Gedanken zu Fronleichnam

Von Monsignore Richard Distler, Dekan

"Lobt und preist, singt Freudenlieder, festlich kehrt der Tag uns wieder, jener Tag von Brot und Wein, da der Herr zu Tisch geladen und dies heilge Mahl der Gnaden setzte zum Gedächtnis ein". So singt die Kirche am morgigen Fronleichnamstag in der Sequenz vor dem Evangelium.

Da werden innige Freudenlieder angestimmt zu Ehren des Christus, der verborgen in der heiligen Hostie gegenwärtig wird. Da trägt der Priester in der Monstranz unter einem festlichen Traghimmel den Herrn des Himmels und der Erde, ihn, der uns alle trägt. Da reihen sich viele ein in eine bunte und doch geordnete feierliche Prozession, um dem Herrn der ganzen Welt Freudenlieder zu singen und ihm Ehrfurcht und Anbetung zu bezeugen. Aber ist nicht Fronleichnam eher eine Selbstdarstellung des Katholischen, wie manchmal Kritiker behaupten, eine Zurschaustellung, die eben nur auf Äußerlichkeiten bedacht sei?

Wenn auch zu einem Fest, auch zu einem religiösen, Festkleider, Musik sowie Fahnen- und Blumenschmuck gehören, so zielt Fronleichnam vor allem auf die religiöse Innerlichkeit. Fronleichnam ist keine Kundgebung politischer Art und absolut keine Demonstration gegen eine nichtkatholische Welt, sondern ein Fest des eigenen Glaubens. Die Fronleichnamsprozession ist ein Zug von Gläubigen, wo nicht Hände geballt, sondern gefaltet werden. "Sie ist", wie der Theologe Karl Rahner sagt, "ein Zug, der niemanden bedroht, keinen ausschließt und der selbst die noch segnet, die verwundert am Rande stehen".

Die Mitte dieses Festes ist die Freude an Gott, die Freude an der bleibenden Gegenwart Christi und warum nicht auch die Freude, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die ihren gemeinsamen Herrn feiert. An Fronleichnam scheinen sich Himmel und Erde zu berühren. Fronleichnam ist eine Bewegung, die das Heilige und Ewige mitten in der Zeit mit sich trägt. Da wird geheimnisvoll spürbar, dass Christus, der Herr von Zeit und Ewigkeit als Weggefährte mit seiner Kirche geht und bei ihr bleiben möchte. Da wird mitten in den Straßen unserer Dörfer und Städte spürbar, dass Gott da ist. Da wird spürbar, dass Gott sich nicht scheut, sich an ein Stückchen Brot zu binden, das die Kirche den "Leib Christi" nennt.

Der Ursprung liegt in der Eucharistie-Vision der Nonne Juliana von Lüttich und in der neu aufkommenden mittelalterlichen Eucharistiefrömmigkeit. Juliana soll in einer nächtlichen Vision einen dunklen Fleck in der Mondscheibe gesehen haben. Sie deutete ihn als das Fehlen eines wichtigen Festes im Jahreskreis. Zunächst wurde das Fest nur in Lüttich gefeiert. Doch bald schon, im Jahr 1264, machte es Papst Urban IV. zum verbindlichen Fest für die ganze Kirche.

In der berühmten Bulle "Transiturus" schreibt der Papst: "Das Fest vom Herrenleib ist eine Vorahnung des Himmels, wo dem zum Vater erhöhten Christus der ewige Lobpreis und die ewige Anbetung zuteil wird". Darum singt die Kirche an diesem Tag im berühmten Fronleichnamshymnus "Lauda Sion", der vom heiligen Thomas von Aquin selbst verfasst ist: "Lobe, Zion, deinen Hirten. Dem Erlöser der Verirrten stimme Dank und Jubel an. Lass dein Lob zum Himmel klingen, ihn zu rühmen, ihm zu singen, hat kein Mensch genug getan".
22.06.11
Neumarkt: Gedanken zu Fronleichnam
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