Neue Gespräche

Oberbürgermeister Thomas Thumann (Mitte) wird von Betriebsratsratsvorsitzenden Manfred Schmidt (links neben Thumann) und den Betriebsräten nach dem offenen und konstruktiven Gespräch verabschiedet.
NEUMARKT. Man stehe einer Wärmelieferung durch die Firma Pfleiderer aufgeschlossen gegenüber, sagte OB Thumann zu Pfleiderer-Betriebsräten.
Wenige Stunden nach der Unterzeichnung der Rettungspläne für den angeschlagenen Neumarkter Konzern (
wir berichteten) gab es eine gemeinsame Presseerklärung von Stadt und Betriebsrat zu einem ausführlichen Gespräch, zu dem sich Oberbürgermeister Thomas Thumann mit dem Betriebratvorsitzenden Manfred Schmidt und sechs weitere Betriebsräten der
Pfleiderer Holzwerkstoffe GmbH und der
wodego GmbH getroffen hat.
Inhalte des Treffens waren die aktuelle Situation von Pfleiderer und das Abwärmeangebot der Firma für die Fernwärmeversorgung der Stadt. Oberbürgermeister Thumann verdeutlichte dabei, dass die Lage von Pfleiderer von Seiten der Stadt aufmerksam verfolgt worden sei, jetzt aber die Hoffnung bestehe, dass der Sanierungsplan zu einer positiven Zukunft führen könne.
Im Hinblick auf ein mögliches Biomasseheizkraftwerk oder die Abnahme von Abwärme von Pfleiderer holte Oberbürgermeister Thumann aus und erläuterte den Weg der Planungen und die im Laufe der Zeit hinzugekommenen neuen Aspekte. Aus seiner Sicht sei es immer für die Stadt wichtig gewesen, sich im Hinblick auf die Energiesituation mehr von den großen Konzernen abzukoppeln und auf eigene Produktion zu setzen.
Dies sei der Ausgangspunkt auch für Planungen eines eigenen Biomasseheizkraftwerkes gewesen, mit dem die Stadt ökologisch Strom produzieren wolle und die dabei erzeugte Abwärme über ein Fernwärmenetz den Bürgern sowie Firmen zur Nutzung zur Verfügung zu stellen.
"Zuletzt" sei dann von der Firma Pfleiderer die Möglichkeit zur Bereitstellung von Abwärme ins Gespräch gekommen. Seither habe sich die Stadt darum bemüht, durch "Transparenz und Offenheit Pfleiderer entgegenzukommen". Dazu gehörte auch, dass die Stadt der Firma für deren Berechnungen eines Abnahmepreises für die Wärme Einblick in die relevanten Kennzahlen und den Berechnungen zum Biomasseheizkraftwerk weiter gegeben habe. Dies habe er ausdrücklich so festgelegt, um zu zeigen, dass die Stadt "nicht gegen, sondern mit Pfleiderer nach Lösungen suchen" wolle.
Im Hinblick auf den aktuellen Sachstand zum Abwärmeangebot von Pfleiderer bestätigte Oberbürgermeister Thumann, dass er alles unternehmen werde, um mit Pfleiderer zu einer Einigung im Hinblick auf die Abwärme zu kommen, "wenn die Bedingungen für die Stadt stimmen". Darunter versteht er vor allen Dingen, dass auch die Interessen der Stadt gewahrt sein müssten.
Dazu gehört aus seiner Sicht die Zusage für eine lange Laufzeit der Belieferung durch Pfleiderer, so dass sich das Fernwärmenetz, das die Stadt mit hohem Kostenaufwand errichten müsste, auch tragen und rechnen könne. Daher hoffe er auch, dass Pfleiderer im Hinblick auf den Abwärmepreis sein Angebot noch verbessere.
Zugleich sei es für die Stadt von großer Bedeutung, dass die Wärmelieferung durch Pfleiderer auch gewährleistet werde, um eine Versorgungssicherheit für die Bürger zu besitzen. Er gehe davon aus, dass schon im nächsten Gespräch dazu mehr Klarheit erzielt werden kann, das er noch im Mai mit Vorstandsvorsitzenden Hans H. Overdiek und Michael Wolff, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des
Businesscenters Westeuropa der Pfleiderer AG führen wird.
Eigentlich waren die Gespräche mit Overdiek und Wolff bereits für Anfang Mai terminiert gewesen, sie mussten aber von Seiten Pfleiderer auf den späteren Termin verschoben werden.
Betriebsratsvorsitzender Manfred Schmidt dankte Oberbürgermeister Thumann für die offenen Worte und das Bekenntnis, im Hinblick auf das Angebot Pfleiderers zur Abwärmelieferung zu einer Einigung kommen zu wollen. Er sehe es als erfreulich an, dass Oberbürgermeister Thumann von sich aus auf den Betriebsrat zugegangen sei und das Gespräch mit den Mitarbeitervertretern gesucht habe.
Schmidt versuchte zusammen mit seinen Betriebsratskollegen deutlich zu machen, dass die Mitarbeiter natürlich die Sorge um die Arbeitsplätze umtreibe und sie diese durch ein eigenes Biomasseheizkraftwerk der Stadt gefährdet sehen.
Insbesondere im Hinblick auf das verwendete Material Holz sei es aus Sicht des Betriebsrates zu befürchten, dass sich die Situation für das Neumarkter Werk durch eine mögliche Holznutzung der Stadt verschlechtern könnte, weil durch diesen Preiskampf die Wirtschaftlichkeit der Spanplattenproduktion gefährdet wird.
Es habe aus Sicht der Arbeitnehmervertretung umweltpolitisch gesehen keinen Sinn, wenn die Stadt Neumarkt ein neues Biomasseheizkraftwerk mit enormen Kosten durch Fremdfinanzierung plane und gleichzeitig bei
wodego die vorhandene überschüssige Wärme an die Umwelt unnötig abgegeben wird.
Manfred Schmidt bezeichnete das Treffen mit Oberbürgermeister Thumann als einen wichtigen Schritt, um "auch manche Fehlinformationen auf beiden Seiten" aus der Welt schaffen zu können.
Man begrüßte die "klaren Aussagen" von Oberbürgermeister Thumann, für ein Angebot Pfleiderers offen zu sein. Sie sehen dadurch auch den Standort Neumarkt gestärkt.
Als erfreulich sahen es alle Gesprächsteilnehmer an, dass Investitionen im Neumarkter Werk in Millionenhöhe in Aussicht gestellt seien. Auch dies werde zur Stärkung und Stabilisierung des Neumarkter Standortes beitragen.
13.05.11
Neumarkt: Neue Gespräche