"Interreligiöser Dialog"


Zum "interreligiösen Dialog" traf man sich diesmal im evangelischen Dekanat

NEUMARKT. Die regelmäßigen Begegnungen zwischen Christen und Muslimen in Neumarkt würden einen wichtigen Beitrag zum Frieden leisten, hieß es.

Beim "interreligiösen Dialog" ging es diesmal um "Dschihad" und Friedensethik. Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen und der Muslime trafen sich im evangelischen Dekanat zu ihrem etwa alle sechs Monate stattfindenden Austausch.

Gastgeber war diesmal der evangelische Dekan Dr. Norbert Dennerlein. Mit dabei waren der katholische Dekan Monsignore Richard Distler, der türkische Attaché für religiöse Angelegenheiten Dr. Cafer Acar aus Nürnberg, sowie die Imame und ersten Vorsitzenden der Türkisch-Islamischen Vereine von Neumarkt und Parsberg.

Dennerlein drückte in seiner Begrüßung die Freude über das mittlerweile gewachsene Vertrauen zueinander aus. Es sei ihm ein Anliegen, dass Muslime und Christen einen Dialog führen. Denn zum Dialog der Religionen gäbe es gerade auch angesichts des biblischen Menschenbildes keine Alternative.

Das Referat zum Thema "Dschihad", das die Teilnehmer beim letzten Treffen gemeinsam ausgewählt hatten, hielt der türkische Religionsattaché Dr. Acar. Er sagte, dass "Dschihad" fälschlicherweise oft "Heiliger Krieg" genannt werde. Der Begriff sollte aber mit "Anstrengung" übersetzt werden. So stehe zum Beispiel in der Sure 22 des Koran, dass Dschihad nichts mit Krieg zu tun habe. Das Töten werde nicht gutgeheißen und Muslime sollten grundsätzlich passiv bleiben. Wohl kenne der Koran aber den Verteidigungskrieg, zum Beispiel, wenn Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden. Würden die anderen den Krieg beenden, müssten auch Muslime damit aufhören.

Der Religionsattaché erklärte außerdem den Hintergrund von einzelnen Koranversen, die scheinbar allgemein gegen Juden und Christen gerichtet sind: Sie würden sich auf solche Menschen beziehen, die zur Zeit Mohammeds eine Abmachung mit den Feinden der Muslime geschlossen hätten. Grundsätzlich sollten Muslime Freundschaft pflegen, wie das auch in Neumarkt der Fall sei, sagte er.

Anschließend befaßte sich der katholische Dekan Monsignore Distler in einem kurzen Vortrag mit der Frage: Gibt es einen gerechten Krieg? Aus christlicher Sicht gebe es keinen gerechten Krieg, sondern nur einen gerechten Frieden. Frieden brauche Gerechtigkeit, Versöhnung und Achtung der Religionsfreiheit. Biblische Grundlagen seien unter anderem das Gebot "Du sollst nicht töten." und die Seligpreisung "Selig sind, die Frieden stiften...". Bei Krieg von außen dürften nur unter bestimmten Voraussetzungen kriegerische Handlungen unternommen werden. Auch dann seien nicht alle Kampfmittel erlaubt, die Zivilbevölkerung und Verwundete müssten menschlich behandelt werden.

Distler sagte auch, dass der eigene Glauben einem anderen Menschen nicht aufgezwungen werden dürfe und ein Glaubenswechsel akzeptiert werden müsse.

Zum Abschluss wies Dekan Dennerlein auf eine Aussage Hans Küngs hin, wonach Frieden unter den Nationen nicht ohne Frieden unter den Religionen und Frieden unter den Religionen nicht ohne Dialog zwischen den Religionen möglich sei. Sein Fazit war: "Hier in Neumarkt leisten wir mit den inzwischen regelmäßig stattfindenden Begegnungen zwischen Christen und Muslimen einen wichtigen Beitrag zum Frieden."
16.06.11
Neumarkt: "Interreligiöser Dialog"
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