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Kasperl und die Piraten...
NEUMARKT. Die "Piraten"-Partei will den OB-Kandidaten im Internet wählen lassen - außer das Ergebnis fällt anders aus als erwünscht...Daß Parteien ihre Kandidaten für politische Ämter im Internet suchen, haben die Grünen anderswo schon vorgemacht und mag bei dünner Personaldecke auch akzeptabel sein. Eine Online-"Abstimmung" über verschiedene Kandidaten, wie es die Neumarkter "Piraten"-Partei seit Wochen ankündigt (wir berichteten), ist aber nicht mehr als ein Kasperltheater.
"Abstimmungen" im Internet kann beinahe Jedermann ohne technische Vorkenntnisse nach Belieben und in alle Richtungen manipulieren. Daneben dürfen auch "Wähler" von den Fidschi-Inseln oder aus Pilsach bei der Frage zum Neumarkter OB-Kandidaten fleißig mitmischen - so oft sie wollen. Und natürlich kann man Klicks in jeder Zahl auf welchen Link auch immer frei im Internet kaufen ("drei Stimmen für Kandidat B, zwei Millionen für Kandidat A").
Doch das ist alles keine Gefahr für die Demokratie: denn das "Ergebnis" der "Abstimmung" im Internet sollte der Piraten-Partei schon auch gefallen, sonst ist es nämlich keinen Pfifferling wehrt.
Die wirkliche Entscheidung über einen OB-Kandidaten der "Piraten" fällt natürlich wie bei allen anderen Parteien auch in "einer Versammlung der wahlberechtigten Parteianhänger in geheimer Wahl", wie Piraten-Vorsitzender Mark Huger auf Anfrage von neumarktonline bestätigte.
Also ein Kasperltheater ? Nein, nein, die Parteimitglieder werden in ihrer geheimen (!) Wahl natürlich genau so abstimmen, wie zuvor die Leute im Internet, erklärt Huger treuherzig. Außer natürlich "im äußersten Ausnahmefall", wenn man nämlich bei den Piraten glaubt, "eine extremistische Organisation" habe bei der Online-Umfrage mitgemischt...
Diese Befürchtung sei "aber unbegründet" orakelt man gleich darauf, offenbar erschrocken über die eigenen Worte.
Es sei jeder Partei - und einer realtiv jungen dazu - vergönnt, im Wahlkampf ein paar Schlagzeilen abzustauben. Vor allem die "Piraten" haben bundesweit bei einigen Internet-Themen im Vergleich zu vielen etablierten Parteien durchaus Sachverstand gezeigt. Sie müßten wissen, daß das Internet viele Möglichkeiten bietet - ernsthafte demokratische Abstimmungen gehören derzeit ganz sicher nicht dazu.
Aber freie und geheime Wahlen sind einer der wichtigsten Grundpfeiler der Demokratie - man sollte sich nicht darüber lustig machen.
wm
16.06.11
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