"Hitzestreß" für Pflanzen
Bei einem Pressegespräch gab der BBV die Ernte-Prognosen bekannt.
NEUMARKT. Die Witterungsverhältnisse in diesem Jahr sind wieder ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Ernte 2010, stellte BBV-Bezirkspräsident Franz Kustner beim Ernte-Pressegespräch des Bayerischen Bauern-verbandes im Bezirksverband Oberpfalz heraus.
Durch den langen und strengen Winter sowie das kalte und nasse Frühjahr seien bei allen Kulturen Vegetationsverzögerungen entstanden. Jetzt kurz vor der Ernte würden alle Getreidearten durch die Hitze und Trockenheit geradezu gestresst, erklärte Kustner auf dem Ackerbaubetrieb von Gert Stadler in Untermassing bei Regensburg. Auf vielen Standorten kommt es zur Notreife beim Getreide.
Bedingt durch diese ungünstige Witterung sind die Ernteerwartungen der Acker-Bauern sehr verhalten. Je nach Standort und Getreideart wird mit geringeren Erntemengen und teilweise schlechteren Qualitäten gerechnet. Dazu könnte die seit Ende Juni anhaltende und sich möglicherweise noch verstärkende Hitzeperiode bei Weizen und Sommergerste sowie Mais noch zu stärkeren Ertrags- und Qualitätseinbußen führen. Bei Wintergerste, die bereits überwiegend geerntet wurde, sind trotz guter Wasserversorgung im Frühjahr wegen der kurzen Vegetationsperiode keine Spitzenerträgen eingefahren worden.
Erntemengen und Qualität hätten einen erheblichen Einfluss auf die Preisbildung. Die Marktexperten sagen zur Zeit eine ansteigende Tendenz bei den Getreide-preisen voraus, betonte Präsident Franz Kustner. In den letzten beiden Jahren hätten die Bauern einen Preisrückgang von teilweise über 50 Prozent verkraften müssen. "Damit wir Bauern kostendeckend wirtschaften können, sind bessere Erzeugerpreise bei allen Produkten notwendig", erläuterte Betriebsleiter Gert Stadler.
Vor allem die Betriebsmittel, wie Dünger, Pflanzenschutz und Energiekosten, seien in den letzten Jahr stark gestiegen. Dagegen hätten sich die Erzeugerpreise mit Ausnahme des Wirtschaftsjahres 2007/2008 ständig nach unten bewegt.
Seit dem Herbst 2009 entwickeln sich die Marktfruchtpreise wieder langsam nach oben.
Die erwarteten Steigerungen der Erzeugerpreise für Getreide hätten aber kaum Einfluss auf die Brotpreise, zeigte Präsident Kustner im Rahmen einer Aktion in Untermassing auf. Auf einem Quadratmeter bestem Ackerland erntet ein Landwirt ein Kilo Weizen. Aus diesem Kilogramm Weizen werden 24 Semmeln gebacken. Von einer Semmel erhält der Landwirt rund 0,6 Cent. Würde sich der Weizenpreis mehr als verdoppeln, so müsste wegen der Erzeugerpreise der Semmelpreis um weniger als einen Cent ansteigen.
Präsident Kustner verdeutlichte zum Abschluss, dass die Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise für die Bauern unbedingt notwendig sei, damit in Zukunft auch die heimischen Rohstoffe für die Lebensmittel gesichert blieben.
Der Getreidebauer kann sich übrigens aus dem Verkauferlös von einen Kilogramm Weizen nicht einmal eine Semmel kaufen, ergänzte Betriebsleiter Stadler.
15.07.10
Neumarkt: "Hitzestreß" für Pflanzen