Hilfe von der FDP

"Kaskadennutzung"- vorher Möbel bauen, dann erst
verbrennen
Foto:Pfleiderer AG
NEUMARKT. Der überschuldete Neumarkter Holzverarbeiter Pfleiderer bekommt in seinem Kampf gegen die Verfeuerung von Holz Schützenhilfe von der FDP.
Der stellvertretende Vorsitzenden des Umweltausschusses des deutschen Bundestages, Horst Meierhofer, stimmte den Vertretern von
Pfleiderer zu, dass das "Prinzip der Kaskadennutzung, also der vorrangigen stofflichen
Verwertung von Holz, umgesetzt werden müsse.
Wegen der Speicherung von Kohlendioxid im Holz sei die Förderung als Werkstoff eine
"hervorragende Möglichkeit, die Klimaziele der Bundesregierung zu unterstützen", sagte der FDP-Politiker am Dienstag in Neumarkt. Meierhofer, der
seinen Wahlkreis in Regensburg hat, informierte sich bei einem Werksrundgang und
intensiven Gesprächen mit Unternehmensvertretern über das Spannungsfeld zwischen
thermischer und stofflicher Nutzung von Holz.

Eine FDP-Delegation war bei Pfleiderer zu Besuch
Bei der Führung durch das Neumarkter Werk zeigten Technik-Leiter Dr. Hans-Kurt von Werder und der Pfleiderer-Umweltbeauftragte Dr. Axel Knörr
dem abgeordneten und einer Delegation der Neumarkter FDP das Biomasse-Heizkraftwerk sowie
die Spanplattenproduktion und erläuterten die Problematik für die stoffliche Holznutzung -
beispielsweise die Spanplattenherstellung - durch die vermehrte Verbrennung von Holz.
"In den vergangenen Jahren sind durch die Förderung und Subventionierung der
thermischen Verwertung von Holz große Mengen von Holzsortimenten in die
Verbrennung umgeleitet worden, die eigentlich für die stoffliche Nutzung prädestiniert
sind", sagte von Werder, der deutscher Vertreter im Managing Board des Europäischen
Holzwerkstoffverbandes EPF ist.
Der Pfleiderer-konzern hatte sich in der Vergangenheit schon mehrfach energisch gegen die Pläne der Stadt Neumarkt ausgesprochen, ein Biomasseheizkraftwerk zu bauen (
wir berichteten) und dazu sogar eine Demonstration von Pfleiderer-Mitarbeitern (
wir berichteten) organisiert.
"Natürlich ist Holz zur Nutzung als erneuerbare Energie ein
wichtiger Faktor", wird Meierhofer nun in einer Pfleiderer-Pressemitteilung zitiert. "Aber solange Stoffkreisläufe möglich und sinnvoll sind,
sollten wir diese auch nutzen."
Die aufkommende Rohstoff-Verknappung hätten schon seit
längerem zu massiven Preiserhöhungen für den wichtigsten Rohstoff der
Holzwerkstoffindustrie geführt. Sowohl auf nationaler wie auch europäischer Ebene haben
die Verbände der Holzwerkstoff-Industrie, unter anderem bei mehreren europaweiten
Aktionstagen, auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und die Politik zu Korrekturen
aufgefordert, hieß es.
Meierhofer und von Werder sprachen sich für die so genannte "Kaskadennutzung" als
oberstes Prinzip in der Holzverwendung aus. Dabei werden stofflich nutzbare
Holzsortimente zunächst ausschließlich zur Herstellung von Holzprodukten genutzt. Erst
am Ende der Gebrauchsphase, zum Beispiel als ausrangiertes Möbelstück, sollten sie in
die thermische Verwertung gelangen und verbrannt werden dürfen.
"Aus der Politik kommen inzwischen positive Signale, etwa durch die Neufassung des
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes oder durch die Tatsache, dass Holz und
Holzprodukte gemäß europäischer Regelung als CO2-Speicher anerkannt werden", sagte
von Werder. Nun gelte es, dies in entsprechenden Verordnungen – etwa der
Altholzverordnung - auch umzusetzen.
Ebenso wie Kunststoff und Papier seien auch
Holz und Holzprodukte am Ende ihres Lebenszyklus kein Abfall, sondern Wertstoffe.
Meierhofer sagte den Pfleiderer-Vertretern seine Unterstützung in den entsprechenden
politischen Gremien zu, da mit entsprechenden Verordnungen nicht nur die
Wirtschaftskraft der Holzwerkstoff-Industrie gestärkt, sondern auch aktiver Klimaschutz
betrieben würde.
07.11.12
Neumarkt: Hilfe von der FDP