"Vergiften oder aufbauen"

Bischof Hanke bei seiner Weihnachtsansprache bei "intv"
NEUMARKT. Die Kirchen waren auch in Neumarkt an Weihnachten voll. In Eichstätt rief Bischof Hanke zum verantwortungsvollen Umgang mit dem Wort auf.
Auch in Neumarkt besuchten viele Gläubige die Christmetten am Heiligen Abend. Dekan Monsignore Richard Distler zitierte in seiner Predigt den Komponisten Anton Bruckner, der vor der Krippe im Stefansdom kniete und sagte: "Ich kanns immer noch nicht fassen, er ist Mensch geworden", und den Theologen Karl Rahner, der erklärt hatte: "Gott hat unsere Nacht hell gemacht. Er hat die Nacht unserer Finsternisse, die Nacht unserer Unbegreiflichkeiten, die grausame Nacht unserer Ängste und Hoffnungslosigkeiten zur Weihnacht, zur heiligen Nacht gemacht!"
Weihnachten lädt uns ein, dem Wort des Lebens Raum zu geben und durch dieses Wort Gemeinschaft unter den Menschen zu bauen": Zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Wort und mit dem Austausch von Informationen in den modernen Kommunikationsmedien hat Bischof Gregor Maria Hanke in seiner Weihnachtspredigt im Eichstätter Dom aufgerufen.
Das gesprochene, geschriebene und in den elektronischen Netzwerken verbreitete Wort könne vergiften und verletzen, aber auch aufbauen und heilen, so der Eichstätter Bischof. Weihnachten sei eine Aufforderung, die Sprache nicht als "Waffenarsenal" zu gebrauchen, sondern die Sprache Gottes zu entdecken, die Sprache der Liebe.
An Weihnachten zeige sich, wie Gott zu den Menschen redet: "Inmitten der Wortinflation dieser Welt kommt Gottes liebendes Wort in Betlehem an". An dieser Form des Dialogs Gottes mit der Welt sollten sich die Christen orientieren. Die Sprache Gottes stehe im Gegensatz zu einer Sprache, die als bloßes Medium der Sensation und als Machtmittel eingesetzt werde: "Gottes Sprechen schafft Leben und Sinn", so Bischof Hanke unter Bezug auf das Evangelium des ersten Weihnachtstages mit dem Thema "Und das Wort ist Fleisch geworden".
Christen sollten in einer Zeit, in der die Sprache, das Wort und die Weitergabe von Informationen so großen Einfluss haben, ein "Netzwerk des Wortes aus Gott" bauen. Die Sprache des Christen sollte weniger von Pessimismus und negativer Ausrichtung geprägt sein, sondern etwas vermitteln von der "heilenden Kraft des ewigen Wortes". Weihnachten ermuntere auch, den Menschen nicht einfach nach dem Mund zu reden, um vielleicht selbst gut dazustehen. Notwendig sei eine "Unterscheidung zwischen dem, was unsere Zeit gerne hört und will und was sie wirklich braucht", betonte Bischof Hanke in seiner Predigt am Weihnachtstag im Eichstätter Dom.
In der Nacht von Betlehem sei das Wort des Lebens zu den Menschen gekommen: "In dem Kind in der Krippe kommt Gott selbst bleibend zu Wort". Deshalb mache Weihnachten Mut, auch in negativen Ereignissen des eigenen Lebens für die gute Nachricht Gottes offen zu bleiben.
Das Pontifikalamt zum "Hochfest der Geburt des Herrn" wurde vom Eichstätter Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß mitgestaltet. Unter anderem erklang die "Missa Trahe me post te" des spanischen Renaissancekomponisten Tomas Luis de Victoria.
wm/pde
25.12.10
Neumarkt: "Vergiften oder aufbauen"