Rund um "Kinder"
NEUMARKT. Ein Kind unter dem Herzen oder schon in der Wiege? In der Schule oder der Pubertät? Oder gar schon flügge und bereit, das elterliche Nest zu verlassen? Alle Phasen des Kindseins und der Elternschaft deckt die aktuelle Buchausstellung im Januar in der Stadtbibliothek ab.
- "Unter dem Herzen" heißt das Sachbuch von Ildikó von Kürthy. Die Erfolgsautorin beschreibt auf humorvolle Weise die Zeit der Schwangerschaft und wie sich das Leben verändert, wenn ein Neugeborenes im Haus ist. Boshaft-klug teilt sie nebenbei Seitenhiebe gegen allzu perfektionistische Supermütter und wohlmeinende Ratgeberexperten aus. In "Mutterschutz, Elternzeit, Teilzeit" informiert Daniela Range-Ditz über aktuelle Gesetze, die vor allem Frauen die Berufstätigkkeit erleichtern.
- "Teenager-Mütter", zwanzig an der Zahl, hat Antje Diller-Wolff während der Schwangerschaft und danach begleitet. Sie beschreibt die oft bedrückende Lebenswelt der jungen Mütter und gibt Ratschläge von Expertinnen wie Familienhebammen, Betreuerinnen aus Mütter-Kind-Heimen und dem Jugendamt wieder. In "Familienstand: Alleinerziehend" lässt Christina Bylow die Ein-Eltern-Familien selbst zu Wort kommen. Es geht um die gleichberechtigte Anerkennung einer Lebensform, die explosiv zugenommen hat.
- Miriam Stoppard nennt ihren Ratgeber "Großeltern" - und ihre Enkel, möchte man ergänzen, denn um diese (wirklich immer?) "wunderbare Beziehung" geht es. Moderne Großeltern wissen, dass sich seit der Zeit ihrer eigenen Elternschaft viel gewandelt hat. Bei aller uneingeschränkten Zuneigung nehmen sie ihre neue Rolle sehr bewusst wahr, halten sie sich mit Offenheit und Toleranz an klare Absprachen.
- "Tausent Grsse und Küesse" von Ulla Küchler erzählt von einem Ehepaar, das ein Neugeborenes adoptiert und schließlich die Diagnose "embryonale Hirnschädigung" verkraften muss. Körperlich immer stärker werdend, bekommt das Kind epileptische Anfälle, brachiale Zornattacken, kennt weder Angst noch Vorsicht, ist reizbar und unberechenbar. Das kleine Wesen ist anders und lebt in einer eigenen Welt, der sich die Familie einfügen muss.
- "Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört & wie sie zuhören, damit Ihr Kind mit Ihnen redet" - ein schöner Titel für ein kluges Buch von Jan-Uwe Rogge. Denn wenn das Gespräch mit Kindern vom Vorschulalter bis zur Pubertät gelingen soll, gilt es Regeln zu beachten und Stolperfallen auszuweichen. Die wichtigste aller Regeln: keine endlosen Diskussionen, sondern klar, eindeutig und authentisch bleiben.
- "Alle Macht den Kindern" von Jochen Metzger ist das Tagebuch über einen Selbstversuch. Einen Monat lang hatten die Kinder das Sagen, verwalteten das vorher abgezählte Haushaltsgeld, erklärten den Eltern, was sie zu tun und zu lassen haben. Wie ging das Experiment aus? Am Ende ist die Familie pleite. Die Tochter ist froh, dass sie mit der Macht auch die Verantwortung wieder abgeben kann. Und der Sohn muss den vielen Unterricht nacharbeiten, den er geschwänzt hat.
- "88 Dinge, die Sie mit Ihrem Kind gemacht haben sollten, bevor es auszieht", unter diesem Titel geben Hans Rath und Co-Autor Edgar Rai aus eigenem Erleben väterliche Tipps und Denkanstöße für Abenteuer verschiedenster Art. Denn nicht eine perfekte Erziehung, sondern gemeinsame Erlebnisse und Vergnügen bleiben in Erinnerung. Das Abenteuer muss nicht, aber kann Kirschen klauen sein. Oder über Liebe reden. Oder einen Plan machen, die Welt zu retten.
- "Die Mutter des Erfolgs" heißt Amy Chua und hat mit ihren rigiden Erziehungsmethoden schon viel Wirbel verursacht. Die Yale-Professorin ist Kind chinesischer Einwanderer und trimmt ihre Tochter auf Höchstleistungen. Selbst vor der Drohung, bei ungenügender Leistung die Stofftiere zu verbrennen, schreckt sie nicht zurück. Das weckt beim westlichen Leser Widerstand und Widerwillen. Dennoch regen zumindest die Vergleiche des östlichen mit dem westlichen Erziehungsstil auch zum Nachdenken an.
- "Babybeschiss" von Julia Heilmann und Thomas Lindemann zeigt auf, wie bereits vor der Geburt die Materialschlacht um die zahllosen Babyprodukte beginnt, die der schier unerschöpfliche Markt bietet. Überteuerte Kinderwagen, Windeltwister, gebogenes Essbesteck oder Frühförderung für Kleinstkinder - elterlicher Ausstattungswahn führt immer wieder zu Fehlkäufen.
- Aberwitzig, aber nicht albern kommt Kevin Wilsons Roman "Die gesammelten Peinlichkeiten unserer Eltern in der Reihenfolge ihrer Erstaufführung" daher. Nicht unbedingt ernst zu nehmen ist auch der "Elternkatalog: Aussuchen - Bestellen - Ausprobieren" von Claude Ponti. Hier kann man die eigenen Eltern mal gegen solche aus dem Versandkatalog austauschen, bei Nichtgefallen Rücktausch möglich.
15.01.13
Neumarkt: Rund um "Kinder"