Handtuch geworfen
NEUMARKT. Im Landkreis Neumarkt sind im letzten Jahr 85 Menschen wegen psychischer Probleme vorzeitig aus dem Berufsleben ausgeschieden.
Das sind beunruhigende 28 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor. In der gesamten Oberpfalz liegt die Steigerungsrate sogar bei rund 30 Prozent. Im Landkreis Neumarkt warfen im letzten Jahr 35 Männer und 47 Frauen sowie drei nicht nach Geschlechtern augeschlüsselte Suchtkranke wegen psychischer Probleme das Handtuch.
In der gesamten Oberpfalz sind im letzten Jahr 919 Menschen, davon 436 Männer und 483 Frauen, wegen psychischer Probleme vorzeitig aus dem Berufsleben ausgeschieden. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) sind mittlerweile 38 Prozent aller Frührenten psychisch bedingt. Das durchschnittliche Alter bei Beginn einer Frührente ist 50 Jahre.
"Psychisch Erkrankte frühzeitig zu berenten, ist nicht immer der richtige Weg", sagt Claudia Fröse, Expertin für betriebliche Gesundheitsförderung bei der TK in Bayern. "Der Job gibt Halt und integriert Betroffene in eine Gemeinschaft." Anstatt Menschen frühzeitig in Rente zu schicken, wäre es laut Fröse wichtiger, rechtzeitig einem belastenden Arbeitsumfeld und dessen gesundheitlichen Folgen wie
Burnout oder Sucht entgegenzuwirken. Die TK unterstütze die Betriebe bei solchen Projekten.
Wie wichtig das sei, zeige auch der aktuelle TK-Gesundheitsreport für Bayern. In den letzten fünf Jahren nahmen die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen um ein Viertel zu. In einem bayerischen Betrieb mit 100 Beschäftigten fällt derzeit im Schnitt eine Arbeitskraft für acht Monate im Jahr wegen Depression oder Burnout aus.
30.08.11
Neumarkt: Handtuch geworfen