Finanzkrise drückt
Die Finanzkrise beeinflußt auch das Ergebnis bei
Pfleiderer
Foto:Pfleiderer AG
NEUMARKT. Pfleiderer spürt die Finanzkrise: das Jahresergebnis 2008 ist vom Konjunktureinbruch im vierten Quartal geprägt.
Das erklärte der Konzern am Dienstag in München im Rahmen der Bilanzpressekonferenz (
wir berichteten bereits kurz).
In einem sich eintrübenden Marktumfeld konnte die Pfleiderer AG ihre Position weiter ausbauen und Marktanteile gewinnen, auch wenn die ursprünglich definierten Umsatz- und Ergebnisziele nicht erreicht wurden. hieß es. Im Jahr 2008 schrumpften die Holzwerkstoff-Märkte in allen Absatzregionen, was bei der Mehrzahl der Produkte auch zu nachgebenden Preisen führte.
Der Konzernumsatz nahm daher leicht um 3,6 Prozent auf 1.735,9 (Vorjahr 1.801,1) Millionen Euro ab. Das Ergebnis vor Zinsen, Ertragsteuern und Abschreibungen (EBITDA) verzeichnete einen Rückgang auf 223,7 (Vorjahr 248,7) Millionen Euro. Damit sank die EBITDA-Marge leicht von 13,8 Prozent auf 12,9 Prozent.
Während dieser Margenrückgang weitestgehend Osteuropa geschuldet ist, konnte die Region Westeuropa neue Rekordmargen erwirtschaften. Das Unternehmen habe durch frühzeitig initiierte Kosteneffizienzprogramme seine Hausaufgaben gemacht und rund 80 Millionen Euro Kostensenkungen realisiert, deutlich mehr als ursprünglich avisiert. Damit sowie dank einer soliden Finanzstruktur mit einer Eigenkapitalquote von 37,7 Prozent und einem Verschuldungsgrad von 0,9 sieht sich das Unternehmen für die schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen in 2009 gerüstet.
"Der Pfleiderer-Konzern hat 2008 mit einem Umsatz von knapp 1,74 Milliarden Euro und einer EBITDA-Marge von 12,9 Prozent im Industrievergleich respektable Kennzahlen erreicht. Angesichts der Tatsache, dass es uns gelungen ist, die Kostenbasis um 80 Millionen Euro zu senken, und dank einer soliden Bilanzstruktur sehen wir uns vorbereitet für ein schwieriges Geschäftsjahr 2009. Im Wettbewerb sind wir überzeugt, weiter Marktanteile zu gewinnen, so dass Pfleiderer gestärkt aus dieser Krise hervorgehen wird", kommentiert Hans H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender der Pfleiderer AG, die aktuelle Geschäftsentwicklung.
Mehr als die Hälfte des Umsatzrückgangs von 65 Millionen Euro in 2008 ist auf die Werksschließung im kanadischen La Baie zurückzuführen. Umsatz erhöhend wirkten dagegen die erstmalige ganzjährige Einbeziehung von Pergo (41,8 Millionen Euro), positive Wechselkurseffekte (17,4 Millionen Euro) und der Umsatz des neuen Spanplattenwerks in Moncure (North Carolina) in den USA (10,4 Millionen Euro).
Wegen des leicht rückläufigen Umsatzes und gestiegener Rohstoffkosten, die nur zum Teil an Kunden weitergegeben und nicht vollständig durch Sparmaßnahmen kompensiert werden konnten, nahm das EBITDA von 248,7 Millionen Euro auf 223,7 Millionen Euro ab. Die EBITDA-Marge sank entsprechend von 13,8 Prozent auf 12,9 Prozent.
Neben leicht gestiegenen regulären Abschreibungen wurden 2008 außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 13,8 Millionen Euro vorgenommen, die vor allem im Zusammenhang mit der Werksverlagerung von La Baie nach Moncure stehen. Daher reduzierte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 136,8 Millionen Euro auf 97,6 Millionen Euro.
Das Finanzergebnis verschlechterte sich im Berichtsjahr bedingt durch Aufwendungen von 28,4 Millionen Euro aus der Marktpreisbewertung von Währungs- (15,5 Millionen Euro) und Zinssicherungen (4,1 Millionen Euro) sowie aus der Stichtagsbewertung von Finanzpositionen in Fremdwährung von -46,0 Millionen Euro auf -80,0 Millionen Euro. Damit sank das Ergebnis aus fortzuführenden Aktivitäten vor Ertragsteuern von 90,6 Millionen Euro auf 17,6 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie aus fortzuführenden Aktivitäten beträgt damit für das Geschäftsjahr 2008 0,24 (Vorjahr 1,00) Euro.
