Noch immer Verluste


Pfleiderer stellte die Quartalszahlen vor
NEUMARKT. Pfleiderer schrieb auch im ersten Quartal 2010 Verluste, spricht aber von einer nachhaltige Verbesserung des Preisniveaus.

Die Pfleiderer AG erreichte im ersten Quartal 2010 mit 355,6 Millionen Euro nahezu den Wert des Vorjahresquartals von 358,0 Millionen Euro. Der Auslandsanteil am Umsatz betrug 70,9 Prozent nach 70,6 Prozent in der Vorjahresperiode. Im Vergleich zum Vorquartal wurde ein Wachstum von gut 4 Prozent erzielt.

Obwohl das durchschnittliche Preisniveau für die Produkte im Berichtsquartal immer noch unter dem Vorjahresniveau lag, konnten über ein Volumenwachstum von knapp 2 Prozent sowie positive Wechselkurseffekte von 13,3 Millionen Euro insbesondere aus dem Zloty und dem kanadischen Dollar dieser negative Preis-Effekt kompensiert werden.

"Kosten senken"

NEUMARKT. Wie schon in den Pfleiderer-Protesten gegen ein geplantes städtisches Biomasse-Heizkraftwerk (wir berichteten mehrfach) hat das Unternehmen auch bei der Präsentation der Quartalszahlen über die anziehenden Rohstoffkosten geklagt - vor allem deswegen sei Pfleiderer schwächer ins neue Jahr gestartet, hieß es.

Vorstands-Vorsitzender Hans Overdieck sah allerdings bei der Vorstellung der Zahlen angesichts "dauerhafter Nachfragebelebung mit Mengenwachstum" auch "begründeten Anlass zu vorsichtigem Optimismus".

Der Sparkurs müsse allerdings auch heuer fortgeführt werden, sagte Overdiek. Vor allem in der Verwaltung will man die Kosten heuer um 30 Millionen Euro senken. "Dazu haben wir mehrere Projekte gestartet", sagte Overdieck.

Im letzten Jahr hat Pfleiderer die ursprünglichen Sparpläne von 80 Millionen mit tatsächlich eingesparten 100 Millionen sogar deutlich übertroffen. Pfleiderer hat dabei vor allem in Deutschland rund 160 Arbeitsplätze abgebaut.

Im Pfleiderer-Werk Gschwend werde die Kurzarbeit fortgesetzt. Eine Schließung des Werks sei "noch nicht beschlossen, aber nicht ausgeschlossen", hieß es.
Eine anziehende Nachfrage sowie besser ausgelastete Kapazitäten dank entsprechender Anpassungen innerhalb der Holzwerkstoffindustrie führten dazu, dass die Preise für einen Kubikmeter Rohspanplatten seit dem Tiefpunkt im Sommer 2009 von rund 90 Euro auf rund 135 Euro bei Neuabschlüssen im April 2010 gestiegen sind.

Das Bruttoergebnis in Höhe von 74,4 Millionen Euro (Vorjahr: 102,6 Millionen Euro) war vor allem durch die im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegenen Rohstoffpreise insbesondere bei Holz und Chemikalien (Leim und Vorprodukte) gekennzeichnet. So stiegen zum Beispiel die Holzpreise im Jahresvergleich je nach Standort und Holzart um 10 bis 30 Prozent, für die chemischen Produkte mussten rund 10 Prozent mehr ausgegeben werden.

Ingesamt ergab sich aus den gestiegenen Rohstoffkosten ein Mehraufwand von rund 23 Millionen Euro. Dieser führte in Verbindung mit den niedrigeren Verkaufspreisen für Produkte der Holzwerkstoffindustrie für den Berichtszeitraum zu einer von 28,7 Prozent auf 20,9 Prozent reduzierten Bruttomarge.

Das Ergebnis vor Zinsen, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA) nahm nach 52,7 Millionen Euro im Vorjahr im ersten Quartal 2010 auf 22,2 Millionen Euro ab. Positive Wechselkurseffekte haben 1,4 Millionen Euro zum Ergebnis beigetragen. Durch erhebliche Kosteneinsparungen konnten die Verwaltungskosten im Quartalsvergleich deutlich um 11,1 Prozent reduziert werden.

Die EBITDA-Marge beläuft sich für die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres auf 6,3 Prozent, nachdem im Vorjahr 14,7 Prozent ausgewiesen wurden. Das EBIT ging auf -6,1 Millionen Euro zurück nach 23,0 Millionen Euro in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Hierin wirkten Abschreibungen in Höhe von 28,4 Millionen Euro (29,7 Millionen Euro im Vorjahr).

Im Finanzergebnis von -12,5 Millionen Euro schlugen im Zinsaufwand mit rund 3 Millionen Euro die Auflösung abgegrenzter Transaktionskosten für die Neufinanzierung des Konzerns zu Buche. Das sonstige Finanzergebnis in Höhe von 6,8 Millionen Euro resultiert nahezu vollständig aus Erträgen aus der stichtagsbezogenen Fremdwährungsumrechnung von Finanzpositionen. Im Vorjahresquartal beinhalteten die sonstigen Positionen im Finanzergebnis einen negativen Beitrag von 5,0 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2010 wurde ein latenter Steuerertrag verbucht, der insgesamt zu einem positiven Steuersaldo von 2,2 Millionen Euro beitrug.

