Zu viele Autos ?
NEUMARKT. Das Auto wird in Neumarkt auf Kosten von Fußgängern, Radlern und ÖPNV "zuviel gefördert", hieß es am Donnerstag im Stadtrat.
Verkehrsreferent Jakob Bierschneider nahm in seiner Reaktion auf den im Stadtrat vorgestellten Zwischenbericht zum "integrierten Gesamtverkehrsplan" kein Blatt vor den Mund. In dem von Dr-Ing. Ralf Huber-Erler vorgestellten Zwischenbericht wurden drei Szenarien präsentiert, von denen nach Bierschneiders Meinung nur die Nummer zwei umsetzbar wäre.
Dieser Meinung war offenbar auch Huber-Erler in seiner Bewertung. Nach einer ausführlichen Analyse und Bewertung würden nur zwei der Szenarien die Vorgaben erreichten.
- Im ersten Szenario unter dem Titel "Mobilität im Trend" nahm man einen gleichmäßigen Ausbau der Infrastruktur für alle Verkehrsmittel an und berücksichtigte wenig die Wechselwirkungen der Planungselemente.
- Das zweie Szenario ("Gleiche Mobilität für alle") sah einen verstärkten Einsatz von verkehrssteuernden Elementen und eine Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl zugunsten des Umweltverbundes sowie eine Kombination von Maßnahmenbündeln in einem Gesamtkonzept vor.
- Szenario 3 schließlich ("Verträgliche Mobilität für alle - auch ohne Auto") nahm eine deutliche Erhöhung der nichtmotorisierten Mobilität an und sah "spürbare Restriktionen" für den Autoverkehr vor - ein integriertes Gesamtkonzept mit Schwerpunkt auf dem Umweltverbund.
Nicht völlig überraschend fiel das erste Szenario glatt durch: Der Autoverkehr nehme zu, der Anteil von Fußgängern, Radlern und ÖPNV sei rückläufig - was natürlich den Planungszielen widerspreche. Außerdem habe man hier ein ungünstiges Nutzen-Kosten-Verhältnis. Kurz: "Zielvorgaben nicht erreicht"
Bei den beiden anderen Szenarien sei das nicht so:
Im Szenario 2 erwarte man einen Rückgang des Autoverkehrs und eine Zunahme von Fußgänger, Radlern und ÖPNV. Dies entspreche weitgehend den Planungszielen und außerdem sei das Nutzen-Kosten-Verhältnis "zufriedenstellend".
Das Szenario 3 verhieß schließlich sogar einen deutlichen Rückgang des Auto-Anteils und eine deutliche Zunahme von Fußgängern, Radlern und ÖPNV. Auch entsprächen die Wirkungen den Planungszielen, allerdings sei das Nutzen-Kosten-Verhältnis "ungünstig"
Die "Oberziele" des Gesamtverkehrsplanes entsprächen wohl einer eierlegenden Wollmilchsau: Die Verkehrssysteme sollen sozial-, umfeld- und umweltverträglich sein, die allgemeine Verkehrssicherheit soll für alle Verkehrsteilnehmer erhöht werden, die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit der Stadt und aller Stadtbereiche muß "zufriedenstellend" gewährleistet sein - und dabei sollen auch noch die natürlichen Ressourcen geschont und die Umweltbelastungen reduziert werden, heißt es.
31.03.11
Neumarkt: Zu viele Autos ?