Die Region Westeuropa blieb auch im Geschäftsjahr 2008 mit einem Umsatzanteil von 53,4 Prozent die wichtigste Ertragssäule des Konzerns. Dank der guten Marktpositionierung konnte der Umsatzrückgang trotz deutlich einsetzender Rezession zum Jahresende mit vergleichsweise moderaten minus 4 Prozent auf 945,8 Millionen Euro begrenzt werden. Ursache dafür waren zum einen rückläufige Preise bei Rohspanplatten sowie Hochdichten (HDF) und Mitteldichten Faserplatten (MDF), aber auch Mengenrückgänge bei HDF-/MDF-Platten.
Positiv entwickelte sich dagegen der Absatz von beschichteten Platten, der nochmals gesteigert werden konnte. Das Geschäft mit Laminatfußböden in Europa blieb im Jahr 2008 wegen Überkapazitäten weiter schwierig, das Hochpreissegment der Pfleiderer- Marke Pergo schnitt hier jedoch besser als der Wettbewerb ab.
Das EBIT stieg in Westeuropa im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 112,5 (Vorjahr 110,0) Millionen Euro. Die EBIT-Marge verbesserte sich von 11,1 Prozent auf 11,9 Prozent und verzeichnete damit erneut einen Rekordwert. Wichtige Gründe für diese Gewinnsteigerung waren der zunehmende Anteil margenstarker Produkte im Pfleiderer-Portfolio und die deutlich verbesserte Produktivität wegen der in den vergangenen Jahren durchgeführten Strukturmaßnahmen, hieß es. Striktes Kostenmanagement habe ebenfalls zur Gewinnsteigerung beigetragen.
Im Berichtsjahr entwickelte sich das Geschäft in der Region Osteuropa in den Märkten Polen und Russland sehr unterschiedlich. Während in Russland die Nachfrage- und Ergebnissituation ausgezeichnet war, agierten die polnischen Werke in einem schwierigen Marktumfeld. Über weite Strecken belastete der starke Zloty die Exportchancen der Kunden, die überwiegend in der Möbelindustrie angesiedelt sind und den Großteil ihrer Produktion nach Westeuropa exportieren.
Die Nachfrage der polnischen Möbelindustrie nach Spanplatten lag im Jahr 2008 daher rund 15 Prozent unter Vorjahr. Zudem drückten Überkapazitäten auf die Preise für Spanplatten und MDF.
Die Aktivitäten in Russland entwickelten sich dagegen sehr erfreulich. So konnten sowohl die Absatzmengen deutlich gesteigert, wie auch die gestiegenen Rohstoffkosten in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben werden.
Trotz der schwierigen Marktlage in Polen hat Pfleiderer 2008 den Umsatz in der Region Osteuropa um 7 Prozent auf 420,3 Millionen Euro ausgebaut. Das Wachstum resultierte aus dem neuen MDF-Werk in Polen, aus Wechselkurseffekten sowie aus Kapazitätserweiterungen in Russland. Das Segment-EBIT ging jedoch um 22,9 Millionen Euro auf 28,9 Millionen Euro zurück. Der Rückgang basierte zum einen auf gestiegenen Rohstoffkosten, zum anderen auf dem Preisdruck bei MDF- und Spanplatten auf dem polnischen Markt.
Um dem Kostendruck und dem Preisverfall zu begegnen, wurden umfangreiche Kostensenkungsmaßnahmen umgesetzt, die 2008 zu Einsparungen von rund 27 Millionen Euro führten.
Die Geschäftsentwicklung in Nordamerika war 2008 von der Immobilien- und Finanzmarktkrise geprägt. In diesem schwierigen Umfeld hielt sich das Absatzvolumen dank des neu erworbenen Werks in Moncure dennoch nahezu auf dem Niveau des Vorjahres, obwohl der Standort La Baie stillgelegt wurde.
