Gedanken zu Mariä Empfängnis

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Hä mäter tou sämeiou, "Mutter des Zeichens", so heißt der Titel einer berühmten Marienikone in altgriechischer Sprache. "Mutter des Zeichens". Aber welches Zeichen gibt uns denn Maria jetzt im Advent? Ihr Zeichen trägt sie wie ein großes Medaillion auf ihrer Brust: Es ist Jesus, der Christus, der Gottessohn und Menschensohn. Was auffällt ist, dass Jesus auf dieser Marienikone nicht als Kind, sondern als Erwachsener dargestellt ist. Was bedeutet das? Es bedeutet: Maria verweist uns mit ihrer ganzen Existenz auf ihn, auf den Sohn. Aber warum? Jesus ist hier dargestellt mit einer segnenden Hand. Von ihm, von ihrem Sohn geht Segen aus. Mehr noch, von ihm geht die Erlösung des ganzen Menschengeschlechts aus.

In Jesus hat Gott die Kette des Elends, die durch die Sünde der Welt entstanden ist, endgültig durchbrochen. Er, der Heiland und Retter der Welt hat die ganze Welt und den unheilen Zustand des Menschen mit Gott wieder heil und gesund gemacht. Aber wo und wie hat das alles angefangen? Das Heilwerden der Welt und der Menschheit hat schon im ersten Augenblick ihres Daseins angefangen, als Maria im Schoß ihrer Mutter empfangen wurde.

Heute, am 8. Dezember, feiert die Kirche das Fest: Maria Immakulata, Maria ohne Erbsünde empfangen. Sie erinnert dabei an das Mariendogma aus dem Jahr 1854, wo es heißt: "Maria blieb vom ersten Augenblick ihres Daseins an von der Erbsünde und von jeder persönlichen Sünde bewahrt!" Aber warum gerade Maria? Es war ihre totale Verfügbarkeit für den Plan Gottes, Mutter des Erlösers zu werden. Ihr berühmtes Ja-wort wurde zu einer Sternstunde der ganzen Menschheit. Auf unserer Ikone, "Mutter des Zeichens" ist Maria als betende in der sogenannten "Orantenhaltung" dargestellt. Das bedeutet: Sie ist nicht nur ein Zeichen, das uns auf Jesus, den Erlöser hinweist, sondern sie ist auch ein Zeichen für die ganze Kirche.

Oder noch genauer: Nicht nur Maria, die ganze Kirche ist berufen, heil zu werden und sündenlos zu leben. Vielleicht sagen wir: Das ist doch unmöglich.

Gewiss, wir sind und bleiben Sünder, aber die Kette des Elends ist schon längst durchbrochen. Nicht umsonst wurde dieses Dogma mitten im 19. Jahrhundert erlassen, als das fürchterliche Elend der Fabrikarbeiter mit nur ganz geringer sozialer Absicherung "gleichsam zum Himmel schrie". Da wollte die Kirche ein Zeichen setzen: Solches und anderes Elend ist kein Naturgesetz. Es kann beendet werden und es ist schon beendet. Den Uranfang hat Gott in Maria und in Christus gemacht. Ist nicht gerade der Advent die Zeit, unser eigenes Elend und die eigene Erlösungsbedürftigkeit, aber auch "elende Situationen in der Welt" genauer anzuschauen? Nur dann kann so manches Unheile in unserer Welt durch unsere weihnachtliche Sehnsucht nach einer heilen Welt und nach Jesus, dem Erlöser geheilt werden. Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit!
08.12.12
Neumarkt: Gedanken zu Mariä Empfängnis
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