"Bürokratiemonster droht"
NEUMARKT. "Insgesamt bedeuten die Vorschläge von Ciolos für die 2200 Bauernfamilien im Landkreis Neumarkt noch mehr unnötigen Papierkram und überzogene Auflagen", erklärte Martin Schmid, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, zu den am Mittwoch vorgestellten Plänen der EU-Kommission zur EU-Agrarpolitik (GAP).
Gerade die Pläne zur Begründung der Direktzahlungen –
Greening genannt – seien für viele kleinere Ackerbaubetriebe, Milchbauern mit hohem Grünlandanteil und Nebenerwerbsbetriebe nicht umsetzbar. Außerdem wolle die EU-Kommission, dass alle Bauern auf einem gewissen Teil ihres Ackerlands keine Lebens- oder Futtermittel mehr erzeugen.
Damit würden im Landkreis Neumarkt über 2200 Hektar zwangsweise stillgelegt. "Das ist vollkommen unsinnig. Durch Baumaßnahmen und Ausgleichflächen wird der Landwirtschaft doch eh schon so viel Nutzfläche entzogen, zum Beispeil in Bayern 16 Hektar täglich. Gleichzeitig sollen wir mehr erneuerbare Energien erzeugen", sagt Schmid.
Dabei hatte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos noch im Frühjahr 2011 bei einer Tagung zur Vereinfachung der GAP in Freising erklärt, dass die bayerischen Bauern mit ihren vielfältigen Strukturen seine Vorstellungen von Greening bereits erfüllen.
Problematisch sei auch, dass künftig nur noch sogenannte aktive Landwirte Agrarzahlungen erhalten sollen.
Obwohl EU-Kommissar Ciolos das Gegenteil zugesichert habe, könne es sein, dass viele kleine und Nebenerwerbsbetriebe dadurch bald gar keine Förderung mehr bekommen. "Die Pläne zum
Greening und zur Definition des aktiven Landwirts sind unnötig und ein reiner Papiertiger. Die Bauern und die Umwelt profitieren davon nicht und das enttäuscht mich", sagt Schmid.
Statt die 2680 Kriterien und 590 Standards zu reduzieren, die die europäischen Landwirte schon jetzt allein durch
Cross Compliance beachten müssen, drohe mit den EU-Vorschlägen ein neues Bürokratiemonster. "Ich verlange von Bundesministerin Ilse Aigner und ihrem Kollegen Helmut Brunner, aber auch von unseren regionalen Europaabgeordneten, dass sie deutliche Korrekturen in Brüssel durchsetzen", betont Schmid.
Positiv sei laut Schmid, dass die EU-Kommission an der bewährten Grundstruktur der Agrarpolitik mit zwei Säulen festhalte. Auch der geplante Finanzrahmen sei eine diskussionsfähige Grundlage, wenn bei den Bauernfamilien am Ende so viel ankomme wie bislang.
12.10.11
Neumarkt: "Bürokratiemonster droht"