"Wahre Helden des Alltags"

Walter Sellner aus Dietfurt und Armin Blank aus Berngau (v.l.) retteten mehrere Menschen aus einem im Fluß liegenden Autowrack. Rechts Staatsminister Siegfried Schneider
Fotos: Bayerische Staatskanzlei

Christian Söllner (M.) aus Seubersdorf und sein Kollege Harald
Lanz (l.) aus Schwandorf retteten Menschen bei einem Brand in
einer Parsberger Klinik.
NEUMARKT. Zwei Männer aus Berngau und Seubersdorf erhielten die Bayerische Rettungsmedaille, weil sie unter Einsatz ihres Lebens geholfen haben.
Ein dritter Helfer aus Dietfurt wurde von Staatsminister Siegfried Schneider mit der "Christophorus-Medaille" ausgezeichnet.
Bei der feierlichen Verleihung in München wurde am Dienstag im Detail bekannt, daß im letzten Jahr zwei Rettungsaktionen bei einem Krankenhaus-Brand in Parsberg und einem Verkehrsunfall bei Breitenbrunn weitaus spektakulärer waren als seinerzeit gemeldet. In beiden Fällen setzten freiwillige Helfer ihr eigenes Leben aufs Spiel um andere Menschen zu retten, hieß es.
- 1.April 2009, in der Nähe von Breitenbrunn: nach einem Frontalzusammenstoß zweier Autos ist ein Wagen in die "Weiße Laber" gestürzt, die Insassen drohen zu ertrinken (wir berichteten). Zufällig kommen Armin Blank aus Berngau und Walter Sellner aus Dietfurt an die Unglücksstelle - und zögern keine Sekunde. Sie retten mehrere Menschen aus dem Autowrack; vier Opfer überleben schwerverletzt, ein Mann stirbt. Blank riskiert sein eigenes Leben, als er bei der Rettung durch das eingeschlagene Fenster taucht, um eine der bewusstlosen Personen zu retten
- 26. August 2009: In der Parsberger TBC-Klinik wird Feueralarm gegeben. Möglicherweise haben Patienten selbst Feuer gelegt (wir berichteten). Christian Söllner aus Seubersdorf und sein Kollege Harald Lanz aus Schwandorf dringen wegen des dichten Qualms auf dem Boden kriechend unter Einsatz ihres Lebens in die brennende und völlig verqualmte Abteilung der Klinik und holen die eingeschlossenen Patienten heraus.
Am Dienstag wurden die Retter ausgezeichnet: Armin Blank aus Berngau, Christian Söllner aus Seubersdorf und Harald Lanz aus Schwandorf erhalten von Staatsminister Siegfried Schneider in Vertretung des Ministerpräsidenten die "Bayerische Rettungsmedaille", Walter Sellner aus Dietfurt wird eine "öffentliche Belobigung" ausgesprochen und die "Christophorus-Medaille" überreicht.
"Selbstlose Rettung von Mitmenschen aus höchster Not verdient den Dank und die Anerkennung des gesamten Freistaats",hieß es. "Der Einsatz des eigenen Lebens für andere kann nicht hoch genug geschätzt werden, gerade in Zeiten der Anonymität und des Wegschauens. Lebensretter sind wahre Helden des Alltags und Vorbilder in unserer Gesellschaft."
Der jüngste Lebensretter, der mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet wird, ist Maximilian Keßler aus Dachau. Im vergangenen Sommer hatte der damals neunjährige einen kleinen Jungen im Familienbad in Dachau vor dem Ertrinken gerettet, obwohl er selbst noch nicht schwimmen konnte. Die älteste Retterin ist Aloisia Schwarzmann aus München. Die damals 77jährige hatte eine Frau aus deren in Flammen stehender Küche gerettet.
Erich Mittermeier aus Bechofen im Landkreis Ansbach hat seinen Mut sogar mit dem Leben bezahlt, als er im vergangenen Sommer in Korsika mit anderen gemeinsam zwei Menschen vor dem Ertrinken rettete. Sie waren durch eine heftige Strömung auf das offenen Meer gezogen worden. Die Rettungsmedaille wird von Erich Mittermeiers Töchtern entgegen genommen.
Die jüngste Lebensretterin, die mit der Christophorus-Medaille ausgezeichnet wird, ist die damals neunjährige Lena Pfeffer aus Neu-Ulm, die ein Kind aus dem Thermalbecken des Donaubades vor dem Ertrinken rettete. Unter den vielen Badegästen waren sie und der damals ebenfalls neunjährige Moritz Schwertschlager die einzigen, die geholfen haben. Ältester Retter ist der damals 72jährige Heinz Kretzschmar aus Donauwörth. Er warnte einen Mann, der sich im Gleisbereich einer viel befahrenen Bahnstrecke aufhielt, gerade noch rechtzeitig vor einem herannahenden Zug.
Wer eine Rettungstat unter besonders schwierigen Umständen vollbringt, erhält nach dem Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr eine öffentliche Belobigung und die Christophorus-Medaille. Mit der Bayerischen Rettungsmedaille wird ausgezeichnet, wer bei der Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr sogar sein eigenes Leben eingesetzt hat. Seit Schaffung der Bayerischen Rettungsmedaille im Jahr 1952 haben 3592 Personen diese Auszeichnung erhalten. Mit der Christophorus-Medaille, die erstmals 1983 vergeben wurde, sind bislang 1245 Personen geehrt worden.
08.06.10
Neumarkt: "Wahre Helden des Alltags"