Dem "Spielteufel" entronnen

NEUMARKT. Der Autor Alexander Schuller las in der Buchhandlung Müller aus seinem Buch "Jackpot: Aus dem Leben eines Spielers".

Der gelernte Journalist, selbst jahrelang dem "Spielteufel" verfallen, schilderte wie die Problematik sein Leben dominierte – auf Kosten von Familie, Freunden und Beruf. Eingeladen hatte die Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes Neumarkt in Kooperation mit der Landesstelle für Glücksspielsucht in München.

Aus Neugierde habe er als Jugendlicher begonnen, Geld in Spielautomaten zu werfen, ohne dabei genau zu wissen was er da tue. Wie bei einer Alkoholproblematik auch, habe er aber schon bald die Dosis steigern müssen, um Befriedigung aus dem Automatenspiel ziehen zu können. Bewusst wurde ihm sein Problem aber erst, als er sich eingestehen musste, dass er den wahren Umfang des Spielens vor seinen Eltern, später auch vor seiner Ehefrau und seinen Kindern, verbarg.

Schulden und der permanente Druck, Geld beschaffen zu müssen, habe ihn ständig begleitet. Im Laufe seiner Spielerkarriere habe er sein Elternhaus, seine Ehe und fast noch seinen Job verspielt. Der Ausstieg aus der Sucht sei schwierig gewesen und habe Jahre gedauert. Eine dauerhafte Veränderung habe jedoch erst dann stattgefunden, als er für sich vor fünf Jahren entschlossen habe das Spielen zu beenden.

Ohne fremde Hilfe, das könne er heute sagen, hätte er es nicht geschafft der Sucht zu entkommen. Er möchte die Betroffenen ermuntern, sich von Rückschlägen bei dem Versuch vom Spielen los zu kommen nicht entmutigen zu lassen und rät, sich professionelle Hilfe oder die Unterstützung von Selbsthilfegruppen zu suchen.

Probleme mit dem Glücksspiel haben allein in Bayern bis zu 100.000 Menschen. Über 80 Prozent der Spieler, die Rat und Unterstützung in Beratungseinrichtungen wie der Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes Neumarkt suchen, können das Zocken am Geldspielautomaten nicht lassen. Auch im Landkreis Neumarkt gibt es immer mehr Spielhallen, die hinreichend Gelegenheit bieten, dem Spielen nach zu gehen.

"Wir müssen die Betroffenen eher erreichen und die Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisieren, so Ralf Frister, Leiter der Suchtberatungsstelle. Glücksspielsucht bedeute soziale Verelendung und erhöhe das Risiko weitere psychische Probleme, wie beispielsweise Depressionen, zu entwickeln.

Nicht mehr spielen zu müssen erlebe Alexander Schuller als eine große Befreiung. Heute gehe er an den zahlreichen Casinos seiner Heimatstadt Hamburg einfach vorbei und freue sich über jeden Tag, den er spielfrei bewältigt.
05.07.10
Neumarkt: Dem "Spielteufel" entronnen
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