"Covenants"-Verletzung möglich

Pfleiderer stellte die Quartalszahlen vor.
Foto:Pfleiderer
NEUMARKT. Trotz gestiegener Umsätze im dritten Quartal stiegen bei Pfleiderer auch die roten Zahlen für die Aktionäre von 21,8 auf 31,5 Millionen Euro. Vor allem sorgt man sich, daß man wegen der Marktlage möglicherweise die "Covenants" nicht einhalten kann.
"Covenants" sind mit den Banken vereinbarte Neben-Abreden zur Kreditlinie. Eine Verletzunge der "Covenants" würde zu einer Verteuerung oder gar Fälligstellung von Kreditlinien führen. "Im
Extremfall könnte sich dies als bestandsgefährdend erweisen", hieß es am Donnerstag von Pfleiderer.
Die Pfleiderer AG hat im dritten Quartal 2010 mit einem Umsatz von 381,4 Millionen Euro den Wert des
Vorjahresquartals um 9,8 Prozent übertroffen. Wechselkurseffekte waren für rund 6 Prozent dieses
Anstiegs verantwortlich, der Rest der Umsatzsteigerung entfiel hauptsächlich auf Preise.
Trotz der verglichen mit dem dritten Quartal 2009 höheren Umsätze sank das Bruttoergebnis
von 80,3 Millionen Euro auf 76,5 Millionen Euro.
Aktie brach ein
NEUMARKT. Die Pfleiderer-Aktie brach am Donnerstag drastisch ein und verlor 27 Prozent auf 2,27.
Damit war das Neumarkter Unternehmen am Donnerstag der "größte SDax-Verlierer.
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"Nicht vor der Pleite"
Die im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegenen
Rohstoffpreise – insbesondere bei Holz und Chemikalien (Leim und Vorprodukte) – haben
auch die Bruttomarge belastet. Sie ging aufgrund der um 2,2 Prozentpunkte gestiegenen
Materialkostenquote auf 20,1 Prozent zurück (Q3 2009: 23,1 Prozent). Im Vergleich zum ersten Quartal
2010 (58,1 Prozent) verringerte sich die Materialkostenquote allerdings auf 56,3 Prozent.
Der Saldo aus
sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen von 4,1 Millionen Euro beinhaltete im
Wesentlichen Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten (5,0 Millionen
Euro), sowie aus der Auflösung von Rückstellungen für Grundstücksanierungen (1,0 Millionen
Euro); dem standen Aufwendungen aus Wertberichtigungen im Zusammenhang mit der
Werksschließung in Fostoria, Ohio, USA, in Höhe von 2,0 Millionen Euro gegenüber.
Das EBITDA stieg im dritten Quartal 2010 auf 28,0 Millionen Euro nach 26,5 Millionen Euro im
Vergleichsquartal des Vorjahres. Damit belief sich die EBITDA-Marge im dritten Quartal 2010
auf 7,3 Prozent nach 7,6 Prozent im Vorjahresquartal. Positive Wechselkurseffekte insbesondere aus dem
polnischen Zloty und dem kanadischen Dollar haben 1,5 Millionen Euro zum Ergebnis
beigetragen. Das EBIT lag mit -1,0 Millionen Euro besser als im Vorjahresquartal (-3,2 Millionen Euro).
Im Finanzergebnis von -27,4 Millionen Euro war im Zinsaufwand die Auflösung abgegrenzter
Transaktionskosten für die Neufinanzierung des Konzerns mit rund 1,6 Millionen Euro enthalten.
Ferner beinhaltete das sonstige Finanzergebnis in Höhe von -7,2 Millionen Euro hauptsächlich
Aufwendungen aus der stichtagsbezogenen Bewertung von Fremdwährungsdarlehen (-17,8
Millionen Euro) sowie Erträge aus
mark-to-market-Bewertungen von Kurs- (10,2 Millionen Euro) und
Zinssicherungsinstrumenten (0,3 Millionen Euro).
Das Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten vor Ertragsteuern summierte sich wegen dieser Faktoren auf -28,3 Millionen Euro nach -14,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Im
dritten Quartal verbuchte man einen latenten Steuerertrag, der zu einem positiven
Steuersaldo von 0,4 Millionen Euro beitrug. Nicht fortzuführende Aktivitäten trugen aufgrund von
Steuernachzahlungen mit einem Verlust von 0,6 Millionen Euro zum Periodenergebnis von -28,5
Millionen Euro bei, wovon -1,7 Millionen Euro auf Minderheitsgesellschafter entfielen. Ferner werden in
der Ergebnisrechnung weiterhin die Ansprüche der Hybridkapitalgeber in Höhe von 4,7 Millionen
Euro ausgewiesen. Auf die Aktionäre der Pfleiderer AG entfiel damit ein Ergebnisanteil von -
31,5 Millionen Euro verglichen mit -21,8 Millionen Euro vor einem Jahr.
