"Entspannte" Unternehmer

NEUMARKT. Entspannt und ausgeglichen zeigt sich zu Jahresbeginn die konjunkturelle Lage im IHK-Bezirk laut Konjunkturumfrage unter 460 Unternehmern.

Bei der Neumarkter Firma "Dehn und Söhne" schnellen die Exportzahlen im außereuropäischen Raum in die Höhe, während das Inlandsgeschäft stagniert, hieß es. Das Unternehmen verkauft Geräte zum Beispiel an Betreiber von Wind- und Sonnenkraftwerken.

Obwohl die elektrotechnische Branche insgesamt gut da stehe, sei man bei Dehn "stark von der Entwicklung der Photovoltaik abhängig", sagte Thomas Dehn. "Natürlich berührt uns die Frage, wie es weitergeht bei den regenerativen Energien" Die Zeiträume, die die Bundesregierung für die Energiewende ansetzt, seien zu kurz, sagt Dehn und fordert eine "realistische Einschätzung des Prozesses".

Die Euro-Krise hemme die Geschäfte im europäischen Ausland, hieß es von der IHK. Laut Konjunkturbericht fiel der Rückgang von Aufträgen aus dem EU-Raum besonders deutlich aus: Quer durch alle Branchen melden das 41 Prozent der befragten Unternehmen. Skeptiker befürchten, dieser Trend könne sich fortsetzen, wenn die Krise weiter anhalte. Individuell reagieren Unternehmen mit starkem Fokus auf den Außenhandel, indem sie sich auf Wachstumsländer in Afrika oder Asien konzentrieren.

Auf der anderen Seite war die Auslastung der Kapazitäten zu Jahresbeginn relativ hoch. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind ausgeglichen. 35 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre Lage als gut. Was die Geschäftserwartungen angeht, sind die Unternehmer in der Region optimistischer als noch im Herbst. Während Industriebetriebe wegen der hohen Rohstoff- und Energiepreise unter einem erhöhten Kosten- und Wettbewerbsdruck stehen, profitieren Dienstleister und vor allem die Bauwirtschaft von der günstigen Konjunkturentwicklung der letzten Monate, hieß es.

Analog zur leicht abgeschwächten Konjunktur habe auch die Fachkräftefrage an Brisanz verloren. Insgesamt soll die Beschäftigtenzahl in den nächsten Monaten relativ konstant bleiben. In den einzelnen Branchen sind die Personalplanungen jedoch unterschiedlich. Die stagnierende Nachfrage nach Arbeitskräften in der Industrie würden die positiven Einstellungspläne in Bauwirtschaft, Dienstleistungen und Tourismus ausgleichen. Die Lockerung der Kurzarbeiterregelung als flexibles Instrument für kurzfristige Auftragsrückgänge werten die Unternehmen als sehr konstruktiv.

Von der weitgehend stabilen Beschäftigungslage und den weiterhin hohen Einkommensniveaus profitiert der Handel. Georg Stephan, Mitglied der Geschäftsleitung beim Möbelhof Parsberg, sieht gute Umsatzchancen für 2013. Das Unternehmen setzt auf Wachstum und wird investieren, vor allem in Flächen und in die Personalausbildung.

Industrie

Die aktuelle Geschäftslage in der Industrie zeigt sich leicht geschwächt. 34,4 Prozent positiven Beurteilungen stehen 10,6 Prozent Negativantworten gegenüber. Dabei zeichnen sich zwei Tendenzen ab: Unternehmen, die nach eigenen Angaben in letzter Zeit ihre Vertriebsaktivitäten erhöht und Produktinnovationen sowie höherwertigere Produkte auf den Markt gebracht haben, melden eine positive Entwicklung der Erträge. Im Gegensatz dazu berichten vor allem Investitionsgüterproduzenten von hohem Kostendruck und verstärktem Wettbewerb. Die Geschäftserwartungen im verarbeitenden Gewerbe verbesserten sich leicht. Die Automobilzulieferindustrie wappnet sich jedoch für einen Auftragsrückgang.

