährlich mindestens Eine Million Euro bei unseren Waldbauern, Stiftung und Staatsforst verbleiben. Durch die Stromgewinnung wird nochmals die gleiche Summe vor Ort bleiben und nicht mehr an die Leipziger Strombörse abgeführt.
Für das Hackschnitzelwerk wird eine Fläche von mindestens 30.000 Quadratmetern benötigt, die aber in der Stadt nicht vorhanden ist, deshalb die Auslagerung. Diese Großanlage versorgt vorerst die vier Hauptabnehmer Burgis, Wohnanlagen Fabergelände, Kloster, Lammsbräu. In Zukunft folgen Krankenhaus, Schulen, Landratsamt, Innenstadt, weitere Wohnblocks sowie gewerbliche Abnehmer. Nun wird deutlich wie abwegig, unrealisierbar und kostenexplosiv der Vorschlag der Leserbriefschreiber ist: für jeden Abnehmer ein eigenes Heizkraftwerk zu bauen.
Die Anregungen zur Energiegewinnung und -einsparung bezüglich Holzhäusern, Wärmepumpen, Solarzellen und Pelletheizungen werden zukünftig im Neubaubereich sicher realisiert. Bei Altbausubstanz gelten andere Kriterien. Zusätzliche Dämm-Maßnahmen haben wenig Effizienz und sehr lange Amortisationszeiten.
26.03.09
Manfred Ritter, NeumarktNeumarkt: "Landkreis wird reich"