Das Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten summierte sich auf -16,4 Millionen Euro nach 4,0 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Davon entfallen Verlustanteile von 1,1 Millionen Euro auf Minderheitsgesellschafter. Darüber hinaus werden in der G&V weiterhin die Ansprüche der Hybridkapitalgeber in Höhe von 4,6 Millionen Euro ausgewiesen, auch wenn diese derzeit nicht ausgezahlt werden, sondern als Verbindlichkeiten in der Bilanz zurückgestellt werden.

Für die Aktionäre der Pfleiderer AG verblieb damit ein Ergebnisanteil von -19,9 Millionen Euro verglichen mit 0,1 Millionen Euro vor einem Jahr. Daraus ergibt sich ein unverwässertes Ergebnis je Aktie von -0,35 Euro nach 0,00 Euro für das Vergleichsquartal des Vorjahres.

"Die Entwicklungen in den ersten drei Monaten im Geschäftsjahr 2010 zeigen, dass wir noch ein Stück weit von der sogenannten Normalität entfernt sind. Allerdings geben diese uns inzwischen auch begründeten Anlass zu vorsichtigem Optimismus. So verzeichnen wir eine inzwischen dauerhafte Nachfragebelebung mit Mengenwachstum, die zu einer guten bis sehr guten Auslastung der Kapazitäten führt. Das gibt uns die Möglichkeit, Preise anzupassen", kommentiert Hans H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender der Pfleiderer AG, die Ergebnisse für das erste Quartal 2010.

Nachfrageentwicklung in Westeuropa überrascht positiv

Die Auftragslage in Westeuropa hat sich im ersten Quartal 2010 weiter erholt, so dass der Umsatz mit 193,7 Millionen Euro im Berichtszeitraum nahezu das Vorjahresniveau von 197,0 Millionen Euro erreichte. Aufgrund der guten Kapazitätsauslastung mussten keine weiteren Marktanpassungen vorgenommen werden. In dieser verbesserten Situation konnten die Preise für nahezu alle Produkte im Verlauf des Quartals weiter angehoben werden.

Nach einer anfänglichen Erholung hat sich die Stimmungslage in der Möbelindustrie wieder etwas eingetrübt. Gegenläufig entwickelte sich der Absatz im Export. Hier haben die Geschäfte auch wegen günstigerer Wechselkurse aufgrund des schwächeren Euros deutlich angezogen. Das Geschäft sowohl im Baumarkt als auch im Handel gestaltete sich freundlich, im Bereich der Renovierungsprodukte wurde eine größere Nachfrage verzeichnet.

Besser als in den Vormonaten entwickelt hat sich auch das Objektgeschäft. Das EBIT der Region sank auf 5,7 Millionen Euro nach 8,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Dies entspricht einer EBIT-Marge von 2,9 Prozent. In dieser Entwicklung spiegeln sich zum einen die höheren Rohstoffkosten und die im Vergleich zum Vorjahr trotz Anpassungen nach wie vor niedrigeren Absatzpreise wider. Auch der weitere Stillstand des Werkes in Gschwend aufgrund von Kurzarbeit belastet das Ergebnis.

Russland mit deutlicher Marktbelebung

In Osteuropa konnte ein Umsatzwachstum von 16,9 Prozent auf 76,6 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahresquartal erzielt werden, wovon 7,6 Millionen Euro auf Wechselkurseffekte entfielen. Trotz des Preisverfalls in der Region konnte der Umsatz bereinigt um diesen Effekt immer noch um rund fünf Prozent gesteigert werden. Dank einer deutlichen Marktbelebung wurde in Russland ein überproportionales Wachstum verzeichnet. In Polen konnten insbesondere bei Rohspan und Roh-MDF/HDF steigende Mengen abgesetzt werden, wohingegen beschichtete Platten kaum zulegten. Wie in Westeuropa konnten die Absatzpreise für die meisten Produkte im Berichtszeitraum erhöht werden, diese liegen aber noch unter Vorjahresniveau.

Die Rohstoffkosten, insbesondere für Holz, stellen in Polen ein zunehmendes Problem dar, da die Nachfrage inzwischen das lokale Angebot überschreitet. Die Holzpreise legten in diesem Markt um rund 30 Prozent zu. Das hat in Kombination mit einem schwierigen Umfeld bei den Absatzpreisen zu einer Verschlechterung des EBIT von 4,4 Millionen Euro vor einem Jahr auf -3,5 Millionen Euro im Berichtsquartal geführt. Die EBIT-Marge liegt damit bei -4,5 Prozent.

Pfleiderer in Nordamerika besser als der Wettbewerb

In der Region Nordamerika sanken die Umsätze in den ersten drei Monaten 2010 um 9,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 95,1 Millionen Euro. Wechselkurse haben den Umsatz mit 3,9 Millionen Euro gestützt. Die Nachfrage nach Platten zog leicht an und wurde insbesondere im Bereich MDF von Angebotsknappheit und steigenden Preisen geprägt. Trotz dieser jüngsten Belebung liegen die Preise für Span- und MDF-Platten im ersten Quartal um rund 7 Prozent unter Vorjahresniveau.

