"Einem geschenkten Gaul..."

NEUMARKT. In der Frage um eine Übernahme des Hallenbades durch die Stadt krachen nach dem Kreisausschuß-Beschluß OB und Landrat frontal aufeinander.

Den Verantwortlichen der Stadt kommt angesichts des Beschlusses des Kreisausschusses zum Landkreishallenbad (wir berichteten) der Verdacht, dass die Stadt nach dem Prinzip handeln solle, "einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul", heißt es in einer Stellungnahme aus dem Neumarkter Rathaus.

Die Stadträte hätten sich, wie Oberbürgermeister Thomas Thumann hervorhebt, "einmütig für ein verantwortungsvolles Vorgehen" entscheiden, bei dem man "nicht blind" ein Objekt übernehme, von dem nicht klar ist, was dadurch auf die Stadt und ihre Bürger zukomme. Deshalb war im April in der Stadtratssitzung auch mit sehr großer Mehrheit der Beschluss gefallen: "Das Angebot des Landkreises vom 22.3.2010 ist in der vorliegenden Form nicht akzeptabel. Zur Ermittlung der Sanierungskosten für das bestehende Hallenbad soll ein qualifiziertes unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben werden. Die Beauftragung und Kostenübernahme erfolgt durch die Stadt und den Landkreis. Der Landkreis erstattet das Fünfjahresdefizit von 1,25 Millionen Euro. Der Landkreis beteiligt sich an den Sanierungskosten."

Dieser Beschluss sei, wie Oberbürgermeister Thumann meint, nach einer offenen und konstruktiven Debatte gefallen und dies auch aus gutem Grund: "Die Stadträte und ich waren und sind für die Interessen unserer Bürgerinnen und Bürger der Stadt verantwortlich. Wir haben auch darauf zu achten, dass mit dem Geld der Bürger verantwortungsvoll umgegangen wird." Die Katze im Sack zu kaufen sei sicherlich nicht verantwortungsvoll und so sei es nur legitim und Ausdruck von guter Planung, wenn man die genauen Kosten einer möglichen Sanierung des Objektes wisse, das einem ein anderer anbietet.

"Es ist sicherlich der Stadt und ihren Bürgern nicht zuzumuten, etwas zu übernehmen, von dem man gar nicht weiß, was es an Folgekosten mit sich bringt", stellt Oberbürgermeister Thumann fest. Dies müsse man umso mehr, als ein im Vorfeld von der Stadt in Auftrag gegebenes Grobgutachten bereits zu möglichen Sanierungskosten von mehr als vier Millionen Euro gekommen war. Daher müsse man erst ein Feingutachten des tatsächlichen Sanierungsbedarfs besitzen, um das Angebot des Landkreises reell prüfen und bewerten zu können. Denn auch die 1,25 Millionen Euro des Landkreises als Abgeltung für das in fünf Jahren auftretende Defizit beim Hallenbad bedeute bei genauerem Hinsehen, dass das Defizit der Folgejahre alleine bei der Stadt bleibe und der Landkreis von diesen Kosten entlastet sei.

Von einem dringenden Wollen der Stadt, das Hallenbad für das Ganzjahresbad übernehmen zu wollen, sei nie die Rede gewesen. Dies war immer nur Ausfluss einer vernünftigen Überlegung, um keine Konkurrenzsituation entstehen zu lassen und Synergieeffekte nutzen zu können, erklärte Thumann. Von daher hätten die Verantwortlichen der Stadt sowie die Stadträte und auch Bürger zwar eine gemeinsame Lösung als wünschenswert angesehen. Sollte diese allerdings nicht zustande kommen, weil die Stadt zu keinem vernünftigen Angebot das Landkreishallenbad übernehmen könne, so stehe auch einem unabhängig vom Hallenbad zu errichtenden Ganzjahresbad nichts entgegen.

Einen Zwang, wonach die Stadt das Hallenbad für das Ganzjahresprojekt benötigen würde, "hat es für die Stadt Neumarkt nie gegeben", erklärte der OB.

Thumann weist in dem Zusammenhang auch darauf hin, dass in der genannten Stadtratssitzung zahlreiche Stadträte diese Ansicht zum Ausdruck gebracht hätten und für eine Errichtung des Ganzjahresbades auch ohne die Übernahme des Landkreishallenbades plädiert hätten.

Oberbürgermeister Thumann wird nun zunächst den Beschluss des Stadtrates vom April 2010 weiter vollziehen. Weil das gemeinsame Sanierungsgutachten "offensichtlich vom Landkreis durch den Beschluss des Kreisausschusses nunmehr als endgültig abgelehnt erscheint", soll von Seiten der Stadt, wie in dem Stadtratsbeschluss festgelegt, selber ein Gutachten in Auftrag gegeben werden.

Auch diesen Schritt hatte der Stadtrat in der genannten Sitzung so beschlossen. Die Stadt hofft nun, dass für die Erstellung des Gutachtens der uneingeschränkte Zugang zum Hallenbad durch den Landkreis ermöglicht wird.
10.06.10
Neumarkt: "Einem geschenkten Gaul..."
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