Bauwirtschaft

Im Vergleich zur Herbstumfrage sank saisonal bedingt die Zahl derer, die ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut bewerteten von 52 auf 33,3 Prozent. Das Volumen der Bauaufträge ist rückläufig. Der Schwerpunkt liegt im Wohnungsbau. Die hohen Stahl- und Kraftstoffpreise können nur im Hochbau weitergegeben werden. Im Tiefbau ist der Wettbewerb dafür zu stark.

Ein Anstieg bei den Beschäftigtenzahlen zeichnet sich – auch mangels Facharbeitern – für 2013 nur in geringem Maße ab. Die Bauwirtschaft sucht Auszubildende. Die Geschäftserwartungen der Bauunternehmen sind wieder zuversichtlicher. Der Auftragsbestand für die nächsten Monate wird höher als zum Jahresbeginn 2012 angegeben. Trotzdem äußern nur 12,5 Prozent der Firmen Investitionsabsichten. Durch die in den letzten Jahren aufgebauten Überkapazitäten in der Baubranche befürchten einige Umfrageteilnehmer bei weiterer konjunktureller Abkühlung einen Preisverfall.

Dienstleistungen für Unternehmen

Der Klimaindikator der Dienstleistungsunternehmen gab im Vergleich zum Herbst 2012 leicht nach. Angaben der Teilnehmer zufolge erfordern immer komplexere Aufträge und weitgefächerte Angebote einen intensiveren Personal- und Ressourceneinsatz. Diese Kosten müßten an die Kunden weitergegeben werden. 40,4 Prozent planen Preiserhöhungen. Durch die Nähe zur in der Region starken Automobilindustrie wächst die Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen beispielsweise in der Zeitarbeitsbranche.

83 Prozent aller Dienstleistungsunternehmen rechnen damit, dass die Auftragslage in den kommenden Monaten gleich bleiben oder sogar steigen wird. 22,5 Prozent geben an, investieren zu wollen, dabei stehen Ersatzbeschaffungen im Vordergrund. Personalbedarf besteht bei einem Fünftel der Umfrageteilnehmer.

Handel

Durch das gute Weihnachtsgeschäft hat sich im Einzelhandel zum Jahresende die Einschätzung der Geschäftslage stabilisiert. Bei den Umsätzen zeigt der Trend zwar seit 2009 stetig nach oben, allerdings profitieren nicht alle. Die Erwartungen im Textilhandel haben sich im letzten Quartal 2012 nicht erfüllt. Unternehmen mit einem zweiten Standbein im Internet berichten über bessere Erträge im Vergleich zum stationären Handel.

Von Umsatzrückgängen ist insbesondere die Unterhaltungselektronik betroffen. Im Großhandel melden 91,8 Prozent eine gute oder befriedigende Geschäftslage. Den Außenhandel trüben Ausfuhrverbote in Ursprungsländern und der starke Wettbewerb auf dem Rohstoffmarkt . Von stagnierenden Preisen geht über die Hälfte der Handelsunternehmen aus. Bei Investitionen wollen sich die Betriebe zurückhalten, nur 22 Prozent haben Rücklagen gebildet.

Tourismus

Die Einschätzungen der Tourismuswirtschaft im IHK-Bezirk sind verhalten. Im Gegensatz zum übrigen Bayern stagnierten die Übernachtungszahlen in den letzten Monaten. Das milde Wetter hemmte den Wintertourismus in der Region. Dennoch vermeldet das Hotel- und Gaststättengewerbe eine durchschnittliche Zimmerauslastung von 59,1 Prozent (Bayern: 55,7 Prozent). 76,6 Prozent der Umfrageteilnehmer berichten über gestiegene Kosten. Die Erwartungen für die nächsten Monate sind neutral.
07.02.13
Neumarkt: "Entspannte" Unternehmer
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