"Starke Agrarpolitik "

Bei der BBV-Mitgliederversammlung in Neumarkt: Kreisobmann Martin Schmid, sein Stellvertreter Michael Gruber, Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck und Präsident Gerd Sonnleitner (v.l.)
NEUMARKT. Ob es auch künftig – in den Jahren 2014 bis 2020 – eine starke Agrarpolitik geben wird, war eines der Schwerpunktthemen in der Rede von Gerd Sonnleitner, Präsident des bayerischen, deutschen und europäischen Bauernverbandes vor Neumarkter BBV-Mitgliedern.
Für die über 2200 Bauernfamilien im Landkreis Neumarkt geht es dabei um so wichtige Fragen wie die Zukunft ihrer Direktzahlungen, der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete und der Agrarumweltprogramme. "Letztendlich unterstützt eine starke Agrarpolitik den gesamten ländlichen Raum", unterstrich der Bauernpräsident die vielfältigen wirtschaftlichen Beziehungen der Bauern mit ihren Zulieferern, Abnehmern und Dienstleistern. Diese sicherten nach einer aktuellen Studie der Fachhochschule Soest jeden siebten Arbeitsplatz in Deutschland.
Sonnleitner kritisierte einige Kernpunkte der Verordnungsentwürfe vom 12. Oktober 2011 zur künftigen EU-Agrarpolitik, die ein grünes Wachstum in der Landwirtschaft behindern würden. Ganz vorne sei hier der Plan der EU-Kommission zu nennen, dass die Bauern sieben Prozent ihrer Acker- und Sonderkulturfläche nicht mehr normal bewirtschaften dürften, sondern aus der Erzeugung nehmen müssten. "Auch wenn wir Hecken, Feldgehölze, Feldraine und so weiter anrechnen, dürften im Landkreis Neumarkt auf über 1900 Hektar zusätzlichem Ackerland keine Nahrungsmittel, kein Futter und keine Energiepflanzen mehr erzeugt werden", machte der Bauernpräsident deutlich. Dies alles passe überhaupt nicht zu den Herausforderungen unserer Zeit: Versorgungssicherheit, Ausbau der Bioenergie und Flächenknappheit.
Wie brisant allgemein der Flächenentzug aus der Landwirtschaft ist, zeige die Petition des Deutschen Bauernverbandes an den Bundestag. Innerhalb weniger Wochen habe der Bauernverband allein in Bayern 50.000 Unterstützer für ein Flächenschutzgesetz gewinnen können. Es sei nicht länger tragbar, dass jeden dritten Tag die Fläche von zwei bayerischen Durchschnittsbetrieben aus der Landwirtschaft verschwinde. Die Inanspruchnahme von Fläche für Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen in Bayern sei von rund 16 Hektar pro Tag im Jahr 2009 auf über 20 Hektar pro Tag im Jahr 2010 angestiegen.
Stark betroffen sei der Landkreis Neumarkt von der geplanten EU-einheitlichen Neuabgrenzung der naturräumlich benachteiligten Gebiete. "Durch das Schema F aus Brüssel würden in Ihrem Landkreis rund ein Drittel der bisher benachteiligten Flächen keine Ausgleichszulage mehr erhalten", resümierte Sonnleitner. Nachvollziehbar seien die neuen Abgrenzungsergebnisse nicht, wie zahlreiche Beispiele aus ganz Europa gezeigt hätten. Der Bauernverband arbeite intensiv daran, dass das in Deutschland bewährte Indexsystem weiter zur Anwendung kommen kann.
Abschließend berichtete Sonnleitner von den laufenden Wahlen im Bayerischen Bauernverband. Die Halbzeit sei erreicht, bis Ende Februar seien die Wahlen in den Kreisverbänden abgeschlossen, bevor bis Mai 2012 auf Bezirks- und Landesebene gewählt werde. Die Wahlen seien gut verlaufen, "auch Junge kommen nach, wir werden eine gute Mischung aus neuen und erfahrenen Ehrenamtlichen bekommen", freute sich der Bauernpräsident.
Überhaupt spüre er bei den Bauern ein gestiegenes Selbstwertgefühl und Zuversicht, "und dies zu Recht, denn die Bauernfamilien stehen mit der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Bayern für eine Zukunftsbranche." Ganz nach dem Motto der Mitgliederversammlung "Gemeinsam stark – Zukunft gestalten" sei die BBV-Gruppe unschlagbar mit ihren Angeboten für die gesamte Bauernfamilie, und der BBV wolle seine Mitgliedsbetriebe als starker Partner in die Zukunft begleiten.
16.02.12
Neumarkt: "Starke Agrarpolitik "