Die Marktanteile bei Spanplatten und Laminatfußböden konnten nochmals ausgebaut werden. Während der Markt bei Laminatfußböden einen Rückgang um 15 Prozent aufwies, konnte Pergo mehr als 24 Prozent zulegen. Der Umsatzrückgang des Nordamerikageschäfts um rund 9 Prozent auf 404,9 Millionen Euro beruhte auf Wechselkurseffekten und der Schließung des Standorts La Baie. Vergleichbar gerechnet stieg der Umsatz um 2 Prozent. Aufgrund von Überkapazitäten war es bei Platten kaum möglich, die stark gestiegenen Rohstoffkosten an Kunden weiterzugeben, was bei Laminatfußböden hingegen teilweise gelang.
Angesichts des ungünstigen Marktumfelds und Sonderabschreibungen in Höhe von 13,8 Millionen Euro hauptsächlich im Zusammenhang mit der Verlagerung des Werks La Baie sank das EBIT von -15,5 Millionen Euro auf -20,2 Millionen Euro. Der Anstieg des um diese Sonderabschreibungen bereinigten EBIT resultierte aus Kosteneinsparungen, einer besseren Positionierung bei Kunden und dem negativen Unterschiedsbetrag aus der Kaufpreisallokation für die Akquisition des Standorts Moncure.
Pfleiderer wird seine Kostenposition durch die Verlagerung des MDF-Werks nach Moncure deutlich verbessern, hieß es. Dort kommen dem Unternehmen niedrigere Holzpreise und Transportkosten sowie das fehlende Wechselkursrisiko zugute. Der Produktionsstart ist abhängig von der Marktlage und derzeit für das 4. Quartal 2009 geplant.
Dank des effizienten Managements des Umlaufvermögens entwickelte sich der
Cashflow im Pfleiderer-Konzern auch im Jahre 2008 sehr erfreulich, hieß es. So stieg der
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit um 30,4 Millionen Euro auf 228,4 Millionen Euro. Dieser hohe Mittelzufluss ermöglichte es, erneut Investitionen und Akquisitionen in Höhe von 189,3 Millionen Euro (Vorjahr 574,7 Millionen Euro) zu realisieren.
Der Konzern verfügt unter anderem dank der Begebung eines Schuldscheindarlehens über 165,0 Millionen Euro zu günstigen Konditionen über eine solide Finanzausstattung. Die Eigenkapitalquote lag Ende 2008 bei sehr guten 37,7 Prozent. Die Nettoverschuldung stieg gegenüber dem 31. Dezember 2007 um 17,3 Millionen Euro auf 635,5 Millionen Euro.
Vor dem Hintergrund der globalen Rezession, die auch die Holzwerkstoff- Märkte in Mitleidenschaft zieht, rechnet Pfleiderer für 2009 mit einer schwierigen Geschäftsentwicklung. In nahezu allen Märkten dürfte es sowohl zu Preis- wie auch Mengenrückgängen kommen, die jedoch in Teilen durch eine gute relative Kostenposition über Marktanteilsgewinne kompensiert werden sollen.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen wird striktes Kosten- und
Cashflow-Management im Jahr 2009 oberste Priorität haben. Kostenseitig werden die 2008 begonnenen Maßnahmen fortgeführt, sie sollen zu weiteren spürbaren Einsparungen beitragen.
Positiv für Pfleiderer wird sich der weitere Hochlauf des neuen MDF-Werks im polnischen Grajewo auswirken. Gleiches gilt für die zusätzlichen Kapazitäten, die in der zweiten Jahreshälfte 2008 in Novgorod/Russland geschaffen wurden. Die polnischen Werke dürften darüber hinaus von einem wieder schwächeren Zloty profitieren.
Für Westeuropa wird eine Abkühlung der Nachfrage prognostiziert. Durch eine kontinuierliche Verbesserung der Produktivität in allen Werken soll hier gegengesteuert werden.
Nordamerika wird 2009 weiterhin alle Marktteilnehmer vor große Herausforderungen stellen, da durch die Immobilienkrise voraussichtlich im dritten Jahr in Folge der Markt für Holzwerkstoffe schrumpfen dürfte. Pfleiderer geht aber von einer Gewinnung von Marktanteilen und einem erhöhten Geschäftsvolumen durch das neue Werk in Moncure aus.
Für das am 31. März endende erste Quartal 2009 geht das Unternehmen gegenüber dem vierten Quartal 2008 von einem geringeren Umsatz und EBITDA aus.
31.03.09
Neumarkt: Finanzkrise drückt