"Schlechter als im Bund"
NEUMARKT. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt vor steigender Altersarmut im Landkreis Neumarkt und fordert den sofortigen Stopp der Rente mit 67.
Nach den Worten von Christian Dietl, Vorsitzender der DGB-Region Regensburg, sei Altersarmut im Landkreis Neumarkt schon jetzt deutlich zu spüren. Wegen der Rentenkürzungen liegen die Altersrenten im Regierungsbezirk Oberpfalz im Schnitt nur noch bei 623 Euro und damit noch niedriger als der Durchschnitt in Bayern (683 Euro), hieß es. "Wir müssen dringend umsteuern, damit die gesetzliche Rente wieder armutsfest wird. Als ersten Schritt fordern wir die Bundesregierung auf, die Rente mit 67 zu stoppen, weil die Rente mit 67 die Altersarmut zusätzlich verschärfen würde", so der Gewerkschafter. Nach DGB-Berechnungen muss im Regierungsbezirk Oberpfalz fast jeder sechste Beschäftigte aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden und hohe Abschläge bei der Erwerbsminderungsrente hinnehmen.
"Die Rente ab 67 Jahre ist für die meisten Beschäftigten unerreichbar und wird zu einer reinen Rentenkürzung", erklärte der DGB-Regionsvorsitzende. Eine große Zahl von Arbeitnehmern kann auch deshalb nicht bis 65 Jahre arbeiten, weil die Beschäftigungschancen zu schlecht sind.
"Auch im Landkreis Neumarkt bietet der Arbeitsmarkt nicht genügend Möglichkeiten für Ältere", so Christian Dietl. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind nur 18,4 Prozent aller 60- bis 64jährigen Menschen im Kreis sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein noch schlechterer Wert als auf Bundesebene (20,6 Prozent). Weit mehr als jeder Dritte aller Arbeitslosen im Kreis sei älter als 50 Jahre.
"Den meisten dieser über 600 Bürgern wird ein Wiedereinstieg in Beschäftigung nicht gelingen", fürchtet der Gewerkschafter. Auch die wirtschaftliche Erholung habe die Beschäftigungsmöglichkeiten Älterer nicht verbessern können. So seien die Arbeitslosenzahlen bei 55- bis 64jährigen Leuten deutlich gestiegen. Im Kreis Neumarkt gäbe es im Vergleich zum Vorjahr 9,9 Prozent mehr Arbeitslose in dieser Altersgruppe.
Für den DGB ist die Rente mit 67 deshalb der falsche Weg. "Die Voraussetzungen für eine Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters sind nicht gegeben. Es wäre völlig inakzeptabel, wenn die Bundesregierung sehenden Auges in Kauf nimmt, dass Altersarmut zur Perspektive für viele Arbeitnehmer wird", sagte Dietl. Schon heute müssten bereits mehr als die Hälfte aller Altersrentner in Deutschland Abschläge in einer durchschnittlichen monatlichen Höhe von 114 Euro in Kauf nehmen.
07.12.10
Neumarkt: "Schlechter als im Bund"