Liebe zum Licht
Von Dekan Monsignore Richard Distler
Kerzen und Lichter haben im christlichen Glauben eine große Bedeutung. Wenn jemand stirbt, wird eine Kerze entzündet. Kinder bekommen eine Tauf-, eine Kommunion- oder Firmkerze. Brautleute gestalten ihre Brautkerze zur Erinnerung an ihre Hochzeit. Lichter brennen vor Marienstatuen, auf den Altären, auf dem Adventskranz und am Christbaum. Lichter tragen die Gläubigen in der Osternacht in ihren Händen, bei Lichterprozessionen oder an Lichtmess selber, wenn die Lichter und Kerzen geweiht werden. Aber woher kommt eigentlich diese große Liebe zum Licht und dies vor allem in der katholischen Kirche?
Den Ursprung bilden zwei Bibelworte, wo Jesus im Johannesevangelium sagt: "Ich bin das Licht der Welt" und im Matthäusevangelium: "Ihr seid das Licht der Welt. Deshalb lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel lobpreisen!" Und der heilige Paulus fügt hinzu: "Ihr seid kraft der Taufe Kinder des Lichtes, Töchter und Söhne des Tages!" So könnte man das Christentum durchaus als Lichtreligion bezeichnen. Denn Licht bedeutet Leben. Dies kann man nicht nur in einem Wald beobachten, wo die Bäume nahezu einen "Kampf ums Licht" führen. Der christliche Lichtritus verweist vor allem auf das göttliche Leben, das wie ein Licht- und Lebensfunke schon bei der Erschaffung dem Menschen ins Herz gepflanzt wurde. Bei der Taufe wird göttliches Licht und Leben für immer und ewig eingepflanzt, in der Hoffnung, dass diese göttliche Saat wächst, blüht, reift und Frucht bringt durch eine gute christliche Erziehung.
Lichtmess erinnert an die Begebenheit im Lukasevangelium, wo das Christkind 40 Tage nach Weihnachten von Maria und Josef in den Tempel gebracht wird, damit es als erstgeborener Sohn Gott, dem Herrn geweiht werden kann. Der Name "Mariä Lichtmess", das man durchaus als 3. Weihnachtsfest außerhalb der Weihnachtszeit bezeichnen kann, erinnert an den frommen Simeon, der im Festevangelium im Tempel das Messiaskind erwartet und Jesus preist als "das Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit ist für das Volk Israel".
Und in einem sehr alten Lichtmesshymnus wird die ganze Kirche aufgefordert: "Dein Brautgemach schmücke nun, Volk Gottes, nimm auf den König, Christus! Umpfange Maria, des Himmels Pforte, du trägst ja den König, das neue Licht!" Etwa um das Jahr 400 gab es in Jerusalem bereits eine Lichterprozession mit einer Messfeier und der Predigt des Bischofs. Im Osten erhielt das Fest den schönen Namen: "Hypopanthe", Fest der Begegnung Jesu mit seinem Volk Israel. In Rom wurde die alte Stadtprozession mit dem Namen "Amburbale" am 2.Februar als Lichtmessprozession gleichsam verchristlicht und ganz und gar auf den Lichtbringer Messias Jesus bezogen. Seit dem 10.Jahrundert ist mit dem Lichtmesstag auch die Segnung der Kerzen verbunden.
31.01.11
Neumarkt: Liebe zum Licht