"Schrittweise Ausgrenzung"
NEUMARKT. Der dritte und vorerst letzte Teil der Vortragsreihe des Evangelischen Bildungswerks mit Dr. Thomas Schnelzer, dem Leiter der Neumarkter Caritas-Beratungsstelle, befasste sich mit einem Thema "Mobbing bei Kindern und Jugendlichen".
Der allgemeine Eindruck, dass Kinder und Jugendliche heutzutage zunehmend gemobbt werden, entspreche leider der Realität, hieß es im Vortrag. An Deutschlands Schulen, und zwar über sämtliche Schularten hinweg, würden täglich Jungen und Mädchen von Klassenkameraden ausgegrenzt, verspottet, geschlagen sowie persönlich oder über Handy und Internet beschimpft, gedemütigt und bedroht. Wissenschaftliche Studien behaupten, dass bei einer Gesamtzahl von 12,3 Millionen Schülern in Deutschland pro Woche 760.000 Opfer von Mobbing-Attacken werden, 282.000 würden mittels
Cyber-Mobbing, alsoüber elektronische Medien, schikaniert.
Mobbing sei ein meist schleichender Prozess: In einer Anfangphase komme es zu einer schrittweisen Ausgrenzung des Opfers. In der Hauptphase geschähenbereits regelmäßige Schikanen. Zunächst Unbeteiligte wirkten nun aktiv mit, um nicht selbst Opfer zu werden. Lügen zu Gunsten der Täter führten zu einer weiteren Stigmatisierung der Leidtragenden als wehleidig, ihrerseits aggressiv oder verrückt: Sie seien überempfindlich, hätten die Auseinandersetzungen selber begonnen oder bildeten sich alles nur ein. Dem verzweifelten Opfer werde nun nicht mehr geglaubt. Häufig würden sie begleitend von den Tätern und Täterinnen massiv bedroht für den Fall, dass sie sich Eltern oder Lehrern mitteilen.
Was wirksame Maßnahmen gegen Mobbing anbelangt, sollte man zunächst potenzielle Opfer dazu ermutigen, genau dieses von den Tätern häufig geforderte Schweigegelübde zu brechen und sich Eltern und Lehrern anzuvertrauen, hieß es. Daneben seien die Maßnahmen auf Schulebene von besonderer Bedeutung: Wichtig sei es dabei, den Opfern zu glauben, denn niemand mache sich im Normalfall von sich aus zum Opfer. Durchsetzung klarer Konsequenzen und im Vorfeld Anti-Gewalt-Trainig seien wichtige Schritte der Prävention.
Zu dieser Prävention könne es auch gehören, im Rahmen einer ethischen und religiösen Erziehung deutlich zu machen, daß Mobbing kein Kavaliersdelikt sei, sondern einen sozialschädlichen Verstoß gegen Menschenwürde und Nächstenliebe darstelle.
Von Mobbing Betroffene können sich jederzeit an die Caritas-Erziehungsberatungsstelle in Neumarkt, Telefon 09181/29740, wenden.
Am Ende des Vortrags dankte Diakon Klaus Eifler, der Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerkes, neben Dr. Schnelzer auch Rektor Josef Frankerl von der Hauptschule West dafür, dass die insgesamt drei Vorträge an seiner Schule stattfinden konnten.
Für Februar und März 2011 sind weitere Veranstaltungen in diesem Rahmen geplant.
19.07.10
Neumarkt: "Schrittweise Ausgrenzung"