Aufgrund kontinuierlicher Marktanteilsgewinne in Nordamerika konnten die Spanplattenkapazitäten der Pfleiderer AG deutlich besser auslasten werden, diese liegen im März bei einer Auslastungsquote von 20 Prozentpunkten über Marktniveau. Geographisch betrachtet verlief die Nachfrage in Kanada besser als in den USA. Bei Laminatfußboden hat sich einerseits der Trend zu preisgünstigen Produkten verstärkt, andererseits hält der Preisverfall über alle Marktsegmente an. Von dieser Entwicklung war auch die Pfleiderer AG betroffen, aufgrund des ungünstigeren Produktmixes und des Preisverfalls musste hier ein deutlicher Umsatzrückgang verzeichnet werden.

Auch in Nordamerika haben sich die steigenden Rohstoffpreise negativ auf das Ergebnis ausgewirkt. Zusammen mit einem ungünstigeren Produktmix resultierte dies darin, dass das EBIT von 6,1 auf -4,2 Millionen Euro zurückging. Für Nordamerika wird damit eine EBIT-Marge von -4,4 Prozent ausgewiesen.

Positiver Cashflow und verbessertes Gearing

In den ersten drei Monaten 2010 verzeichnete der Cashflow der Pfleiderer AG aus laufender Geschäftstätigkeit einen Geldmittelzufluss von 21,2 Millionen Euro nach einem Abfluss von 37,6 Millionen Euro im Vorjahr. Dieser Zahlungsmittelzufluss ist in einem Anstieg der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie in der Höhe der Abschreibungen begründet.

Die Investitionen inklusive geleisteter Anzahlungen beliefen sich im Berichtsquartal auf 24,6 Millionen Euro nach 29,4 Millionen Euro vor einem Jahr. Das Eigenkapital stieg in diesem Zeitraum um 62,2 Millionen Euro auf 693,9 Millionen Euro. Während die Ergebnisentwicklung das Eigenkapital mit 19,9 Millionen Euro belastete, führte die zehnprozentige Kapitalerhöhung sowie der Verkauf eigener Anteile der Gesellschaft 52,5 Millionen Euro zu. Fremdwährungsumrechnungen trugen 29,5 Millionen Euro zum Anstieg bei.

Die Eigenkapitalquote verbesserte sich somit von 32,0 Prozent auf 32,9 Prozent. Die Nettoverschuldung des Konzerns stieg gegenüber Jahresende um 44,5 Millionen Euro auf 898,7 Millionen Euro. Dies resultierte aus dem negativen Periodenergebnis, dem Anstieg der Forderungen und sonstigen Vermögenswerte (28,3 Millionen Euro) und der Vorräte wegen Preis- und Mengensteigerungen (9,7 Millionen Euro, ohne Währungseffekte) sowie aus Währungseffekten aus Finanzverbindlichkeiten (39,5 Millionen Euro). Positiv wirkten die Kapitalerhöhung und der Verkauf eigener Anteile mit 52,5 Millionen Euro. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital (Gearing) sank von 135,2 Prozent auf 129,5 Prozent.

Gute Wachstumsposition trotz rückläufiger Investitionen

Für das laufende Geschäftsjahr sind keine Investitionen in Kapazitätserweiterungen geplant, sondern lediglich für den Erhalt bestehender Anlagen. Dank der in den letzten drei Jahren vorgenommenen Investitionen in mehr und effizientere Produktionsstätten ergeben sich trotzdem Wachstumsmöglichkeiten. So stehen der Pfleiderer AG im Vergleich zum besonders erfolgreichen Jahr 2007 heute auch die Kapazitäten des MDF-Werks in Grajewo/Polen, des Spanplatten- und des MDF-Werks in Moncure/USA sowie zusätzliche Beschichtungskapazitäten in Novgorod/Russland und Val d’Or/Kanada zur Verfügung.

Die Pfleiderer AG wird in den nächsten Jahren den Fokus auf Schuldenabbau, Cash-Management und den weiteren Ausbau der Marktstellung richten. Auch im laufenden Geschäftsjahr werden wieder Kostensenkungsmaßnahmen verfolgt. Hauptaugemerk liegt dabei auf den Fixkosten im administrativen Bereich, in dem bis zu 30 Millionen Euro eingespart werden sollen. Hierzu wurden bereits mehrerer Projekte gestartet. Neben diesen Kostensenkungen sollten die Preisanpassungen verbunden mit stabilen oder weiter wachsenden Absatzvolumina die operative Ertragslage weiter verbessern. Trotz eines erwarteten Umsatzwachstums dürfte diese in 2010 unbefriedigend bleiben und ein Verlust wahrscheinlich sein. Ab 2011 sollten ein besseres Preisniveau, eine Belebung der Nachfrage und eine niedrigere Zinsbelastung wieder zu einem positiven Ergebnis führen.
07.05.10
Neumarkt: Noch immer Verluste
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