Hieraus ergibt sich ein unverwässertes Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten je Aktie von -0,54 Euro nach -0,43 Euro für das Vergleichsquartal des Vorjahres.
Die Nettoverschuldung konnte gegenüber dem Vorquartal um 48,9 Millionen Euro auf 914,5 Millionen
Euro abgebaut werden. Dafür waren hauptsächlich ein effizienteres Management des
Umlaufvermögens sowie Wechselkurseffekte (27,5 Millionen Euro) verantwortlich.
Kurzfristig ist keine
tiefgreifende Erholung des Rohspanmarkts zu erwarten. Angesichts der Überkapazitäten in
Westeuropa ist daher eine Anpassung des Produktionsangebots zwingend erforderlich.
Pfleiderer beschäftigt sich derzeit aktiv mit Planungen, die zur Schließung weiterer
Produktionskapazitäten in Deutschland an den Standorten Ebersdorf und Nidda führen
könnten, heißt es in der Pressemitteilung wörtlich. Tatsächlich gibt es an der Schließung der beiden Werke kaum mehr Zweifel (
wir berichteten mehrfach).
Darüber hinaus drücken stark gestiegene Rohstoffkosten, die teilweise nur zeitlich
verzögert an die Kunden weitergegeben werden können, auf die Margen. Außerdem hat sich
die konjunkturelle Lage in Nordamerika nicht unseren Erwartungen entsprechend entwickelt.
Zurzeit prüfen wir daher verschiedene Optionen der Restrukturierung.
Diese könnten im
Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu Abschreibungen und
Restrukturierungsaufwendungen führen. "Vor diesem Hintergrund schließen wir nicht aus,
dass wir, sollte sich die Marktlage nicht nachhaltig bessern, die mit den Banken vereinbarten
Kennzahlen in der Zukunft nicht einhalten können und erneut in Verhandlungen eintreten
müssen", hieß es.
Dies würde zu einer Verteuerung oder gar Fälligstellung von Kreditlinien führen. "Im
Extremfall könnte sich dies als bestandsgefährdend erweisen", hieß es. Man gehe jedoch davon aus,
dass man auch in diesem Fall wie zuvor eine Fortsetzung der Finanzierung mit den Banken
vereinbaren können.
Der Überblick über die ersten neun Monate
Die Pfleiderer AG hat in den ersten neun Monaten des Jahres mit 1.118,4 Millionen Euro
einen im Vorjahresvergleich um 7,6 Prozent erhöhten Umsatz erzielt. Zu dieser
positiven Entwicklung haben fast allen Produktgruppen mit Ausnahme des
Laminatfußbodengeschäfts beigetragen. Der Auslandsanteil am Umsatz
erreichte in den ersten neun Monaten 71,5 Prozent nach 72,1 Prozent in der Vorjahresperiode.
Wegen der deutlich gestiegenen Materialkosten erhöhte sich die
Materialkostenquote auf 56,6 Prozent nach 52,4 Prozent in der Vorjahresperiode. Der
Anstieg der Rohstoffkosten konnte damit nicht vollständig an die Kunden
weitergegeben werden. Dies führte zu einem Rückgang des Bruttoergebnisses
von 262,0 Millionen Euro auf 234,3 Millionen Euro. Die Bruttomarge sank dadurch
auf 21,0 Prozent.
Das EBITDA reduzierte sich in den ersten neun Monaten auf 81,7
Millionen Euro nach 105,5 Millionen Euro in der Vorjahresperiode. Damit nahm die
EBITDA-Marge in der Berichtsperiode auf 7,3 Prozent nach 10,2 Prozent vor einem Jahr
ab. Positiv beeinflusst wurde das Ergebnis durch Wechselkurseffekte insbesondere aus dem kanadischen Dollar und dem polnischen Zloty mit 5,5
Millionen Euro. Das EBIT lag mit -7,5 Millionen Euro unter dem Vorjahreszeitraum,
indem noch 19,4 Millionen Euro ausgewiesen werden konnten. Abschreibungen
wirkten sich in Höhe von 89,2 Millionen Euro (86,2 Millionen Euro im Vorjahr) auf das
Ergebnis aus.
