"Lieder von Leben und Tod"

NEUMARKT. Das traditionelle Konzert am Karfreitag um 17 Uhr in der Christuskirche steht heuer nicht im Zeichen Bachs, sondern ist ganz den beiden Komponisten Johannes Brahms und Gustav Mahler gewidmet.

Lieder, deren Texte von Leben und Tod, aber auch vom Leben nach dem Tod, oder vielleicht besser: Leben jenseits unseres irdischen Lebens, handeln, stehen im Mittelpunkt.

Kurz nach dem Tod seiner Freundin und Mentorin Clara Schumann wurde bei Brahms, nachdem er sich aufgrund immer schlechter werdenden Befindens hatte untersuchen lassen, Lungenkrebs diagnostiziert. Der Tod war für ihn in greifbare Nähe gerückt. In dieser letzten Zeit komponierte er nur noch zwei Werke: die vier ernsten Gesänge op. 121 und die Choralvorspiele op.122.

Wegen der unterschiedlichen Besetzung (Bariton und Klavier bzw. Kirchenorgel) sind die beiden Werke eher selten zusammen zu hören; erst eine Bearbeitung für Orgel und Bariton der vier ernsten Gesänge durch H. Bornefeld machte eine Zusammenschau dieser beiden Werke möglich.

Die biblischen Texte, die Brahms in diesen Gesängen verwendete, sowie die Choraltexte der Vorspiele op.122 treffen in diesem Konzert auf Texte aus ganz anderer Tradition: Gustav Mahler vertonte Anfang des 20. Jahrhunderts einige Gedichte Friedrich Rückerts (1788-1866), darunter die bekannten Kindertotenlieder – in diesem Konzert hört man daraus das erste: "Nun will die Sonn’ so hell aufgehn" – und "Ich bin der Welt abhanden gekommen." Auch diese beiden Lieder beleuchten den Zusammenhang von Tod und Leben, jedoch auf ganz andere, eher romantische, vielleicht transzendente Art.

Mahler erlebte elf Jahre nach Johannes Brahms eine ähnliche Krise wie dieser: Tod der älteren Tochter Anna, Anfeindung in Wien wegen seiner jüdischen Herkunft und Flucht nach New York sowie die Entdeckung einer unheilbaren Herzkrankheit bei ihm selbst. Auch sein Leben wurde in seinen Grundfesten erschüttert.

Er suchte Rat und Trost jedoch nicht in biblischen Texten, sondern entdeckte eine Gedichtsammlung namens "Die chinesische Flöte", die Hans Bethge kurz zuvor aus dem Französischen übersetzt hatte. Diese beinhaltet Nachdichtungen altchinesischer Lyrik, die mit Versen zwischen melancholischem Schmerz und heiterem Übermut die ganze Bandbreite des Lebens und Sterbens umspannt.

Mahler stellte daraus einige Texte zusammen und vertonte sie im berühmten "Lied von der Erde." In diesem Konzert hören wir daraus den "Abschied", das bei weitem umfangreichste Lied aus diesem Zyklus, ebenfalls in einer Bearbeitung für Bariton und Orgel.

Michael Kranebitter (Bariton) studierte Gesang in Innsbruck und München und ist ein gefragter Oratorien- und Liedsänger. Michael Roth ist Dozent an der Musikhochschule München und seit Januar Dekanatskantor an der Christuskirche in Neumarkt.

Der Eintritt ist frei.
09.04.09
Neumarkt: "Lieder von Leben und Tod"
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