Pfleiderer "kerngesund" ?

Die Schlote rauchen weiter
Fotos:Pfleiderer AG
NEUMARKT. Pfleiderer fühlt sich wieder weitgehend gesund: die formelle Aufhebung des Insolvenzverfahrens wird in den nächsten Tagen erwartet.
Das teilte das Neumarkter Unternehmen am Dienstag mit. Wenige Stunden zuvor hatte man in einer weiteren Pressemitteilung die Vergabe für die Anschaffung einer neuen Spanplattenanlage mitgeteilt (
wir berichteten)
Die Sanierung der Pfleiderer AG sei "erfolgreich abgeschlossen", hieß es am Mittag
Nach Rechtskraft des Insolvenzplans hat das Amtsgericht Düsseldorf am Dienstag die am 12. September von der Gläubigerversammlung beschlossenen Kapitalmaßnahmen, die Herabsetzung des Grundkapitals der Pfleiderer AG auf Null und die anschließende Kapitalerhöhung unter vollständigem Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre (
wir berichteten mehrfach), in das Handelsregister des Amtsgerichts Düsseldorf eingetragen. Neuer alleiniger Aktionär ist damit die Atlantik S.A., Luxemburg. Als Folge des Kapitalschnitts auf Null sind die Aktien der Altaktionäre vollständig untergegangen. Der Börsenhandel wird daher eingestellt.
Im Zuge der im Insolvenzplan vereinbarten Maßnahmen wird die Pfleiderer AG um annähernd 900 Millionen Euro Verbindlichkeiten entlastet. Die rund 310 Millionen Euro im Unternehmen verbleibenden Finanzverbindlichkeiten entsprechen angesichts der wieder erreichten Ertragskraft der Pfleiderer-Gruppe einer "marktgängigen Verschuldung", hieß es.
Gleichzeitig werde die Gesellschaft mit einem angemessenen Eigenkapital in Höhe von rund 165 Millionen Euro ausgestattet, wodurch eine solide Grundlage für eine nachhaltige eigenständige Finanzierungsfähigkeit der Gruppe geschaffen werde.
Neben der Finanzrestrukturierung hatte das Unternehmen seit Ende 2010 eine umfassende Neuordnung seiner Geschäftsaktivitäten vorangetrieben. Dabei wurde das verlustträchtige Geschäft in den USA und Kanada sowie Geschäftsbereiche in Europa und Aktivitäten in Russland verkauft. Alle Verkäufe konnten im vorgesehenen Zeitrahmen erfolgreich abgeschlossen werden und haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Gläubiger einer Entlastung der Pfleiderer Gruppe in dieser Größenordnung zustimmten, hieß es.
Die Pfleiderer-Gruppe besteht nach Abschluss der Restrukturierung aus dem profitablen
Business Center Westeuropa, insbesondere den in Deutschland tätigen Produktions- und Vertriebsunternehmen, und hält weiterhin die Mehrheitsbeteiligung an der
Pfleiderer Grajewo S.A., welche eine starke Marktstellung im polnischen Holzwerkstoffmarkt besitzt.
Der Sitz der Pfleiderer AG wurde allerdings, "wie im Insolvenzplan vorgesehen", von Neumarkt nach Düsseldorf verlegt. Die Pfleiderer Holzwerkstoffe GmbH, unter deren Dach alle Aktivitäten im deutschen Markt angesiedelt sind, bleibt in Neumarkt.
Ausschlaggebend für den Erfolg der Sanierung und die Fortführung der Pfleiderer-Unternehmensgruppe waren die Sanierungsbeiträge aller Beteiligten, heißt es in der Pressemitteilung. Dadurch konnte ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der operativen Gesellschaften vermieden und eine professionelle Sanierung der Pfleiderer AG als Holdinggesellschaft ohne Beeinträchtigung des operativen Geschäfts sichergestellt werden. Im Ergebnis konnten alle 3.600 Arbeitsplätze erhalten werden.
"Mit der Eintragung der Kapitalmaßnahmen ist eine fast zweijährige, überaus komplexe Restrukturierung erfolgreich zum Abschluss gebracht worden", sagte Vorstand Hans-Joachim Ziems. Er freue sich sehr, dass es gelungen sei, "Pfleiderer wieder zu einem kerngesunden und schlagkräftigen Unternehmen der Holzwerkstoffbranche zu machen und rund 3.600 Arbeitsplätze zu erhalten". Die Durchführung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung nach dem ESUG habe sich als ausgesprochen hilfreich erwiesen.
Die formell noch ausstehende Aufhebung des Insolvenzverfahrens für die Pfleiderer AG wird in den nächsten Tagen erwartet.
Der Vorstand der Pfleiderer AG hatte am 28. März 2012 die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt mit dem Ziel, die Gesellschaft im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens in Eigenverwaltung zu sanieren. Dies war notwendig geworden, nachdem ein von der überwiegenden Mehrzahl der Gläubiger und Aktionäre getragenes und zwischen der Gesellschaft und den Hauptgläubigern am 12. Mai 2011 beschlossenes außergerichtliches Sanierungskonzept aufgrund von Anfechtungsklagen einzelner Gläubiger der Hybridanleihe sowie einzelner Aktionäre gegen die Sanierungsmaßnahmen nicht durchgeführt werden konnte.
Dem Insolvenzplan wurde schließlich am 12. September 2012 im Rahmen eines Erörterungs- und Abstimmungstermin von den Aktionären und Gläubigern der Gesellschaft mit Mehrheiten von jeweils mehr als 99 Prozent zugestimmt.
27.11.12
Neumarkt: Pfleiderer "kerngesund" ?