Eine erhebliche Umsatzsteigerung um 9,8 Prozent auf 381,4 Millionen Euro konnte
ebenfalls im Vergleich der Zeiträume von Juli bis September verzeichnet
werden. Auch das EBITDA wurde im dritten Quartal von 26,5 Millionen Euro in
der Vorjahresperiode auf aktuell 28,0 Millionen Euro gesteigert. Dies führte zu
einer im Vergleich leicht rückläufigen EBITDA-Marge von 7,3 Prozent (Q3 2009:
7,6 Prozent). Das EBIT lag mit -1,0 Millionen Euro besser als im Vorjahresquartal, in
dem -3,2 Millionen Euro ausgewiesen wurden.
Das dritte Quartal ist wegen
saisonaler Einflüsse im Geschäftsjahr der Pfleiderer AG typischerweise das
schwächste. Der in diesem Jahr sehr umsatzstarke September konnte die
schwächeren Ferienmonate Juli und August nicht vollständig kompensieren.
Als Finanzergebnis weist die Pfleiderer AG in den ersten neuen Monaten
des Geschäftsjahres 2010 -41,8 Millionen Euro (Vorjahr -37,1 Millionen Euro) aus.
Hierin sind im Zinsaufwand 7,7 Millionen Euro nicht zahlungswirksame Aufwendungen
für die Auflösung abgegrenzter Transaktionskosten für die Neufinanzierung
des Konzerns enthalten. Das sonstige Finanzergebnis in Höhe
von 17,6 Millionen Euro beinhaltet hauptsächlich Erträge aus der Bewertung von
Fremdwährungsdarlehen und Kurssicherungsinstrumenten.
Das Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten vor Ertragsteuern beläuft sich
für den Berichtszeitraum auf -49,3 Millionen Euro nach -17,8 Millionen Euro im Vorjahr.
In den ersten neuen Monaten wurde ein latenter Steuerertrag verbucht,
der zu einem positiven Steuersaldo von 3,6 Millionen Euro führte. Nicht
fortzuführende Aktivitäten trugen hauptsächlich aufgrund von Steuernachzahlungen
mit einem Verlust von 1,6 Millionen Euro zum Periodenergebnis von
-47,3 Millionen Euro bei. Minderheitsgesellschaftern wird davon ein Verlustanteil
von 2,6 Millionen Euro zugeschrieben. Darüber hinaus fließen in die Ergebnisrechnung
belastend weiterhin die Ansprüche der Hybridkapitalgeber in Höhe von 13,8 Millionen Euro ein, auch wenn diese derzeit nicht ausgezahlt, sondern
in der Bilanz als Verbindlichkeiten ausgewiesen werden.
Auf die Aktionäre der Pfleiderer AG entfiel damit ein Ergebnisanteil von
-58,5 Millionen Euro verglichen mit -24,6 Millionen Euro vor einem Jahr. Daraus ergibt
sich ein unverwässertes Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten je
Aktie von -0,99 Euro nach -0,48 Euro für die Vergleichsperiode des Vorjahres.
"Die deutlichen Erholungstendenzen aus dem zweiten Quartal haben sich
nicht fortgesetzt, lediglich Osteuropa kann mit einem Umsatzsprung überzeugen.
In unseren nordamerikanischen Märkten ist die von allen Experten
prognostizierte Erholung der Wirtschaft nicht eingetreten. Und in Westeuropa
leidet unsere Ertragskraft unter strukturellen Überkapazitäten. Das ist
kein rosiges Bild, das wir zeichnen. Aber wir werden alles unternehmen, um
wieder auskömmliche Margen zu erzielen. Mit den von uns eingeleiteten
Maßnahmen zum Abbau des Überhangs bei den Produktionskapazitäten
leisten wir hierzu einen großen und schmerzlichen Beitrag. Im Bereich des
Schuldenabbaus konnten wir bereits erste Erfolge verzeichnen", stellt Hans
H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender der Pfleiderer AG, anlässlich der Präsentation
der Unternehmenszahlen fest.
Lichtblick Osteuropa
Ein gemischtes Bild ergibt die Segmentberichterstattung nach Regionen. So
verzeichnete Westeuropa in den ersten neun Monaten 2010 gegenüber der
Vorjahresperiode einen Umsatzanstieg um 6,3 Prozent auf 593,9 Millionen Euro. Über
die Hälfte des Wachstums ist dabei auf steigende Preise und in kleinerem
Umfang auf höhere Absatzmengen zurückzuführen. Das EBIT lag mit 11,6
Millionen Euro unter dem Niveau des Vorjahres (14,1 Millionen Euro). Die hohen
Preissteigerungen bei den Rohstoffkosten konnten selbst durch striktes
Kostenmanagement und erhebliche Einsparungen noch nicht vollständig
kompensiert werden.
