Die allerbesten Jahre
NEUMARKT. Als "Generation Gleitsichtbrille" bezeichnet die Neumarkter Stadbibliothek Menschen im mittleren Lebensalter. Der Thementisch im November wurde ganz auf diese Altersklasse ausgerichtet.
- "Älter werden ist viel schöner, als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten". Mit diesem Versprechen ermuntert Barbara Dribbusch, den Bewusstseins-, Lebens- und Körperverschiebungen in der Lebensmitte gelassen zu begegnen, nicht in Glücksverbissenheit zu verfallen und sich nicht als "Späthippie in Goretex" zu gebärden. Das unaufgeregte Selbsterfahrungsbuch ist so etwas wie eine Bestandsaufnahme der aktuellen Gegenkultur, die als "Generation Gleitsichtbrille" den ungetrübten Blick auf oft Übersehenes lenkt.
- "Gibt es ein Leben nach fünfzig?" In diesem Hörbuch klärt die Berliner Vollblutkabarettistin Désirée Nick humorvoll, spöttisch und locker auf, was an dem Lebensabschnitt 50+ so besonders ist. Selbst Mittfünfzigerin, schießt sie spritzig, scharfsinnig und schnoddrig ein Trommelfeuer an cleveren Botschaften, geistreichen Ratschlägen und unumstößlichen Wahrheiten ab. Jeder Satz ein echtes Vergnügen, heißt es in einer Rezension.
- "Kompass Wechseljahre" ist ein medizinischer Ratgeber aus der Feder der Frauenärztinnen Anneliese Schwenkhagen und Katrin Schaudig, die sich auf weibliche Hormonstörungen spezialisiert haben. Umfassend informieren sie über die hormonellen Veränderungen in dieser Lebensphase und die möglichen Auswirkungen, beschreiben die Vor- und Nachteile einer Hormontherapie und nennen nicht hormonelle Alternativen. Nachdrücklich gehen sie gegen Irrtümer und Halbwahrheiten an und überzeugen mit Fallbeispielen aus ihrer Praxis.
- "Alles wird schwerer – Ich nicht!" Wie Frau durch gesunde und vitale Kost schlank bleiben und die Wechseljahrbeschwerden mindern kann, das erläutert die Ernährungswissenschaftlerin Antonie Danz.
- In dem Ratgeber "Wechseljahre" der Stiftung Warentest machen sieben Porträts von Frauen deutlich, wie unterschiedlich die Symptome erlebt werden. Zur Linderung von Beschwerden schlägt die Autorin Annette Bopp viele pflanzliche Medikamente, Hausmittel, gesunde Ernährung und Bewegung (z.B. gezielte Yoga-Übungen) vor.
- Und was ist mit den Männern? Ihnen widmet Konstantin Gillies sein Handbuch "Restewampe": Gibt es für Männer ein Leben nach vierzig?" Kein Grund zur Midlife-Panik, tröstet er, und zeigt, wie der echte Mann auch im fünften Jahrzehnt seines Daseins überzeugend cool auftreten kann.
- Trotz des Titels ganz anders kommt "Wo die coolen Kerle wohnen" von Susanne Friedmann daher. Ihr haben Männer, in der verunsichernden Lebensmitte empfindlicher und leichter kränkbar, Geschichten erzählt, die Frauen zu denken geben sollten. Als übermächtig, erziehend, besserwisserisch, selbstgerecht, unzufrieden, fordernd wird demnach "die bessere Hälfte" oft empfunden. Aber das Leben ist nun mal kein Bestellkatalog und ein Mann kein Bastelbogen, gibt die Autorin in diesem "Männer-Versteh-Buch" zu bedenken.
- "Da geht noch was!" sagt die amerikanische Wissenschaftsredakteurin Barbara Strauch und stellt den neuesten Forschungsstand im mittleren Lebensalter vor. Gehirnscanner, genetische Analysen und Langzeitstudien hätten ergeben, dass das Gehirn auch dann noch über erstaunliche Fähigkeiten und überraschende Begabungen verfügt. Zwar würden Teile des Gedächtnisses schwächer, aber die Nutzung beider Gehirnhälften nähme zu, was mehr Leistungsfähigkeit und Kreativität hervorbringe. Außerdem könne man durch Bewegung, Nervennahrung und Fitness seinem Gehirn Gutes tun.
- Wer lieber leichtere Kost will, dem soll "Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt" helfen, ein heiter-ironischer Roman um Frauen in den allerbesten Jahren von Dora Heldt. Die Flucht vor dem Altwerden und der zum 50. Geburtstag drohenden Familienfeier nimmt in dieser turbulenten Geschichte einen unerwarteten Verlauf, als zwischen Kaviarmasken, Körperpeelings und Problemzonenbekämpfung in einem Nobel-Wellnesshotel unangenehme Wahrheiten ans Licht kommen. Ungelebte Träume und geplatzte Hoffnungen führen zu der Frage, ob das alles gewesen sein kann und wie man das Glück doch noch einmal beim Schopfe packen könnte.
- Dicht am Thema auch der Roman "Der verborgene Zauber des ganz normalen Lebens" von William Nicholson; es geht um Midlife-Crisis, aber durchaus mit Tiefgang. Das gilt auch für "Solar" von Ian McEwan. Ein alternder Physiker, gleichzeitig Ekel und Nobelpreisträger, erhält die Chance, seinem Leben und Beruf neuen Auftrieb zu geben – dank eines tragischen Unglücksfalls. Unbeschwert und leicht dagegen "Lackschaden" von Susanne Fröhlich, die Geschichte der Mutter, Putzfrau, Seelentrösterin Andrea Schmidt, die aus vorangegangenen Bänden bekannt ist und sich diesmal wechseljahregepeinigt durch die Nächte schwitzt.
06.11.12
Neumarkt: Die allerbesten Jahre