"Weiblicher, fränkischer Polt"?


Mia Pitroff
NEUMARKT. Die Oberweilinger Kneipenbühne kann es sich zwar nicht auf die Fahne schreiben, Entdecker solcher kabarettistischen Größen wie Ottfried Fischer, Günther Grünwald, Lizzy Aumeier oder Martina Schwarzmann zu sein (um nur einige zu nennen); aber immerhin darf das Oberweilinger Kulturzentrum mit Fug und Recht behaupten: "Die haben bei uns gespielt, als sie noch völlig unbekannt waren".

Mit Mia Pitroff, die am Samstag in Oberweiling mit ihrem Kabarettsolo "Mein Laminat, die Sabine und ich" ihr Debüt gibt, verhält es sich nicht ganz so, denn immerhin ist die gebürtige Oberfränkin bereits Trägerin mehrerer renommierter Auszeichnungen wie des "Vohenstraußer Kabarettpreises 2011" und Gewinnerin des Kabarettpreises (Jury) "Der goldene Rottweiler 2011". Von der Kritik wird sie als eine Art weiblicher, fränkischer Gerhard Polt gefeiert - und die Macher des Kneipenbühnenprogramms sagen ihr eine bemerkenswerte Zukunft zumindest in der bayerischen Kabarett-Landschaft voraus.

Mia Pittroff (Jahrgang 1980) wurde in Bayreuth geboren und verlebte dort eine glückliche und Co2-haltige Kindheit an der Autobahnausfahrt Nord. Wenn man in ihrem Solo-Programm nach einem so gut wie vergeblich sucht, dann sind es Männer. Die tauchen in Mia Pittroffs Universum vereinzelt und eigentlich nur am Rande auf. Und das ist gut so. Mia Pittroff, das ist weibliche Komik, die ohne "er-sagt-sie-sagt-Vergleiche" auskommt.

Gibt es doch so viel spannendere Themen: Die Entsorgung eines Laminatfußbodens wird bei Mia Pittroff zum tiefemotionalen Moment, der Abschluss einer Rentenversicherung zum historischen Höhepunkt und selbst zum Thema Parkplatzsuche hat die studierte Germanistin noch ein Vierminuten-Lied mit abschließender Splatter-Szene in Petto. Warum Frauen nicht einparken und Männer immer Recht haben, interessiert spätestens an dieser Stelle des Programms eigentlich keinen mehr so wirklich.

Mit ihrem unverkennbar fränkischen Zungenschlag redet und singt sie sich zwei Stunden um Kopf und Kragen. Ob über die Modekrankheit "Vilzudun", die Suche nach der korrekten Bezeichnung für Sanifair-Gutscheine ("Pinkelbillet, Uringutschein oder Brunsticket?") oder den Kauf neuer baumwollner Ringelsocken, der sich als höhere Wissenschaft entpuppt ("Camel Collection, hundert Prozent Shetland-Wolle von glücklichen Schafen aus der Schweiz, linksmaschig gestrickt, versenverstärkt, abrutschsicher, mit Schienbeinschoner, Temperaturregulator, Dunstabzug, Zehenmodul, Bordcomputer und einer Landkarte von der fränkischen Schweiz...!"), die Themen der 29-Jährigen sind so überraschend und vielfältig wie Biersorten in Franken. Davon gibt es nämlich unzählige.
07.02.12
Neumarkt: "Weiblicher, fränkischer Polt"?
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