"Posthume Güsse"


Tierträgerin II 1993


Schmaler Kopf (Hommage á Michael Croissant)
Fotos: Andreas Pauly
NEUMARKT. Bei den "posthumen Güssen" von Lothar-Fischer-Plastiken soll es zwei neue Motive geben: Mutter mit Kind IV und Tierträgerin II

Fachleute bekannter Bildhauermuseen und Skulpturensammlungen haben bei einem Symposion 2008 im Georg-Kolbe-Museum Berlin die Praxis des Museums Lothar Fischer im Umgang mit Nachgüssen von Skulpturen des Museumsstifters als äußerst verantwortungsbewusst gelobt. Lothar Fischer hat noch zu Lebzeiten immer wieder Tonoriginale für den Guss bestimmt, für meist sechs Exemplare in einem Material.

Seit Herbst 2005 können die Mitglieder des "Vereins der Freunde des Museums Lothar Fischer" sogenannte "posthume Güsse" aus einer Auswahl von sechs Arbeiten Lothar Fischers erwerben. Zum fünfjährigen Jubiläum des Museums hat sich die Lothar und Christel Fischer Stiftung entschlossen, diese größtenteils bereits ausgeschöpfte Guss-Charge nun um zwei neue Motive zu ergänzen: Die Plastiken Mutter mit Kind IV, 1988 und Tierträgerin II, 1993 sind derzeit im Obergeschoss des Museums ausgestellt.

Die Stiftung hat sich in Bezug auf diese posthumen Güsse selbst strenge Regeln auferlegt, um auf lange Sicht einem allzu sorglosen Umgang mit dem künstlerischen Erbe entgegenzutreten.

So wird weiterhin eng mit den Gießern zusammen gearbeitet, die Lothar Fischer (1933-2004) persönlich seit Jahrzehnten begleitet haben und die die Eigenheiten seiner Arbeiten bis ins Detail kennen. Eine gewissenhafte Abnahme des nicht mehr zu Lebzeiten Fischers erfolgten Gusses sei schließlich auch durch den Vergleich mit einem Belegexemplar im Museum Lothar Fischer gewährleistet, hieß es. Außerdem werde jeder Guss eindeutig mit der Exemplarnummer und dem Kürzel "p" für posthum und zusätzlich mit dem Gussjahr gekennzeichnet.

Diese und weitere strenge Auflagen führten 2009 zum Entschluss der Stiftung, nun nur noch eine reduzierte Auswahl an Arbeiten für den Guss freizugeben. Nach dieser letzten Charge werden alle Silikonformen zerstört und die Gussgipse an die Stiftung zurückgegeben, hieß es. Die Erben verzichten somit darauf, künftig weitere Arbeiten des Bildhauers für den Guss frei geben zu können.

Wer sich intensiver mit dem spannenden Thema der posthumen Güsse beschäftigen will, dem sei das eben erschienene Buch Posthume Güsse. Bilanz und Perspektiven, herausgegeben von Ursel Berger, Klaus Gallwitz und Gottlieb Leinz, Berlin 2009, empfohlen.
Dr. Pia Dornacher, Künstlerische Leiterin Museum Lothar Fischer, und Selima Niggl, freiberufliche wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung, haben darin den Aufsatz Eine Entscheidung unter Auflagen. Posthume Güsse bei Lothar Fischer ab 2005 verfasst. Das Buch ist im Museum Lothar Fischer oder im Buchhandel erhältlich (24,90 Euro).
09.10.09
Neumarkt: "Posthume Güsse"
Telefon Redaktion


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