Gedanken zu Allerheiligen

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Die Heiligen haben uns einen Feiertag geschenkt. Aber was anfangen mit einem solchen Wochenfeiertag? Gräber besuchen, es ist ja Allerheiligen und sich mit Verwandten treffen. Aber warum extra einen Feiertag, um aller Heiligen zu gedenken?

Wer vor kurzem die Heiligsprechung von Anna Schäffer in den Medien verfolgt hat, der kann kaum glauben, dass fast 90 Jahre nach ihrem Tod noch die ganze Weltkirche und das deutsche Fernsehen dieser einfachen Dienstmagd aus dem kleinen Ort Mindelstetten gedenken. Anscheinend kann kaum jemand dem faszinierenden Lebenszeugnis dieser jungen Frau den Respekt verweigern, die ein fürchterliches Schicksal erleiden musste. Durch einen Unfall von schwersten Verbrennungen heimgesucht und ein Leben lang von fürchterlichen Schmerzen gepeinigt, blieb sie dennoch ein fröhlicher und gelassener Mensch. Sie konnte zum Beispiel Kinder bestens unterhalten, die ihr Blumen vom Feld brachten. Mehr noch: Sie verzweifelte nicht an ihrem Schicksal, sondern hat es innerlich angenommen.

Aber was gab ihr dazu soviel übermenschliche Kraft? Es war ihr unbändiges Gottvertrauen und ihre innige Liebe zu Christus am Kreuz, mit dessen Leiden sie ihr Leiden verband. Unendlich viele Menschen kamen zu ihr zu Lebzeiten und dann zu ihrem Grab, bis sie Papst Benedikt zur Ehre der Altäre erhob. Vielen standen Tränen in den Augen, als ihr Name am 21. Oktober auf dem Peterplatz genannt wurde. Ihr Leben und das vieler Heiliger ist so etwas wie die Frucht, die aus dem Leiden, dem Sterben und der Auferstehung Christi erwachsen ist.

Was also ist ein Heiliger? Vielleicht ähnlich wie ein buntes Kirchenfenster, in dem sich das Sonnlicht in vielen Farben bricht. So ähnlich bricht sich das Licht Gottes und die Liebe Christi im vielfarbigen Leben der Heiligen. Es waren Menschen, die ihr Leben von der Nähe zu Gott beglücken und erfreuen ließen. Es waren Menschen, die die Erfahrung machten, dass "Gott allein genügt", wie es einmal die große Heilige und Mystikerin Teresa von Avila ausdrückt. Gewiss kann man kaum einem Heiligen den Respekt verweigern, aber wozu braucht dann die katholische Kirche und übrigens auch die Ostkirche Heiligsprechungen und Heilige? Hat nicht jeder Mensch einen direkten Zugang zu Gott und zu Christus? Ja, das hat jeder Mensch und jeder Christ. Und dennoch kann man die Heiligen wie eine Brücke betrachten, auf deren Rücken uns der Weg zu Gott noch leichter fällt. Ist Gott nicht manchmal auch fremd und dunkel in unserem Leben, vor allem dann, wenn wir ein Leid, ein Unglück, einen Misserfolg oder eine Krankheit nicht verstehen? Da tut es gut, auf jene zu schauen, die die Präfation des Allerheiligenfestes unsere Brüder und Schwestern nennt, die schon zur Vollendung gelangt sind. Da tut es gut, uns von den Heiligen wie z.B. von der heiligen Anna Schäffer ermutigen zu lassen, auch im Dunkel und im Unglück nicht an der Güte Gottes zu verzweifeln, sondern mit seiner Hilfe das Schöne und das Schwere im Leben anzunehmen.

Die Anfänge der Heiligenverehrung gehen bis in die Mitte des 2.Jahrhunderts zurück. Zunächst gab es im Osten am Sonntag nach Pfingsten ein Fest aller heiligen Märtyrer, dann in Rom am 13. Mai und in England und Irland am 1. November. Dieser Termin setzte sich dann ab dem 9. Jahrhundert auch in Rom und im übrigen Europa durch.
01.11.12
Neumarkt: Gedanken zu Allerheiligen
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
23. Jahrgang
Zur Titelseite neumarktonline
ISSN 1614-2853
23. Jahrgang
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
18. Jahrgang