"Gedanken zum Osterfest"

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Was ist eigentlich Ostern? Worum geht es da? Weihnachten ist jedem einsichtig. Da geht es um das Geburtsfest von Jesus. Aber an Ostern? Was gibt es da zu feiern? Auf den Punkt gebracht: An Ostern geht es um Leben und Tod oder noch genauer: Um das Leben trotz des Todes.

Vor kurzem erschien ein Buch von Gerhard Sauter mit einem seltsamen Titel: "Ich lebe, weil ich gestorben bin!" Ist das nicht widersprüchlich? Ist da vielleicht etwas verwechselt worden? Müsste es nicht genau umgekehrt heißen: "Ich sterbe, weil ich gelebt habe?" Das ist jedem einleuchtend. Der Tod ist und bleibt unser Lebensende. Doch klagen manche nicht auch schon mitten im Leben, wenn es ihnen nicht gut geht: "Das ist doch kein Leben mehr?" Auch über Schwerstkranke, Behinderte oder Demenzkranke, die einfach nur noch daliegen und auf ein Ansprechen nicht mehr reagieren, wird manchmal so geurteilt.

Aber ist es uns überhaupt erlaubt, ein Urteil über die Lebensqualität eines Menschen zu fällen, wenn die biologischen Funktionen schwächer werden? Viel schlimmer jedoch als der leibliche Tod ist für den Glauben und für den Apostel Paulus eine ganz andere Art von Tod: Es ist "der Tod infolge der Sünde". Paulus meint: Wenn der Mensch begehrt und betrügt, wenn er sich von Habgier und Raffgier beherrschen lässt, wenn Neid, Streit, Geiz, Hass, Lieblosigkeit, Selbtsucht und Zorn sein Herz erfüllen, dann ist das eigentlich kein Leben mehr. Dann führt ein solches Leben letztlich zum Tod. Aber was ist dann Ostern und was feiern wir da? An Ostern feiern wir die Gegenbewegung gegen "den Tod infolge seelischer Grausamkeit".

Aber woher kommt diese Gegenbewegung, wer macht sie? Sie wurde und wird von Christus gemacht. Er hat sich durch sein Leiden und Sterben gegen all die Bosheit und gegen alle Grausamkeit des Menschen auf Leben und Tod ins Zeug gelegt. In dieses göttliche Unternehmen, in diese göttliche Gegenbewegung jedoch wird jeder einbezogen und hineingezogen, wenn er getauft wird. Durch die Taufe kann der Mensch erkennen: Zwischen meinem bisherigen Leben und dem neuen Leben, das Christus mir schenkt, ist eine Bruchlinie. Das Alte ist vergangen und Neues ist geworden. Auch wenn der Mensch, angezogen von der Begehrlichkeit des Bösen, immer wieder "dem Tod infolge der Sünde" verfallen möchte, dennoch: Die Kraft Christi, die Kraft des Erlösers, die Kraft der Erlösung ist stärker als der Tod, so dass der heilige Paulus die Christen mahnt: "Ihr seid doch schon durch die Taufe mit Christus auferweckt. Darum sucht, was droben ist. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!"

So ist es die Berufung des Christen, sich immer neu in diese österliche Gegenbewegung einzuklinken, eine Trennungslinie zum Bösen zu ziehen und sich von Christus anziehen zu lassen. Je mehr er das tut, umso mehr erlebt er schon mitten im Leben das, was man Auferweckung oder Auferstehung nennt. Umso mehr kann der Christ bei aller Angst vor dem Tod sogar gelassen dem eigenen physischen Tod entgegengehen. So ähnlich wie der große heilige Thomas Morus, der bekannte Lordkanzler von England, der sogar noch kurz vor seiner Hinrichtung Gelassenheit und Humor gezeigt hat.

