Gedanken zum Pfingstfest

Von Monsignore Richard Distler, Dekan

"Pfingsten ist für mich das schönste Fest", so meinte vor kurzem eine Frau. Auf die Frage, warum, gab sie zur Antwort: "Pfingsten tut deshalb so gut, weil es eine Freude ausstrahlt, die uns anderweitig nicht geschenkt wird".

Aber warum kann uns ausgerechnet das christliche Pfingstfest erfreuen und hoffnungsvoll stimmen? Freude holen sich viele zu Pfingsten doch eher durch ein Ausflugswochenende oder durch den Start in die ersehnten Ferien. Welche Freude hat uns da noch das eigentliche Pfingstfest zu bieten? Freude ist mehr als nur Spaß und Gaudi. Die echte Freude kommt aus dem innersten Herzen. Sie kann uns geschenkt werden durch Begegnungen in der Familie, mit Kindern, mit Freunden oder mit lieben Menschen. Freude, wirkliche, echte und dauerhafte Freude kommt vor allem von Gott. Aber wie passiert das? Es geschieht durch den heiligen Geist. Jesus nennt ihn einmal den Beistand, den Tröster oder den "Freudenspender". Welche Freude spendet er denn?

Das alltägliche Miteinander ist heute vielfach gekennzeichnet von Stress und Hektik. In der Pfingstsequenz jedoch, die schon um das Jahr 1200 entstand, heißt es: "In der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu!" Der pfingstliche Geist setzt anscheinend ganz tief an. Er greift dort ein, wo wir genervt sind, wo unser Seelenkostüm durcheinandergeraten ist, wo wir die Geduld, das innere Gleichgewicht oder gar die Seele zu verlieren drohen. Da gibt er uns Stabilität, Ausgeglichenheit und innere Stärke. Da "füllt er Herz und Angesicht und dringt bis auf der Seele Grund", wie es in der Sequenz heißt.

Oder die Sequenz bittet darum: "Wärme, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt!" Was wäre das für ein Durchbruch, was für eine Freude im alltäglichen Miteinander oder in vielen Beziehungen, wenn alles Verhärtete, Entgleiste, Verkrustete, Verbogene und Erkaltete wieder mit neuer Wärme, neuer Liebe und neuem Schwung erfüllt würde? Oder wie es in der Pfingstsequenz heißt: "Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält!"

Schon im Mittelalter erwählte man den heiligen Geist zum Patron für die ersten Spitäler und Krankenhäuser. Die heilende Kraft des göttlichen Geistes, der auch bei der Krankensalbung oder Letzten Ölung angerufen wird, bezieht sich zugleich auf körperliche wie auf seelische Krankheiten. So können innere Heilung und Gesundung Wirkungen des heiligen Geistes sein. Der pfingstliche heilige Geist zielt immer darauf, dass der Mensch sich in den vielen wunden Punkten und in der Gebrochenheit seiner irdischen Existenz nicht verlassen fühlt, sondern gestärkt, geheilt, erneuert und aufgebaut wird.

Aber nicht allein dem Einzelnen, sondern der ganzen Kirche wird die Freude des heiligen Geistes geschenkt. Solche Freude kommt dort auf, wo Christen eines Geistes sind, wo man aufmerksam aufeinander hört, sich gegenseitig respektiert, Laien wie Geistliche, auch im Miteinander der Ökumene. Die Freude des heiligen Geistes wird vor allem denen geschenkt, die ihn inständig erbitten so wie Maria und die Apostel am ersten Pfingstfest. Da brach eine Freude und Begeisterung los, die in der Apostelgeschichte wie ein Sturm oder wie ein Feuer beschrieben wird. Diese Freude übertrug sich wie ein zündender Funke auf die unterschiedlichen Sprachen und Völker, die sich in Jerusalem versammelt hatten.

Solche Freude an Gott im heiligen Geist, am sich gegenseitigen Verstehen wäre auch heute ein große Geschenk für die ganze Kirche und für jeden Menschen.
Von Pfarrer Peter Loos


Wie geht`s Dir?. So werden wir meist am Geburtstag gefragt. Die allermeisten werden darauf antworten: Mir geht es gut. Was soll ich auch anderes sagen, zu jemandem, der die Frage nur als Floskel ausspricht und gar keine Zeit hat, meine ehrliche Antwort zu hören.

Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Wie geht es der Kirche an ihrem Geburtstag? Nicht gut werden manche sagen. Andere meinen , dass es ihr sogar sehr schlecht geht. Und dabei berufen sie sich auf Meinungsumfragen, auf Skandale und sinkende Mitgliederzahlen. Doch, ich bin davon überzeugt, dass sich der Gesundheitszustand unserer Kirchen nicht an dem messen läßt, was all jene, die von außen darauf schauen, über sie diagnostizieren. Über der Kirche steht die Verheißung, die Zusage Jesu, dass Gottes Heiliger Geist als Tröster, Mutmacher und Wegweiser uns die Wege zeigt, die wir gehen müssen. So ist die Kirche immer da auf dem richtigen Weg, wo sie sich vom Geist Gottes die Wahrheit zeigen lässt.

In Dresden ist in der letzten Woche der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende gegangen. Dieses mutmachende Christentreffen stand unter dem Leitwort: "...da wird auch dein Herz sein". In vielen Gottesdiensten, Diskussionsrunden, Infoständen und Gottesdiensten, wurde danach gefragt, woran denn unser Herz hängt. Wer in der Bergpredigt, im 6. Kapitel des Matthäusevangeliums nach schlägt, der sieht, dass das provozierende Motto des Dresdner Kirchentages einen Vorsatz hat.

Es heißt da wörtlich: " Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein". Wo also ist mein Schatz, wo bin ich verankert, worauf gründet meine Meinung?. Eine Kirche, die weiß, dass Gottes Heiliger Geist ihr größter Schatz ist, die wird mit ihren Stellungsnahmen immer mal wieder provozieren. Nicht deshalb, weil sie altmodisch ist, sondern deshalb, weil sie fragt, was Gottes Wille ist. Wenn in der Diskussion um den Atomausstieg aus einer ganz bestimmten Richtung das Szenario finsterer Wohnungen an die Wand gemalt wird, dann müssen wir fragen, ob ein Fortschritt um jeden Preis immer auf Kosten der Sicherheit gehen darf. Wenn bei der Frage um die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik ein echter medizinischer Fortschritt verheißen wird, dann muss Kirche vor der Selektion der Menschen warnen.

Eine Kirche, die sich vom Geist Gottes leiten lässt, wird nie auf der Welle des mainstream mit schwimmen. Wenn sie das tut, ist sie auf dem falschen Weg und es geht ihr nicht gut.

Deshalb brauchen wir uns am Geburtstag der Kirche nicht aufhalten mit Meinungen und Analysen aus Medien und Gesellschaft. Wir müssen aber immer wieder fragen, woran unser Herz hängt. Immer dort, wo Kirche ihre Ohren und Herzen öffnet für Gottes Heiligen Geist, als unseren Tröster und Mutmacher, da haben wir Zukunft, da geht es der Kirche gut.

In diesem Sinne: Liebe Kirche, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
10.06.11
Neumarkt: Gedanken zum Pfingstfest
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