Sehr erfreulich entwickelte sich das Geschäft in Osteuropa, wo beim Umsatz
in den ersten neun Monaten 2010 gegenüber dem Vorjahreszeitraum
ein Anstieg von 22,1 Prozent auf 243,9 Millionen Euro erwirtschaftet wurde. Von diesem
Zuwachs entfielen 20,7 Millionen Euro auf Wechselkurseffekte. Die Mengen
konnten über alle Produktgruppen hinweg gesteigert werden. Das EBIT lag
bei 2,9 Millionen Euro nach 2,5 Millionen Euro vor einem Jahr. Die hier ebenfalls angefallenen
Steigerungen der Rohstoffkosten konnten über Volumenzuwachs,
Kosteneinsparungen und Preisanhebungen kompensiert werden.
Auf den nordamerikanischen Absatzmärkten konnte zwar ein leichter Umsatzanstieg
gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozent auf 316,2 Millionen Euro erzielt
werden. Allerdings trugen hierzu Wechselkurseffekte mit 30,9 Millionen Euro bei.
Sowohl für Platten als auch für Laminatfußböden war aufgrund der nachlassenden
Wachstumsdynamik ein Preisverfall zu verzeichnen. Insgesamt
blieben die konjunkturelle Entwicklung im Allgemeinen und die Erholung
des Immobilienmarkts im Besonderen hinter den Erwartungen zurück. Das
EBIT belief sich im Berichtszeitraum in Nordamerika auf -10,3 Millionen Euro
nach einem Plus von 8,9 Millionen Euro im Vorjahr. Zur Verbesserung der Kostenposition
wurde zum Quartalsende das US-Beschichtungswerk in Fostoria
geschlossen und die Produktionskapazitäten auf bestehende Werke
aufgeteilt.
In den ersten neun Monate 2010 erzielte die Pfleiderer
AG aus laufender Geschäftstätigkeit einen Zufluss von 56,3 Millionen Euro. Diesem
Zufluss steht im Vorjahreszeitraum ein Abfluss von 26,3 Millionen Euro gegenüber.
Der positive Cashflow ist hauptsächlich auf das Perioden-EBITDA
von 81,7 Millionen Euro zurückzuführen. Gegenläufig wirkte im Wesentlichen der
Aufbau der Vorräte und Forderungen. Die Nettoverschuldung des Konzerns
erhöhte sich gegenüber dem 31. Dezember 2009 um 60,3 Millionen Euro auf
914,5 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorquartal konnte jedoch aufgrund eines
effizienteren Managements des Umlaufvermögens sowie von Wechselkurseffekten
ein Schuldenabbau um 48,9 Millionen Euro oder um rund 5 Prozent erzielt
werden. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital (Gearing)
stieg von 135,2 Prozent zum Jahresende 2009 auf 141,0 Prozent am Ende des dritten
Quartals 2010.
Die Investitionen inklusive geleisteter Anzahlungen nahmen in den ersten
neun Monaten 2010 gegenüber der Vorjahresperiode deutlich um 32,5 Prozent
auf 58,1 Millionen Euro ab. Von den Investitionen entfielen 14,4 Millionen Euro auf
die Region Westeuropa. In Nordamerika wurden 38,9 Millionen Euro investiert,
wovon der überwiegende Teil die Fertigstellung des MDF-Werks in Moncure
betraf. In Osteuropa beliefen sich die Investitionen auf 4,7 Millionen Euro. Im
Vergleich zur Vorjahresperiode nahm die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
zum Stichtag 30. September um 3,4 Prozent auf 5.445 ab. Im Vergleich
zum Jahresende 2009 sank die Konzernbelegschaft geringfügig um 2,6 Prozent.
Das Unternehmen geht weiterhin davon aus, dass das zweite Halbjahr insgesamt
stärker als das erste sein wird. Für das Gesamtjahr bleibt es bei der
Einschätzung, dass im Geschäftsjahr 2010 ein Umsatz von rund 1,5 Milliarden
Euro erwirtschaftet werden kann. Der Holzwerkstoffhersteller geht für
das Gesamtjahr nach wie vor von einem Verlust aus. Eine weitere nachhaltige
Verbesserung der Ergebnissituation wird für 2011 erwartet.
11.11.10
Neumarkt: "Covenants"-Verletzung möglich