Zurück zum eingangs erwähnten und etwas paradox klingenden Buchtitel: "Ich lebe, weil ich gestorben bin!" Dahinter steckt die christliche Glaubensaussage, dass wir das neue und unsterbliche Leben in Christus schon verborgen in uns tragen. Gewiss ist dies eine geheimnisvolle Aussage, aber dennoch nicht rätselhaft oder nur etwas für Eingeweihte. Dieser Glaube der Christen ist jedem zugänglich wie die Krypta (Unterkirche) einer Kirche. Eine solche Krypta --vor allem die alten romanischen oder gotischen--hat etwas Bergendes, Schützendes und Haltgebendes an sich. So erzählte ein Mann, der wieder in die Kirche eingetreten ist, er habe in einer romanischen Krypta eine Bekehrung erlebt. "Mich überkam", so sagte er, "plötzlich eine Geborgenheit wie in einem Mutterschoß". Das heißt: Die Krypta des Christ-seins ist jedem geöffnet, wochentags genauso wie sonntags, an jedem Feiertag ebenso und vor allem an Ostern.
Von Pfarrer Martin Hermann


HALLELUJA: Die kleine Julia kommt zu Ostern ganz begeistert aus dem Gottesdienst nachhause. "Was hat Dir denn im Gottesdienst am besten gefallen?" will die Oma wissen. "Dass die Leute immer wieder ‚Hallo Julia‘ gesungen haben" sagt die Kleine und strahlt über das ganze Gesicht.

Wenn dieses kleine Missverständnis der kleinen Julia ein Lächeln bei uns hervorruft, ist das verständlich. Wenn allerdings diverse Umfragen zeigen, was die Mehrheit unserer erwachsenen Zeitgenossen mit Ostern verbindet, dann frage ich mich: Ist das denn alles?

Osterbrunnen, Osterbrot, Ostereier, Ostergeschenke, Osterhasen, Ostergeschäft, Oster-Reisen, Osterbesuch, Osterspaziergang und - ach ja, den gibt an Ostern ja auch: Den Ostergottesdienst.

Ja, den gibt es tatsächlich. Sogar mehrere davon. An Ostern feiern die Christen den Sieg über den Tod. "Der Herr ist auferstanden" ist der Gruß des Ostermorgens im Gottesdienst!

In der Christuskirche beginnt Ostern mit der Feier der Osternacht um 6.00 Uhr. Christen aller Konfessionen feiern das bisher gewaltigste Geschehen der Weltgeschichte: Nach dem Dunkel des Karfreitags folgt das helle Licht des Ostermorgens. Auf den Tod folgt das Leben. Die Botschaft ist klar und deutlich für alle, die sie hören wollen: Gott will das Leben! Der Tod hat nicht das letzte Wort! Auch nicht in unserm Leben!

Gott hat den gekreuzigten Jesus nicht dem Tod überlassen, sondern hat ihn auferweckt. Und so wird er einst alle, die an ihn glauben, auferwecken und ihnen ein neues, ewiges Leben schenken.

Mit der Auferweckung von Jesus Christus hat Gott einen neuen Anfang markiert. Das leere Grab des Ostermorgens weist den Weg ins Leben. Es ist die Hoffnung eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Diese Hoffnung lädt ein, heute das Leben im Alltag zu gestalten, aufstehen gegen den Tod mit all seinen vielen Spielarten, die auch heute das Leben bedrohen!

Wer das begriffen hat, dem erschließt sich eine neue Realität. Der Horizont wird erweitert.

Probleme können angegangen und bewältigt werden. Zumindest gibt der Glaube ein Stück Gelassenheit, damit anders umzugehen wie bisher.

Ja, und dann kann man sich auch anders freuen über die schönen Dinge des Lebens: Osterfrühstück, Osterspaziergang, Osterbrunnen, Ostergeschenke und dergleichen mehr.

Ja - und warum sich nicht von der Begeisterung der kleinen Julia anstecken lassen? Warum nicht ihr und anderen Zeitgenossen mit viel Geduld von dem neuen Leben erzählen - weitersagen, was der eigentliche Grund für Ostern ist? – Damit alle begeistert und fröhlich in das Halleluja einstimmen können. Das wär's!
07.04.12
Neumarkt: "Gedanken zum Osterfest"
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