Abstieg im Tiefschnee

Kein Archivfoto: Die Aufnahme entstand vor gut 24 Stunden
auf der Terrasse der Olperer-Hütte.

Zuerst mußte Schnee geräumt werden.
NEUMARKT. 40 Zentimeter Neuschnee auf der Olperer-Hütte brachte die Sektionsfahrt des Neumarkter Alpenvereins ganz schön durcheinander.
Der Wetterbericht hatte für das letzte Wochenende zwar beständig schlechtes Wetter mit ergiebigem Regen und Schnee in den Alpen angekündigt. Dennoch wagten die Neumarkter Alpenvereinsmitglieder die Fahrt zu ihrer Olpererhütte.
Beim Aufstieg vom Schlegeisspeicher zur Olpererhütte am Samstag war es trocken, so dass nicht nur der direkte Anstieg zur Hütte infrage kam, sondern auch der weitere Weg über die Neumarkter Runde. Am Nachmittag konnten noch die Feinheiten am neuen Gipfelkreuz, die Kassette für das Gipfelbuch und das Schild mit dem Namen und der Höhenangabe angebracht werden.
Beim ersten Blick aus dem Fenster am Sonntagmorgen wurden alle Hoffnungen, dem Kreuz seinen kirchlichen Segen zu erteilen, zunichte gemacht. Über Nacht hatte es 28 Zentimeter Neuschnee gegeben und es schneite weiter. Somit musste der feierliche Gottesdienst von Pfarrer Peter Loos, unterstützt von einer fünfköpfigen Bläsergruppe, in der Hütte stattfinden.
Bereits ab 8 Uhr mussten "Krisensitzungen" zwischen der Hüttenpächterin Katharina Daum und den Verantwortlichen des Alpenvereins Neumarkt abgehalten werden. Die Teilnehmer mussten zunächst sogar davon ausgehen, dass ihr Aufenthalt auf der Olpererhütte um einen oder mehrere Tage unfreiwillig verlängert werden muß.
Der beschwerliche Abstieg durch den Tiefschnee war nämlich nicht jedem der Gäste zuzumuten. Die Lawinenabgänge in der Umgebung ließen die Gefahr deutlich hören und die Zufahrt über die Mautstraße zum Schlegeisspeicher war gesperrt.
Am Vormittag wagte die Hüttenwirtin den Abstieg ins Tal, um sich ein Bild über die Situation zu verschaffen und eine Spur zu legen. Der Untergrund war nicht vereist, die Sicht trotz des Schneefalls verhältnismäßig gut. Die Mautstraße wurde ständig geräumt, blieb aber weiterhin gesperrt.
Da der Abstieg im Tiefschnee bei jedem Schritt sehr viel Vorsicht und Konzentration erfordert und die Anstrengung alle Kräfte benötigt, war ein weiterer Abstieg über die etwa acht Kilometer lange Serpentinenstraße nicht mehr zumutbar. Erfreulicherweise konnte trotz des Sonntags mit einem Verantwortlichen des "Verbund", dem Eigentümer der Mautstraße, Kontakt aufgenommen werden, so dass ein Einsatzfahrzeug als Shuttle zur Verfügung gestellt werden konnte.
Unter diesen Voraussetzungen wurde der Abstieg bei einer Schneehöhe von inzwischen 40 Zentimetern beschlossen. Der Disziplin, der gegenseitigen Hilfe und dem Können der Teilnehmer, der Spurenlegerin und dem "Verbund" sei es zu verdanken gewesen, dass alle heil im Tal ankamen - mit dem Erlebnis eines außergewöhnlichen Wochenendes, hieß es am Montag vom Neumarkter Alpenverein.
21.06.10
Neumarkt: Abstieg im Tiefschnee