Gedanken zum Heiligen Martin

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Sie sind wieder landauf, landab unterwegs mit Liedern, Musik und Laternen: Unsere Kindergartenkinder am Martinstag und zum Martinsfest, das heuer auf einen Sonntag fällt. Mit ihren bunten Laternenlichtern im Dunkel der beginnenden Novembernacht feiern die Kinder mit ihren Erzieherinnen und Eltern „zu Martins-Ehr“ einen großen Heiligen der Kirche. Sie erinnern vor allem an das berühmte Mantelteilen, wo Martin, Soldat eines römischen Reiterregiments, der Legende nach am Stadttor von Amiens in Frankreich einem frierenden Bettler seinen halben Soldatenmantel geschenkt haben soll. Eine solche Tat war damals völlig gegen die Ehre eines Offiziers und hat wohl den Spott seiner Kameraden auf sich gezogen. Ihm soll dann Christus im Traum erschienen sein, der zu ihm sagte: „Martin, ich war der Bettler, den du bekleidet hast“.

Martin wurde im Jahr 316 in Steinamanger in Ungarn geboren als Sohn eines römischen Offiziers, der dort als Veteran angesiedelt war. Obgleich seine Eltern Heiden waren, ließ sich Martin mit 18 Jahren in Amiens taufen. Anlass für diesen Entschluss, mit jungen Jahren Christ zu werden, soll die Begegnung mit dem Bettler gewesen sein. Besonders gefährlich aber war sein weiterer Entschluss: Martin war so etwas wie ein erster Kriegsdienstverweigerer. Er entzog sich seinem militärischen Dienst und verspürte in sich die Neigung zum geistlichen Beruf. Deshalb wandte er sich an den Bischof von Poitiers, an den heiligen Hilarius. Dieser unterwies ihn in den Geisteswissenschaften und spendete ihm die niederen Weihen.

Nach einem erfolglosen Bekehrungsversuch gegenüber seinen heidnischen Eltern zog er sich für 5 Jahre als Einsiedler auf eine Insel im Golf von Genua zurück. Zurück in Gallien, gründete er im Jahr 360 in der Nähe von Poitiers eine erste Mönchszelle, die zum Ursprung des klösterlichen Lebens in Frankreich wurde. Beeindruckt von seinem spartanischen Leben und von seinen Wundertaten, wollte ihn das Volk von Tours zu seinem Bischof machen. Nach längerem Widerstreben fügte er sich doch in seine neue Berufung. Martin wurde zur hochverehrten Bischofsgestalt Frankreichs. Berühmt wurde sein unbestechlicher Gerechtigkeitssinn und seine Liebe zum einfachen Volk. Er war Mönch, aber auch zugleich Missionar und trug die Botschaft des Evangeliums in die entferntesten Ecken seiner großen Diözese. Ihm werden sogar Totenerweckungen zugesprochen.

Martin starb um das Jahr 400 auf einer Visitationsreise in Candes. Berühmt sind die wunderschönen Glasfenster in der Kathedrale von Chartres, die den Heiligen darstellen, wie er als Toter auf einem Schiff auf der Loire von Candes nach Tours gebracht wird. Dort wurde über seinem Grab schon sehr bald eine Kathedrale erbaut. Das Grab des Heiligen wurde leider während der französischen Religionskriege zerstört. Schon die Frankenkönige und Kaiser ließen ihn sehr bald als ihren bedeutendsten fränkischen Nationalheiligen verehren. Noch heute sind ihm in Frankreich und in vielen Ländern Europas unzählige Kirchen geweiht. Sein berühmter halber Mantel wurde bereits von den merowingischen Königen als Reichkleinodie aufbewahrt. Für die Kirche gilt Martin als Patron der Caritas und der Nächstenliebe. Mit ihrem Laternenlicht erinnern uns die Kinder an die Warmherzigkeit und Glaubenskraft dieses Mannes, deren Aktualität und Faszination auch in unserer Zeit nichts verloren hat.
10.11.12
Neumarkt: Gedanken zum Heiligen Martin
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