Wieder daheim


Die Milcherzeuger aus dem Landkreis sind wieder daheim

NEUMARKT. Nach sieben Tagen auf Achse sind die Milcherzeuger aus dem Landkreis Neumarkt, die mit dem Schlepper nach Brüssel gefahren waren, wieder daheim.

Mit insgesamt 3500 Kollegen aus 19 verschiedenen europäischen Ländern haben die Milchbauern aus Velburg, Darshofen und Breitental in Brüssel für Marktregeln gekämpft, die es ihnen künftig ermöglichen sollen, "kostendeckende Preise zu erwirtschaften" und von ihrem Produkt Milch "leben zu können".

In Brüssel werden in den kommenden Monaten die Rahmenbedingungen für die zukünftige Agrar- und Milchmarktpolitik festgelegt. Aktuell finden dazu abschließende Beratungen auf allen EU-Ebenen statt. Die jetzt beschlossenen Weichenstellungen entscheiden darüber, wie weit die Milcherzeuger künftig am Markt teilnehmen können und aktiv den Preis ihrer Milch beeinflussen können.

"Der Zusammenhalt und Kampfgeist der europäischen Milcherzeuger, der in Brüssel zu spüren war, war gigantisch", zieht Bernhard Hiltl, einer der Schlepperfahrer aus Darshofen, Bilanz.

"Wir sind zusammen mit 800 bis 1000 anderen Schleppern vierspurig auf der Autobahn Richtung Brüssel gefahren. In der Stadt gab es irgendwann für die Schlepper kein Vor und Zurück mehr, so dass wir einfach da stehen geblieben sind, wo wir gerade standen. Das ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst". Landwirts-Kollegen, die nicht mit dem Schlepper dabei sein konnten, ließen es sich nicht nehmen, mit Bussen anzureisen, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen, "dass wir auf dem Milchmarkt wirklich dringenden Handlungsbedarf haben", so Hiltl weiter.

Die belgischen Kollegen hatten schon einige spektakuläre Aktionen vorbereitet. Mit Feuerwehrschläuchen sprühten sie 30.000 Liter Milch auf die Gebäude des Europäischen Parlaments und zündeten Gummireifen an, die reichlich schwarzen Rauch produzierten, um zu verdeutlichen, "dass fehlende Marktregeln die europäischen Milchmärkte in Brand setzen".

EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos ließ es sich nicht nehmen, vorbeizukommen und ein paar Worte an die Milcherzeuger zu richten. Ihm sei klar, dass die im EU-Milchpaket vorgesehenen Maßnahmen nicht ausreichen werden, um den Markt im Gleichgewicht zu halten und so kostendeckende Preise erzielen zu können, räumte Ciolos ein. Er werde daher eine Expertenanalyse in Auftrag geben, welche weiteren Instrumente dafür nötig seien. Ciolos appellierte an das European Milk Board EMB, sich dabei mit seiner Expertise einzubringen. Gleichzeitig warnte er aber auch vor zu hohen Erwartungen, denn der Handlungsspielraum der Kommission sei aufgrund der Vielzahl der Mitgliedsländer und der Schwierigkeit hier einen Konsens zu finden, begrenzt.

"Wir werden uns nicht ewig vertrösten lassen", erklärt Hans Hauser, Milcherzeuger aus Breitental "Wenn es notwendig ist, werden wir wieder da sein, um die Entscheidungsfindung der Mitgliedsländer in Europa zu beschleunigen. Es gibt genügend Beispiele und Warnzeichen, welche negativen Auswirkungen die fortschreitende Marktliberalisierung für die Erzeuger hat, da braucht es weniger noch eine Expertenmeinung als vielmehr den politischen Willen, nicht nur im Sinne der Industrie zu handeln, sondern auch im Sinne der europäischen Milcherzeuger und Bürger."

Viele EU-Abgeordnete hätten in Brüssel die demonstrierenden Bauern aufgesucht, hieß es - auf ihr Schreiben an Albert Deß "erhielten wir leider keine Rückmeldung und in Brüssel haben wir ihn auch nicht gesehen".
30.11.12
Neumarkt: Wieder daheim
Telefon Redaktion


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